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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Vandalismus am St. Salvator: Herz-​Jesu-​Brünnlein jetzt hinter Gittern

Pilger und Spaziergänger am St. Salvator trauen ihren Augen nicht. Die Ecce-​Homo-​Kapelle mit ihrem sagenumwobenen Herz-​Jesu-​Brünnlein am Kreuzweg zur Felsenkirche ist mit einem Gitter „wegen Vandalismus“ abgesperrt.

Donnerstag, 22. Oktober 2020
Heino Schütte
1 Minute 44 Sekunden Lesedauer

Nur aus der Distanz kann das sagenumwobene und vom Salvator-​Freundeskreis renovierte Herz-​Jesu-​Brünnlein, bewundert werden. „Uns blieb keine andere Wahl“, bedauert Werner K. Mayer, Vorsitzender der Salvator-​Freunde. Es stimmt traurig, dass eine Jesus-​Darstellung aus Sicherheitsgründen hinter Gitter gestellt werden muss. Ungläubige Grab– und Kirchenräuber soll es in den letzten, dunklen Jahrhunderten ja zuhauf gegeben haben. Und neuerdings machen auch Opferstockräuber Schlagzeilen. Oder auch das: Auf der Jagd nach wertvollen Metallen verschwinden Heiligenfiguren von Friedhöfen. Dass aber aktuell in Gmünd eine heilige Stätte wegen Vandalismus geschlossen werden muss?! An der Wallfahrtsstätte St. Salvator und besonders in und an der Ecce-​Homo-​Kapelle ist es in den letzten Wochen und Monaten trotz Kontrollen der Polizei und des Kommunalen Ordnungsdienstes zu Saufgelagen und auch zu Sachbeschädigungen gekommen. Die Videoüberwachung wurde nun ausgebaut. Mehr dazu am Freitag in der Rems-​Zeitung.
Hier vorab auch ein Kommentar von RZ-​Redakteur Heino Schütte:

Ungläubige Respektlosigkeit

Ein Bild, das entsetzt und fast sprachlos macht: Wegen Vandalismus muss der Zugang zu einem in Gmünd angestammten christlichen Ort mit einem Sperrgitter verschlossen werden. Das mag zwischenzeitlich landesweit kein Einzelfall mehr sein. Doch am St. Salvator hat diese Szene des hinter Gitter gesetzten Sohn Gottes am Herz-​Jesu-​Brünnlein besondere Symbolkraft. Über 400 Jahre lang waren solche Absperrmaßnahmen nicht notwendig, schon gar keine Videoüberwachung. Was nächtliche Partygänger mit ungläubiger Respektlosigkeit oder mit vielleicht entschuldbarer Unwissenheit begehen, ist auch ein Schlag ins Gesicht jener Bürgerinitiative, die sich überkonfessionell schon seit mehr als zehn Jahren um Pflege und Erhalt dieser Wallfahrtsstätte mit ihrer einmaligen Sakralkunst ideell, finanziell und eigenhändig ins Zeug legt. Probleme kann man nicht lösen, indem man sie verschweigt: Ein großer Anteil der Salvator-​Vandalen sind junge Leute mit Migrationshintergrund. Das kann nur ein weiterer Ansporn dazu sein, das Gmünder Grundgesetz namens „Charta der Gemeinsamkeiten“ immer wieder in Erinnerung zu rufen.
In der Charta ist von allen gesellschaftlichen Gruppen ein tolerantes, respektvolles und interreligiöses Miteinander zugesichert worden. Und in der Gmünder Charta wird auch darauf hingewiesen, dass diese, unsere gemeinsame Stadt eine Jahrhunderte alte christliche Tradition hat. Ein heiliger Ort, der wegen Vandalismus und Farbschmierer dauerhaft abgesperrt werden müsste, würde die Gmünder Charta zu einem Papiertiger machen. Bildung und interkulturelles Wissen sind wichtiger denn je. Hätten sich solche Sachbeschädigungen wie am Sankt Salvator an heiligen Stätten anderer Religion abgespielt, hieße dies nicht mehr „Vandalismus“, sondern „Anschlag“
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