Marginalie: Die Folgen des Klimawandels
Grafik: rz
Eine weitere Hitzewelle überzieht Gmünd, Deutschland und ganz Europa — und es wird nicht die letzte gewesen sein. Nicht nur heiße Sommer, auch Starkregen und Unwetter sind keine Seltenheit mehr. Unzählige Tote und eine zerstörte Umwelt — ist das der Preis, den wir bereit sind zu zahlen? Das fragt sich die Marginalie diese Woche.
Sonntag, 24. Juli 2022
Sarah Fleischer
2 Minuten 27 Sekunden Lesedauer
In Schwäbisch Gmünd verreckten Klimaschränke und Bäckeröfen, Holshaufen entzündeten sich, Bäche drohten aufgrund des Wassermangels umzukippen und Menschen erlitten in der Hitze Schwächeanfälle. Ist er das also, der „richtige
Sommer“?
Laut correctiv.org sind bis zu neun Millionen Menschen in Deutschland von der zunehmenden Hitze bedroht, Ältere und Menschen mit Behinderung. In Senioren– und Pflegeheimen werden die Bewohner regelmäßig zum Trinken animiert, doch was ist mit denen, die alleine wohnen? Oder die nur wenige Stunden am Tag betreut werden? Auch Bauarbeiter, Dachdecker, Gärtner – sie alle müssen draußen arbeiten, ihre Arbeit kann nicht wochenlang einfach ruhen.
Und dann sind da noch die Menschen ohne ein Zuhause, die sich bei annähernd 40 Grad nicht einfach in eine kühlere Wohnung zurückziehen können, die nicht jederzeit unter die Dusche hüpfen und eine frische Sprudelflasche aus dem Kühlschrank nehmen können. Es dürften also noch deutlich mehr als neun Millionen Menschen sein, die in diesem Land unter der Hitze leiden und potenziell auch daran sterben können. Portugal meldet alleine für dieses Jahr schon über 1000 Hitzetote. Ist das das Opfer, das wir bringen wollen?
In Kalifornien und Australien mögen Waldbrände nichts Ungewöhnliches sein, aber auch hier nimmt ihre Frequenz beunruhigend zu. Bis vor ein paar Jahren hätte man wahrscheinlich auch die Meldung „Hitzebrände in Großbritannien“ als Scherz der Presse abgetan – jetzt schaffte sie es in die Tagesschau. Hektarweise verbrennen Wald, Wiesen und Felder, lassen grau beaschten Boden zurück. Boden, der ohnehin vielerorts schon zu ausgetrocknet ist, um den Regen – wenn er dann mal fällt – wirklich aufzunehmen. Landstriche in der Schweiz muten an wie die Serengeti, kommt der Regen, fließt er einfach ab, überschwemmt im schlimmsten Fall ganze Städte.
Denn auch das gehört zum Klimawandel: Stürme, Unwetter, Überschwemmungen als Kontrastprogramm zur sengenden Hitze und Trockenheit. Was das bedeuten kann, hat das Ahrtal vergangenes Jahr überdeutlich gezeigt. Die Seiten dieser Zeitung waren seit Beginn des Jahres immer wieder gefüllt mit Berichten von vollgelaufenen Kellern, Bildern von umgestürzten Bäumen und deplatzierten Dachziegeln. Jeder Jahrhundertsturm wird so zum monatlichen Ereignis, Jahrhundertfluten zur Regelmäßigkeit. Und das war nur die Nordhalbkugel. Auf Madagaskar und in Ostafrika regnet es seit Jahren kaum, Menschen verhungern, verdursten, sterben auf der Flucht davor. Wer weiß, wie viele?
Man könnte ja etwas tun, sollte, müsste, hätte vor Jahrezehnten schon einschreiten müssen. Stattdessen wurde der Kopf in den Kühlschrank gesteckt und der Motor des Diesel-SUV lauter gedreht, um die Warnungen zu übertönen.
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Hinweis: Dieser Artikel wurde vor 437 Tagen veröffentlicht.