Kommentar: Weststadt-Projekte und Wohnbau-Verdichtung
Projektentwickler und Investoren wollen in der Gmünder Weststadt in naher Zukunft insgesamt drei Wohnanlagen mit rund 250 Wohneinheiten realisieren. Allein 167 Wohnungen sollen auf dem Fehrle-Areal entstehen (Bild). Es gibt dazu viele kritische Fragen aus der Bürgerschaft. Dazu prägt zunehmend der Ruf nach verdichteter Wohnbebauung die Siedlungs– und Bauplatzpolitik im Gemeinderat. Die Rems-Zeitung berichtet darüber ausführlich in ihrer Ausgabe am Donnerstag. Zur Thematik hat RZ-Redakteur Heino Schütte auch einen Kommentar mit einer etwas anderen Betrachtungsweise geschrieben, gerne auch zum Mitdiskutieren:
Donnerstag, 25. Juni 2020
Heino Schütte
1 Minute 56 Sekunden Lesedauer
Die neue Wohnungsbau-Zauberformel der Verdichtung schreitet nun in der Weststadt und auch in anderen Gmünder Baugebieten weiter voran. Corona ist leider geschuldet, dass die angekündigte große und umfassende Bürgerinformationsveranstaltung zum Fehrle-Projekt ausfiel. Ein Fehler. Es wäre auch für den Gemeinderat besser gewesen, sich zunächst die Meinungen der Bürger– und Wählerschaft anhören zu können, ehe die Pläne mit vorauseilender Begeisterung auf den Weg geschickt wurden.
Kein Wohnbauprojekt und kein neues Baugebiet, auch wenn es sich nur um vier mögliche Bauplätze handelt, durchwandert derzeit die Rathaus-Gremien ohne den zeitgemäß gewordenen Ruf nach Verdichtung durch die neue Gemeinderatsmehrheit jenseits der CDU zu hören. Verdichtung soll helfen, dem rasanten Landschaftsverbrauch Einhalt zu gebieten, mithin auch das Klima zu schützen. Ein normaler Häuslebauer wird derzeit fast schon von einem schlechten Öko-Gewissen geplagt, wenn er seinen Traum vom Eigenheim mit Gärtle verwirklicht.
Doch es stellt sich auch die Frage, ob es zukunftsgerecht ist, jede noch vorhandene grüne Frei– oder auch Hangfläche innerhalb einer Stadt oder Gemeinde politisch als Baulücke zu betrachten und verdichtet zu bebauen.
Einige extrem verdichtete Wohnbauprojekte in Gmünd erinnern eh schon an Bienenwaben oder Weltraumstationen über deren Aussehen und Auswirkungen auf die architektonische und soziale Stadtkultur nachfolgende Generationen ihre Urteile fällen werden. Auch unverdichtete Siedlungen mit einer verantwortungsvoll gepflegten und vielfältigen Gartenlandschaft sollten nicht verteufelt werden, könnten sogar ökologisch wertvoller sein als der Maisacker zuvor.
Und bei genauer Betrachtung sind auch sehr viele Politiker, die aktuell im gewiss guten und wichtigen Öko-Geist nach Wohnbau-Verdichtung rufen, unverdichtete Eigenheimbesitzer.“
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