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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Gmünd: Ein Blick auf die Wasserstoff-​Fakten

Foto: picture alliance /​Ralf Ibing/​Snowfield Photography | Ralf Ibing

Deutschland soll bis 2045 klimaneutral werden. Um dieses Ziel zu erreichen, wird massiv in den Ausbau erneuerbarer Energien investiert. Unter anderem in Gmünd. Dort soll eine Wasserstoff-​Infrastruktur aufgebaut werden. Ein Blick auf die Wasserstoff-​Fakten.

Mittwoch, 29. Juni 2022
Thorsten Vaas
2 Minuten 2 Sekunden Lesedauer

Wenn Ministerpräsident Winfried Kretschmann am Donnerstag den Ostalbkreis besucht, wird es vor allem um ambitionierte Ziele beim Thema erneuerbare Energie gehen. Sein Weg führt ihn von Stuttgart nach Gmünd. Ziel: der geplante Technologiepark Aspen. Dort soll einmal an einem Stoff gearbeitet werden, in dem Politiker einen großen Hoffnungsträger in der Klimakrise und einen Weg aus dem Strukturwandel der Automobilindustrie sehen. Wasserstoff, kurz H2.

Was ist Wasserstoff und wie wird er produziert?
Wasserstoff ist das häufigste chemische Element im Universum. Auf der Erde kommt es allerdings fast nur als Verbindung vor, beispielsweise als Wasser (H2O). Will man nun aus Wasser Wasserstoff herstellen, müssen die chemischen Elemente Sauerstoff (O) und Wasserstoff (H2) voneinander getrennt werden. Geschieht dies mit Hilfe von elektrischem Strom, spricht man von Elektrolyse. Falls Sonnen– oder Windenergie dafür eingesetzt werden, spricht man von „grünem Wasserstoff“. Allerdings braucht es viel Energie, um die Elemente voneinander zu trennen. In Schwäbisch Gmünd soll ein Elektrolyseur mit rund 8 Megawatt Leistung gebaut werden.

Woher soll der Strom für den Elektrolyseur kommen?
Ein solcher Elektrolyseur ist energiehungrig. Um den Strombedarf zu decken, braucht es alleine für den Betrieb des Elektrolyseurs laut Stadtwerke Gmünd sechs Windkraftanlagen.

Ergibt das das Sinn?
Kann man sich aus zweierlei Gründen fragen. Einerseits aus energetischer, andererseits aus nutzwertiger Sicht. Energetisch betrachtet, spielt Wasserstoff momentan keine wesentliche Rolle. Geht es nach der Politik, soll sich das ändern. Der Technologiepark Aspen sieht sich als „Keimzelle einer lokalen Wasserstoffinfrastruktur mit zukünftig überregionaler Pipelineanbindung“. Wie man Menschen angesichts stark steigender Stromkosten erklärt, dass der Strom von sechs Windkraftanlagen nicht bei ihnen aus der Steckdose kommt, sondern für einen Elektrolyseur verwendet wird, für dessen Wasserstoff es weder eine Infrastruktur, noch einen Markt gibt, sollte die Politik noch schlüssig erklären. Wofür anscheinend ebenfalls Fördergeld verwendet wird: Teil des Projekts „Hy-​FIVE“ seien „Öffentlichkeitsarbeit und Maßnahmen zur gesellschaftlichen Sensibilisierung für das Thema grüner Wasserstoff“. Erklären muss man vor allem den nutzwertigen Aspekt: Von der Herstellung bis zur Nutzung von Wasserstoff geht bei der Elektrolyse, Transport, Speicherung und Co. so viel Energie verloren, dass am Ende selbst mit effizienten Brennstoffzellen „dem Verbraucher nur etwa 25 Prozent des ursprünglich eingesetzten Stroms […] zur Verfügung steht“, schreibt Dr. Ulf Bossel in einem Aufsatz für das Leibnitz-​Institut für interdisziplinäre Studien. Allein 50 Prozent Verlust entstünden auf der Strecke zwischen Elektrolyse bis zur Wasserstofftankstelle. H2-​Befürworter schlagen deshalb vor, Wasserstoff nahe den Tankstellen zu erzeugen. Zur Einordnung: Eine Autobahntankstelle, die 60.000 Liter Kraftstoff täglich verkauft, bräuchte für den vergleichbaren Bedarf an Wasserstoff eine 26 Megawatt starke Stromleitung – und täglich 107 Kubikmeter Wasser – eine vierköpfige Familie verbraucht im Jahr 150 Kubikmeter Wasser.

Wo soll der Wasserstoff gespeichert werden? Was soll er Kosten, wie haben sich Preise entwickelt? Darum geht es am Donnerstag in der Rems-​Zeitung.

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