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Kommentar: Zukunftskonzept der Kliniken ist eine Transparenzfrage

Foto: tv

Der Kreistag hat einen wichtigen Beschluss zur Zukunft der Kliniken Ostalb gefasst. Ob die Veränderungen gesellschaftlich akzeptiert werden, hängt von der Transparenz ab.

Dienstag, 26. Juli 2022
Thorsten Vaas
1 Minute 56 Sekunden Lesedauer

Die Beschlüsse zur Zukunft der Kliniken Ostalb markieren einen lokalen Meilenstein in der Erkenntnis, dass die bundesweite Gesundheitsversorgung auf tönernen Beinen steht. Hier wie dort ächzen Kliniken unter dem Druck aus Personal-​, Geld– und der Sorge, dass bald ganze Abteilungen geschlossen werden müssen. So bedeutsam und richtig die Beschlüsse sind, so bemerkenswert ist, dass es im Ostalbkreis gelungen ist, mit einer öffentlich intransparenten Kommunikation gesundheitspolitisch wegweisende Entscheidungen auf den Weg zu bringen.
Wie sensibel das Thema Kliniken ist, hätte man aus der gescheiterten Fusion der Kinderkliniken vor fünf Jahren ableiten können. Trotzdem wurde lange Zeit fernab der Öffentlichkeit und entgegen der Empfehlung des Verwaltungsrats, die Bevölkerung einzubeziehen, am Zukunftskonzept gearbeitet. Selbst als es dann publik war, wurden nur Teile davon offiziell veröffentlicht. Das ist schade, denn die fehlenden Dokumente hätten dazu beitragen können, eine Debatte einzufangen, die geprägt ist von Fragen aus der Gesellschaft und Politik: Welche Folgen hat es, wenn aus drei einmal zwei Kliniken werden, oder gar nur ein Zentralklinikum bleibt? Freilich ist nicht entschieden, ob und welche Kliniken fusionieren. Die Optionen aber sind bekannt, und so haben eben diese Fragen aus der Bevölkerung eine hohe Relevanz.
Wie das Thema an sich. Tatsächlich ist ein Millionen-​Defizit für den Landkreis nicht dauerhaft tragbar. Viel prekärer als die finanzielle Situation, ist jedoch die personelle Lage, bundesweit gekennzeichnet vom Fachkräftemangel und der Rente der Baby-​Boomer am Ende des Jahrzehnts. Jetzt nichts dagegen zu unternehmen, hieße, den Kliniken beim Sterben zuzusehen. Heute etwas dagegen zu tun, ist undankbar, unpopulär, aber unglaublich wichtig, um die Versorgung für kommende Generationen zu sichern, die klinische wie die ambulante. Diese Erkenntnis wohnt dem Kreistagsbeschluss inne. Ob alle weitere Entscheidungen zur Zukunft Kliniken und einzelner Standorte einen gesellschaftlichen Rückhalt haben werden, wird der Grad der Transparenz entscheiden.

Hintergründe der Klinik-​Debatte
In einer großen Serie beleuchtete die Rems-​Zeitung die Hintergründe der Klinik-​Debatte im Ostalbkreis. Dabei ging es nicht nur um Fallpauschalen, Personalprobleme und die Zusammenhänge auf Landesebene, sondern auch um bislang unveröffentlichte Dokumente des Zukunftskonzepts. Mehr dazu lesen Sie hier:
Kliniken Ostalb: Kritik aus Ellwangen an Gmünd und Mutlangen

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