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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Warum es beim TSB Gmünd jetzt nicht nur um Geld, sondern ums Ganze geht

Grafik: RZ

Der TSB Gmünd macht derzeit Schlagzeilen. Das ist für einen Verein prinzipiell ja vorteilhaft, vor allem wenn es um sportliche Erfolge geht. Aktuell geht es beim zweitgrößten Gmünder Mehrspartenverein aber mehr um das Geld — und letztlich ums Ganze. Denn beim Geld hört auch in einem Verein oft die Freundschaft auf. Lesen Sie dazu die Marginalien der Rems-​Zeitung in vollem Umfang und gratis!

Sonntag, 02. Oktober 2022
Franz Graser
2 Minuten 44 Sekunden Lesedauer

Im Wort „Verein“ steckt Einigkeit

Der TSB Schwäbisch Gmünd ist derzeit häufiger in den Schlagzeilen, als es der ehrenamtlichen Vereinsführung lieb ist – zumal es inzwischen auch kritische Töne aus der Stadtverwaltung im Hinblick auf fehlende Kommunikationsbereitschaft gibt. Eigentlich könnte ja alles so schön sein. Denn der Verkauf des alten Sportgeländes in der Buchstraße im Zuge der Ausweisung eine Wohngebiets brachte unterm Strich deutlich mehr Geld in die Vereinskasse, als alle zunächst erwartet hatten. Nun könnte man ja meinen, dass ein solcher Geldsegen dazu führt, dass dann für jeden ein großes Stück vom Kuchen abfällt und alle damit glücklich sind. Was in diesem besonderen Fall allerdings mitnichten der Fall ist…

Man hat eher den Eindruck, dass die zusätzlichen Millionen zu einem Verteilungskampf geführt haben, der nun in ein Hauen und Stechen ausartet. Beim Geld hört ja bekanntlich die Freundschaft auf, und so ist derzeit beim zweitgrößten Mehrspartenverein in der Stadt Gmünd – nur die SG Bettringen hat noch mehr Mitglieder – gewaltig der Wurm drin.

Angesichts des deutlich höheren Verkaufspreises für das Grundstück möchte die Stadt Gmünd den Verein bei der Finanzierung des neuen Sportzentrums im Laichle stärker in die Pflicht nehmen. Auch die Rechtsanwälte, die an der juristischen Abwicklung des Geschäfts beteiligt waren, möchten ihren Anteil haben; der Architekt fordert das Honorar für seine bereits erbrachten Leistungen ein. Und der Verein macht sich Sorgen, dass am Ende des Tages nicht mehr genug Geld da ist, um das geplante Projekt im Stadtteil Wetzgau-​Rehnenhof bezahlen zu können. Denn jene Preissteigerung, die dem Verein beim Verkauf der Immobilie in der Oststadt Vorteile brachte, holt den TSB beim neuen Vereinssportzentrum in Form von deutlich höheren Baukosten wohl wieder ein.

Es ist nicht zielführend, wenn Außenstehende sich im Rechtsstreit als „Schiedsrichter“ aufspielen. Wessen Interessen berechtigt sind, werden in erster Linie die Gerichte klären müssen. Eine erste Verhandlung findet bereits in wenigen Tagen vor dem Landgericht in Ellwangen statt.

Eines ist aber klar: Was der TSB braucht, ist in dieser Lage jene Eigenschaft, die einen Verein auszeichnen muss, weil sie ihm schon durch den Namen anheim gestellt wird: Einigkeit! Wenn der Vorstand und die Mitglieder in dieser Lage nicht zusammen halten, sondern sich womöglich noch selbst zerfleischen, dann steht für den TSB sehr viel mehr auf dem Spiel als das Geld. Dann besteht die Gefahr, dass nicht nur einzelne Mitglieder verärgert austreten, sondern womöglich ganze Abteilungen den Schlussstrich ziehen und künftig als eigenständige kleine Einspartenvereine ihren Weg gehen. Vereinzelt hat es so etwas in der Vergangenheit schon gegeben, wenn es jetzt aber von der Ausnahme zur Regel wird, prallt der Vereinsdampfer auf ein Riff und zerbricht.

Um das zu verstehen, hilft ein Blick in die Vergangenheit, denn vor Jahrzehnten gab es die Idee, für Gmünd durch Fusionen einen richtig großen Verein zu erschaffen, der durch seine Größe das Potenzial hat, in sportlicher Hinsicht ganz oben dabei zu sein. Im Gegensatz zu den meisten Mehr-​spartenvereinen im ländlichen Raum sind nicht alle Abteilungen aus dem Hauptverein heraus gewachsen, sondern als davor eigenständige Funktionseinheiten in das große Ganze integriert worden.

Nicht immer hat dies zum für jeden Verein nötigen Wir-​Gefühl geführt. Manchem Mitglied blieb bis heute im Geiste das Abteilungshemd deutlich näher als die Vereinsjacke. Die neue Vereinsführung, die aufgrund der besonderen Umstände in die Pflicht genommen wurde, steht daher vor einer großen Aufgabe: die Gemeinschaft stärken, um alles zu erhalten. (meltemi)

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