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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Marginalie: Blick aus dem Schaufenster

Grafik: rz

Wenn kein Kunde im Laden ist, dann blickt ein Gmünder Verkäufer gerne mal durch sein Schaufenster – nicht wie bei Schaufenstern eigentlich üblich von außen nach innen, sondern in umgekehrter Richtung, um den Verkehr in der Vorderen Schmiedgasse zu beobachten. So richtig überzeugt ist er nicht, wenn er das neue Verkehrskonzept für diesen Teil der Stadt anspricht.

Sonntag, 23. Oktober 2022
Alexander Gässler
2 Minuten 16 Sekunden Lesedauer

„Das ist nicht ausgegoren, aber es wird wohl nicht mehr geändert“, so sein Kommentar. Eine Aussage, die man immer mal wieder hört; zum Beispiel von Leuten, die mit dem Auto zum Einkaufen oder zum Arzt in die Stadt wollen und die neue Verkehrsführung umständlich finden.

Aber wie so oft im Leben gibt es zwei Seiten der gleichen Medaille — und während die einen am liebsten einen Drive-​In-​Laden hätten, wo sie – ähnlich wie im Schnellrestaurant – einkaufen können, ohne aussteigen zu müssen, wünschen sich andere eine möglichst großräumig ausgewiesene Zone ohne Autos in der Innenstadt. Ob sich eine ausgedehnte Fußgängerzone positiv oder negativ auf den Einzelhandel im Zentrum auswirken würde, wird kontrovers gesehen.

Autofreie Innenstädte werden ja nicht zuletzt zur Vermeidung von Emissionen vorgeschlagen oder sogar massiv gefordert. Klimaschutz und Aufenthaltsqualität, nicht zuletzt für Fußgänger und Radfahrer, sollen auf diese Weise gleichermaßen gefördert werden. Zur Aufenhaltsqualität in einer Stadt gehört auch die Verkehrssicherheit, denn wenn jemand Angst um Gesundheit oder Leben haben muss, dann hält sich der Wohlfühlfaktor naturgemäß in sehr engen Grenzen.

Um Radler (die sich oft die Fahrbahn mit Autos und Lkw teilen müssen) und Fußgänger zu schützen, ist die Beschränkung der Höchstgeschwindigkeit ein konventionelles Instrument. Schließlich verlängert sich mit der Reduzierung des Tempos die Zeit, die man zum Reagieren hat. Und es sinkt die Wucht des Aufpralls, wenn es trotz aller Vorsicht zur Kollision kommt. Und so diskutierte der Bau– und Umweltausschuss in dieser Woche – nicht zum ersten und sicherlich auch nicht zum letzten Mal – über die Ausweisung von Zonen mit einem Tempolimit. Wenn schon, dann möchten viele lieber gleich 30 statt 40, weil damit sowohl der Bremsweg als auch die gefühlte Wahrnehmung des Verkehrslärms deutlich reduziert werde.

Diesem Wunsch steht allerdings die allgemeine Regel entgegen, dass so genannte „qualifizierte Straßen“, also vor allem Bundes– oder Landesstraßen, selbst im Zuge von Ortsdurchfahrten keine Tempo-​30-​Zonen sein dürfen (es sei denn, es gibt dort eine Schule oder eine Kita). Dies gilt zum Beispiel für die Ortsdurchfahrt von Lindach, wo es laut Berichten von Anwohnern immer wieder zu „brenzligen“ Begegnungen auf der Täferroter Straße kommt. Ob ein Schild mit der Beschränkung dort wirklich beachtet würde, ohne dass ein Blitzer dort für Sanktionen sorgt, ist fraglich.

Es soll (so hört man ebenfalls von Menschen, die jene Straße regelmäßig zum Beispiel auf dem Weg zum Kindergarten oder zur Schule überqueren müssen) selbst eine rote Ampel keine Garantie sein, dass Autofahrer den Fußgängern tatsächlich den Vortritt lassen. Und auch die eigentlich unmissverständliche Vorfahrtsregelung bei der Einfahrt aus der Hans-​Diemar-​Straße in die Täferroter Straße schützt nicht vor menschlichem Fehlverhalten. Ein schlimmer Unfall mit Todesfolge hat dies erst vor wenigen Tagen vor Augen geführt.

Den wohl besten Schutz bieten Kreisverkehre, weil dort einfach langsamer gefahren werden muss. Während zwischen Lindach und Brainkofen an der Abzweigung nach Täferrot trotz geänderter Vorfahrt nach wie vor Unfälle passieren, hat der Kreisverkehr zwischen Brainkofen und Leinzell ein echtes Plus an Sicherheit gebracht. (pilatus)

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Hinweis: Dieser Artikel wurde vor 549 Tagen veröffentlicht.


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