So gedenkt Gmünd der Opfer des Nationalsozialismus

Schwäbisch Gmünd

Foto: gäss

Stadtarchivar Niklas Konzen hat im Anschluss an die Kranzniederlegung das digitalisierte jüdische Familienregister vorgestellt. Wie in Kirchenbüchern sind darin Eheschließungen, Geburten und Sterbefälle verzeichnet.

Samstag, 28. Januar 2023
Alexander Gässler
64 Sekunden Lesedauer

Mit der Kranzniederlegung an der Gedenktafel am Prediger setze die Stadt ein Zeichen im öffentlichen Raum, sagt Bürgermeister Julius Mihm – als aktive Erinnerung, um von Neuem zur Wachsamkeit zu mahnen und eine Wiederholung zu verhindern. Wie immer wurden am Tag der Befreiung des Konzentrationslager Auschwitz-​Birkenau, die Namen der jüdischen Opfer aus Gmünd verlesen, soweit sie bekannt sind. Jede Biografie sei wichtig und bleibe Teil der Geschichte der Stadt, betonte Mihm.
Aber wer hat damals in Gmünd gelebt? Das steht im jüdischen Familienregister, in dem Geburten und Sterbefälle, Eheschließungen und Wegzüge verzeichnet sind. Der letzte Eintrag stammt vom 11. März 1940. Ludwig Hess ist mit seiner Frau Martha und der Tochter Lieselotte Babette nach Philadelphia verzogen. Der in der Königsturmstraße 18 internierten Familie gelang noch die Flucht.
Das originale Familienregister existiert nicht mehr. Aber die Daten wurden auf Anweisung des Reichssippenamts am 16. März 1945 auf Mikrofilmen archiviert. Die werden im Landesarchiv verwahrt und sind nach fast 80 Jahren schwer zu lesen. Also hat Valeska Martin die Daten erfasst und mit Informationen der städtischen Melderegister ergänzt. Stadtarchivar Niklas Konzen hat das Ergebnis am Freitagabend im Refektorium vorgestellt – der Raum im Prediger, den die Juden einst als Gemeindesaal genutzt haben. Rund 70 Gäste lauschten seinen Ausführungen.

Mehr Informationen über das jüdische Familienregister gibt es im gemeinsamen Blog der Kommunalarchive im Ostalbkreis unter ostal​bum​.hypothe​ses​.org