Gmünder Geschichte: Hauen und Stechen im „schwäbischen Rom“
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Die Vergangenheit wurde lebendig beim Studientag des Geschichtsvereins der Diözese Rottenburg-Stuttgart im Gmünder Prediger. Zwei packende Vorträge befassten sich mit Konflikten im Gmünd des frühen 19. Jahrhunderts und der Münsterbaugeschichte.
Sonntag, 15. Oktober 2023
Franz Graser
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Um die Mitte des 19. Jahrhunderts galt die Stadt als das „schwäbische Rom“, war sie doch nach Meinung des Stuttgarter „Beobachters“ , einer liberalen Zeitung, die „rechtgläubigste“ Stadt in ganz Württemberg: Den ganzen Tag über läuteten die Glocken, die Kirchen und Kapellen seien voll, während der Messen seien alle öffentlichen Orte ausgestorben, hieß es damals in dem Blatt. In dieser Hinsicht gebühre Gmünd sogar der Vorrang vor Rottenburg, der eigentlichen Bischofsstadt. Nicht zuletzt wegen der „fast hermetischen Abschottung vor der Aufklärung, von Literatur und Wissenschaft“ sei der katholische Glaube in Gmünd in seiner strengen Reinheit erhalten geblieben, schrieb der „Beobachter“ weiter, wie Amelie Bieg in ihrem Vortrag berichtete.
Und die Gmünder hielten an dieser Lebensweise fest, wie der Fall des Dekans Franz Xaver Wild belegt, den die Historikerin untersucht hat. 1831 hatte Wild vom Kirchenrat eine Liste der Gottesdienste erhalten, die er abschaffen sollte. Dazu gehörten bestimmte Prozessionen, Abend– und Ölbergandachten, Betstunden sowie Aussetzungen des Allerheiligsten. Wild bat den Gmünder Stadtrat um Unterstützung. Der stellte sich aber gegen ihn: Nebenandachten seien wünschenswert und kein Missbrauch, hieß es in einer Erklärung. Der Rat der Stadt setzte einen Beschwerdebrief an die Staatsregierung auf, der Kirchenrat beharrte aber auf der Umsetzung seiner Vorgaben. Das Ende vom Lied: Dekan Wild ließ sich nach Ehingen versetzen.
Weitere spannende Details lesen Sie am Montag in der Rems-Zeitung. Dort erfahren Sie auch, welche Rolle Ablassbriefe beim Bau des Gmünder Münsters gespielt haben.
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