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„Schluss mit dem Tunnelblick auf Corona“

Aktuelle Leserreaktionen, die sich mit der Corona-​Pandemie befassen, haben PD Dr. Jens Mayer, Dr. Erhard Bode und Dr. Karlheinz Tiedemann für den Vorstand der Kreisärzteschaft Gmünd zum Anlass genommen, um eine Stellungnahme zu verfassen.

Freitag, 21. August 2020
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 52 Sekunden Lesedauer

„Wir alle freuen uns, dass in einer lebendigen Demokratie Meinungen frei geäußert werden und in einem lebhaften Austausch der Argumente und Meinungen das Beste für unsere Gesellschaft gesucht, oft auch gefunden wird. So mag man aktuell den Eindruck gewinnen, dass die Corona-​Pandemie das allumfassende Thema ist und andere Themen in den Hintergrund treten oder gar vernachlässigt werden. Gleichwohl können Leserbriefe wie auch vorhergehende Briefe ähnlichen Inhalts nicht unwidersprochen bleiben, insbesondere, weil diese aus der bequemen Sichtweise eines weitgehend von der Pandemie verschonten Landes Kritik üben, in der Weise, dass man ja hinterher immer schlauer ist.
Vergessen wir nicht, dass wir Ende März eine Situation hatten, in der im Elsass, in Italien, in Spanien eine Triage der zu Behandelnden erforderlich wurde, dass Tausende deutlich vor der Zeit zu Tode kommen, darunter auch zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gesundheitswesens. Diese Situation haben wir aktuell weiterhin in vielen Staaten. Dass wir in Deutschland nicht mit dieser Situation zu kämpfen hatten, ist nicht zuletzt den damals durchgeführten Maßnahmen zu verdanken.
Halten wir uns vor Augen, dass Covid-​19 als eine eher leicht verlaufende Erkrankung deklariert wird, die aber eben auch nicht selten schwere Verläufe hat, mit einer nachhaltigen Invalidisierung der Betroffenen lange über die akute Krankheitsphase hinaus. Dies nicht nur bei Menschen mit Vorerkrankungen oder hohem Alter. Und wie wir beim Blick auf viele Länder sehen, ist die Erkrankung für viele, ja sehr viele Menschen tödlich.
Gerne fordern wir alle Verschwörungstheoretiker und Corona-​Leugner auf, sich einmal mit der Realität zu beschäftigen: Schauen Sie doch mal, wie Erkrankte in Todesangst um Luft ringen, sehen Sie die Trauer der Angehörigen derer, die zu früh verstorben sind, erkennen Sie die Erschwernisse derer, die sich um die Versorgung der Erkrankten kümmern. Auch Sie können erkranken. Ist man dann bereit, auf eine erforderliche Behandlung oder gar Beatmung zu verzichten? Wohl eher nicht. In einem Leserbrief wird gefordert, „den Bürgern ihre Eigenverantwortung zurückzugeben“? Was ist damit gemeint? Richtig! Gerade in Zeiten der wieder ansteigenden (Infektions-)Gefahr ist Verantwortung und Verantwortlichkeit das Gebot der Stunde! Aber dem Leser drängt sich auf, dass hier Eigenverantwortung vielleicht mit Eigensinn – oder klarer: Egoismus – verwechselt wird? Gegenüber dem eigenen Leben und der eigenen Gesundheit trägt natürlich jeder Eigen-​Verantwortung. Aber jeder trägt auch eine Verantwortung gegenüber seinem Nächsten, der Gesellschaft und damit auch denen, die um ihren Arbeitsplatz/​Existenz bangen.“

„Verantwortung bedeutet, dass man nicht durch eigenes Verhalten zur Verbreitung des Virus beiträgt. Nur das dient dem Eigenschutz, schützt die besonders Gefährdeten und hilft mit, einen weiteren wirtschaftlichen Kollaps zu verhindern.“

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