Christliche Kirchen und Moschee gegen Gewalt und Terror

Heubach

Rems-Zeitung

Mit einer gemeinsamen Erklärung wollen die christlichen Kirchen und die Ulu-​Moschee in Heubach ein deutlich sichtbares Zeiten gegen Gewalt und Terrorismus aus politischen oder religiösen Motiven setzten.

Montag, 01. März 2021
Gerold Bauer
106 Sekunden Lesedauer

Die Welt werde immer wieder erschüttert von einer Serie von Attentaten auf das Leben von Menschen, heißt es in diesem Papier. Dazu werden als Beispiele folgende Attentate auflistet: am 15. März 2019 durch Brenton Tarrant in zwei Moscheen in Christchurch; am Ostersonntag, 21. April 2019, auf christliche Kirchen auf Sri Lanka; in Hanau am 20. Februar 2020 durch Tobias Rathjen; am 9. Oktober 2019 in Halle durch Stephan Balliet mit dem Versuch, am höchsten jüdischen Feiertag die Synagoge zu stürmen; am 18. Oktober 2020 durch Abdoullakh Anzorov am Lehrer Samuel Paty in Paris; am 2. November 2020 in Wien durch Kujtim Fejzulai.
Mit folgendem Text beziehen Christen und Muslime in Heubach gemeinsam dazu Stellung:
„Wir Männer und Frauen in der Leitung der evangelischen, der evangelisch-​freikirchlichen und der katholischen Gemeinde sowie in der Leitung der Ulu-​Moschee nehmen dazu Stellung:
Jeder Angriff auf das Leben eines Menschen ist ein Angriff auf den Schöpfer allen Lebens. Jeder Versuch, solch einen Angriff mit einem Auftrag Gottes zu begründen, missbraucht den Namen Gottes. Gott in seiner Größe braucht keinen Menschen, der ihn verteidigt. Immer wieder gab und gibt es in der Geschichte jeder Religion schrecklichste Taten, mit denen sich Menschen anmaßen, Gottes Platz einzunehmen und zu tun, was nur ihm zukommt: auf seine Weise über Menschen zu richten. Das Ziel jeden Attentates ist es, die Saat des Hasses zwischen Menschen zu säen, diese Saat aufgehen zu lassen und Menschen voneinander zu trennen: Gläubige und Ungläubige, Christen und Muslime, Deutsche und Nichtdeutsche.
Dem setzen wir entgegen: Wir suchen das Gespräch und arbeiten daran, dass es möglich ist, über alles, auch Schwieriges zwischen uns, zu reden und vertrauen darauf, dass Worte helfen, zu einander zu finden. Wir richten unsere Arbeit und Verkündigung in unseren Gemeinden darauf aus, unsere Gemeindeglieder, insbesondere die Jugendlichen zu ermutigen und zu befähigen, jeder Verachtung, jedem Hass einem Mitmenschen gegenüber entgegen zu treten. Wir verabscheuen die Taten der Mörder von Christchurch, Halle und Wien, aber wir weigern uns, diese Mörder zu „Un-​Menschen“ zu erklären – damit hätten sie über unser Denken und Fühlen gesiegt und wir wären Opfer und Mittätern ihres Hasses geworden.
Wir fordern, dass die Täter vor einem öffentlichen Gericht zur Rechenschaft für ihr Tun gezogen werden und eine gerechte Strafe erhalten.
Wir werden mit unseren Worten und unserem Umgang miteinander dafür eintreten, dass Achtung, Toleranz und der Willen zur Auseinandersetzung zwischen uns Platz haben und behalten.“