Hanns-Josef Ortheil liest über seine Hassliebe zum Auto
Foto: Lienert
Wahrhaft grotesk beschrieb der Autor Hanns-Josef Ortheil in seiner Lesung sein Verhältnis zum Auto, aber auch zum Großraumwagen im Zug und zum Flugzeug. Denn irgendwie muss er ja sein Ziel Venedig erreichen, dem er eine Liebeserklärung macht.
Sonntag, 15. Oktober 2023
Franz Graser
1 Minute 14 Sekunden Lesedauer
„Von nahen Ländern und Menschen“ lautete der Titel der Lesung, zu der Oberbürgermeister Richard Arnold und Sybille Bruckner-Schmidt von der Stadtbücherei den Autor Hanns-Josef Ortheil am Samstagabend im Baldung-Grien-Saal des Stadtgartens begrüßen durften. Der Gast hatte diesmal gleich einen ganzen Stapel Bücher mitgebracht, bot er doch einen mobilen Querschnitt aus seinem Werk.
Er begann mit der Schilderung seiner Anreise. Ortheil ist kein Freund des Autos, es beengt ihn, erzwingt seine Konzentration, und wenn er sich wenigstens von der Hörkassette zu „Effi Briest“ unterhalten lässt, findet er sich auf einem Autobahnabschnitt wieder, auf dem er gar nicht sein sollte. Es sind die heiteren Einschübe, das Hintersinnige in seinen Erzählungen, mit denen er beim Publikum punkten konnte und mit denen er die fast 200 Gäste zum Lachen brachte.
Ortheils Vater war Eisenbahner – das war nicht nur ein Beruf, sondern eine Ehrenbezeichnung – und deshalb wurde er ohne Auto groß. Als Schüler konnte er keine Automarke bestimmen, aber jede Lokomotive. Und als endlich ein Auto angeschafft wurde, zum Lastentransport, stellte die Familie fest, dass das Auto sie nicht mochte und kein Familienmitglied werden konnte.
Dafür singt Ortheil ein ironisches Loblied auf die Bahn, die Stille im Großraumwagen, wo alle mit ihren Smartphones beschäftigt sind, auf die Durchsagen zu den Anschlussverbindungen und diese auch noch auf englisch und den Bordservice. Als versierter Bahnfahrer kennt er die Verspätungsanlässe und ist dafür ausgestattet, denn das Bordrestaurant ist nach zehn Minuten ausverkauft. Auch das Flugzeug ist ihm zuwider, die Warteschlangen, der Massenbetrieb.
Die ausführliche Rezension lesen Sie am Montag in der Rems-Zeitung.