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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Geplantes Schönblick-​Seniorenheim: Streit um Umwandlung des dafür notwendigen Waldstücks

Das Christliche Zentrum Schönblick im Stadtteil Rehnenhof-​Wetzgau will ein neues Seniorenpflegeheim mit einem Schwerpunkt für an Demenz erkrankte Menschen bauen. Weil dazu auf dem Gelände am Rande des Taubentals ein 7500 Quadratmeter großes Waldstück (Bild) geopfert beziehungsweise an anderer Stelle wieder aufgeforstet werden soll, gibt es heftige Proteste.

Dienstag, 16. März 2021
Heino Schütte
1 Minute 43 Sekunden Lesedauer

Aktueller Anlass der Diskussion ist eine „Umwandlungserklärung“ mit der jetzt die Forstbehörde unter bestimmten Bedingungen ihr Einverständnis zu diesem Projekt bekundet hat. Die Bürgerinitiative Taubental sowie Teile des Gemeinde– und Ortschaftsrats hinterfragen dies kritisch. Andere der gewählten Bürgervertreter begrüßen jedoch das Schönblick-​Projekt und argumentieren in der Abwägung: Menschen seien doch wichtiger als Bäume, die an anderer Stelle wieder wachsen können.
Ausführliches zum Streit über das Waldstück am Mittwoch in der Rems-​Zeitung, hier vorab ein Kommentar von RZ-​Redakteur Heino Schütte:

Vertrauen
Dass über Bauprojekte im Zusammenhang mit Flächen– und Baumverluste immer heftiger diskutiert wird, überrascht nicht. Denn die Fragestellungen dazu sind eng mit dem Jahrhundert-​Thema Klimaschutz verknüpft. Spannend beim Schönblick-​Vorhaben ist der Streit zwischen Theologen. Dies mit einer Auseinandersetzung, in der immer wieder die Kernfrage auftaucht: Was ist wichtiger, Mensch oder Baum? Die Antwort ist doch einfach: Beides ist für Schutz und Bewahrung der Schöpfung gleich wichtig. Eine Erde ohne Bäume wäre das Ende der Menschheit. Gewiss geht der Mensch bei der Abholzung von Urwäldern in Südamerika und von Stadtbäumen in Gmünd sträflich-​leichtsinnig mit dieser Lebensgrundlage um.
Andererseits ist es ärgerlich, wie das Thema Baum hierzulande zwischenzeitlich zur Ideologie wird. Waldarbeiter im Taubental müssen heutzutage zunächst einen Infostand aufbauen, ehe sie dass machen, was schon Generationen zuvor guten Gewissens praktizierten: Waldbewirtschaftung. Holzernte liefert ökologische Baustoffe und nachwachsende Energie. Prinzip der Forstleute: Nie mehr aus einem Wald rausholen, was gleichzeitig aufgeforstet und nachwachsen kann.
Forstexperten waren nun auch beim Schönblick-​Projekt am Werk. Sie führten eine Abwägung durch. Die Fragestellung: Was bringt dem Menschen einen wichtigen Nutzen, ohne dem Wald einen dauerhaften Schaden zuzufügen. Die Lösung ist in diesem Fall ein Umzug eines Waldstücks an einen anderen Ort. Dafür entsteht ein Lebensraum für 60 Senioren und an Demenz erkrankte Menschen. Wobei ein Teil auch der zunächst gewiss wüst gerodeten Baustellenfläche wiederum als Park und Niederwald als Paradies für Mensch und Tier gestaltet wird.
Das Christliche Zentrum Schönblick fühlt sich schon seit 100 Jahren mit der Natur verbunden und war bei der Landesgartenschau der bewunderte Evergreen in Sachen Klima– und Umweltschutz, also auch beim sorgsamen Umgang mit der Schöpfung. Dem Schönblick sollte deshalb Vertrauen dafür entgegengebracht werden, dass für Mensch und Natur ein verantwortungsvoller Abwägungsprozess eingeleitet ist.

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