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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Marginalien: Was ist denn eigentlich die Normalität?

Masken beim Einkaufen und auf dem Krämermarkt, 3-​G-​Kontrollen in der Gastronomie und bei Veranstaltungen wie „Musik in Gmünder Kneipen“. Gleichzeitig ist die Rede von „weiteren Schritten zurück in die Normalität“? Aber was ist in diesem Zusammenhang eigentlich — „die Normalität“? Lesen Sie dazu die „Marginalen“ der Rems-​Zeitung — hier auch online in voller Länge und gratis!

Sonntag, 17. Oktober 2021
Gerold Bauer
2 Minuten 34 Sekunden Lesedauer

Was ist Normalität?
Von einem weiteren Schritt zurück in die Normalität spricht der Handels– und Gewerbeverein Schwäbisch Gmünd im Hinblick auf den verkaufsoffenen Sonntag an diesem Wochenende. Schließlich wurde der Einzelhandel seit eineinhalb Jahren im Zuge der Corona-​Pandemie ziemlich schwer gebeutelt und hatte bisher noch nicht die Chance, die Einbußen aus den Lockdowns und dem verpassten Weihnachtsgeschäft im Vorjahr irgendwie auszugleichen.
Aber was bedeutet für den Handel eigentlich Normalität? Abgesehen von der Pflicht, beim Einkaufen eine Maske tragen zu müssen, ist die Normalität dort längst wieder eingekehrt. Wir dürfen uns seit Monaten wieder in den Läden persönlich beraten lassen, bekommen vom Fachpersonal die Funktionsweise von technischen Produkten erklärt und können beim Kauf von Kleidung die Stoffe in die Hand nehmen, um sie buchstäblich zu begreifen. Der „Lappen“ vor dem Gesicht stört eigentlich nur dann, wenn er an der Nase nicht richtig sitzt und deshalb bei Brillenträgern die Sicht etwas „benebelt“ wird. Und was den verkaufsoffenen Sonntag betrifft: Es gelten für die genehmigen Öffnungszeiten absolut die gleichen Bedingungen wie unter der Woche. Also ebenfalls normal.
Wo es noch nicht ganz so normal zugeht ist in der Gastronomie. Denn während man in einem Laden – eben mit Maske – reinspaziert und nach dem Kauf wieder geht, muss man als Gast im Café, in der Bar oder im Speiselokal noch seine Kontaktdaten angeben und eines der drei „G“ nachweisen. Entweder relativ bequem per App auf dem Mobiltelefon oder auf ganz klassische Weise auf einem Blatt Papier. Sitzt man dann aber am Tisch ist alles schon wieder normal. Abgesehen davon, dass man bei den Service-​Kräften das Lächeln noch anhand der Körpersprache und der Augen ablesen muss. Denn das Personal in der Gastronomie ist noch vermummt.
Apropos vermummt: Der einstige Gmünder und spätere Stuttgarter Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Schuster erinnerte sich bei seinem Aufritt auf der Remspark-​Bühne am „Tag der Deutschen Einheit“ auch an Demonstrationen und Blockaden gegen die mit Atomsprengköpfen bestückten Pershing-​II-​Raketen in Mutlangen. Damals hatte Bundesinnenminister Friedrich Zimmermann verfügt, dass Teilnehmer an Demonstrationen nicht ihr Gesicht verhüllen dürfen. Es galt das so genannte „Vermummungsverbot“. Angesichts der Corona-​Auflagen für Kundgebungen und Demonstrationen meinte Dr. Schuster schmunzelnd: „Inzwischen ist es ja genau umgekehrt!“
Wie sich eine „Vermummung“ mit der ausgelassenen Stimmung bei der „Musik in Gmünder Kneipen“ unter einen Hut, pardon unter eine Maske bringen lässt, war vor dieser Veranstaltung eifrig diskutiert worden. Die Realität zeigte, dass es in der Praxis recht gut funktionierte. Am Eingang wurde sorgfältig der 3-​G-​Nachweis kontrolliert, drinnen durfte man sogar noch etwas ausgelassener feiern, als zunächst angenommen. Streng genommen hätte niemand im Stehen ohne Maske Musik hören und Beifall klatschen dürfen. Doch mancher Wirt ließ die Fünf gerade sein und verzichtete bei Geimpften, Genesenen und Getesteten auf die „Spaßbremse“.
Auf dem Krämermarkt gelten ebenfalls ganz praktikable Regeln, die einem keineswegs den Einkaufsbummel verderben. Wer Hunger hat, darf die Wurst so heiß essen, wie sie gebraten wurde. Sprich sich das Essen sofort nach dem Kauf und im Gehen oder Stehen schmecken lassen. Wer nichts isst oder trinkt muss eine Maske tragen. Aber mal ehrlich: Damit lässt sich leben. Und unterm Strich kann es nicht oft genug gesagt werden: Die Menschen haben es ja selbst in der Hand, die Impfquote noch zu steigern. Dann nämlich kehrt recht schnell die volle Normalität zurück. (meltemi)

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