Jello Krahmer: Wenn die Hautfarbe die Herkunft in Frage stellt
Jello Krahmer aus Lorch ist fast zwei Meter groß, sehr muskulös und hat ein freundliches Lächeln auf den Lippen. Der 24-jährige Ringer hat als Mitglied der deutschen Nationalmannschaft im Februar bei der Europameisterschaft eine Bronzemedaille gewonnen. Seine Hautfarbe ist das einzige Merkmal, das Krahmers Herkunft in Frage stellt.
Mittwoch, 15. Juli 2020
Alex Vogt
1 Minute 43 Sekunden Lesedauer
Er lebt in Lorch und Heidelberg, spricht die deutsche Sprache besser als mancher Gymnasiast. Als Kind war für ihn klar, dass er Deutscher ist. Erst über die Jahre stellte er sich die Frage, ob er Deutscher ist? „Behandelt wie einer wirst Du nicht”, gibt er sich selbst die Antwort.
Als Kind sagte ein Passant zu ihm: „Klau nichts!” Dabei fuhr der kleine Jello nur mit seinem Roller auf einem Parkplatz umher. „Ich habe das damals gar nicht verstanden. Aber meine Mutter regte sich auf, als ich es ihr erzählt hatte”, erinnert sich Krahmer. „Sie hat die Tragweite verstanden. Ich dachte, so etwas sagt man eben.” Ein paar Jahre später im Gymnasium. Der Lehrer fragt, wer dran ist, die Tafel zu putzen. Ein Mitschüler sagt: „Der Schwarze muss.“ Ein Raunen geht durch die Klasse. „Ich habe ihm ein unfreundliches Wort an den Kopf geworfen”, erzählt Krahmer. „Jello, putz die Tafel“, sei die wütende Reaktion des Lehrers gewesen. „Was soll ich machen? Ich muss mich ja irgendwie wehren”, verteidigt sich Krahmer heute noch.
Ein paar Jahre später im Studium bei einer Einführungsveranstaltung. Der Raum brechend voll, Studenten sitzen auf den Gängen und stehen teilweise. „Es wollte sich einfach keiner neben mich setzen”, so Krahmer. Es dauert, bis er Anschluss findet. „Mein erster Freund war ein Student mit kurdischer Abstammung. Man hält zusammen”, schmunzelt er.
Nur im Verein ist seine Hautfarbe kein Thema. Und das nicht nur, weil sein Stiefvater Trainer beim ASV Schorndorf ist. „Während der Saison wird man damit konfrontiert, dass Athleten aus dem Ausland kommen”, erzählt Krahmer. „Du lernst, dass es ganz normal ist, wenn jemand anders aussieht und eine fremde Sprache spricht. Beim Ringen zählen nur Dein Charakter, Deine Motivation und Deine Liebe für den Sport. Darum sollte es auch im Leben gehen.“
Den gesamten Bericht von Florian Ladenburger lesen Sie in der Rems-Zeitung vom 15. Juli.
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