Das erschöpfte Einhorn: Mischlingswesen von Karl Ulrich Nuss

Kultur

Foto: Lienert

„ZOOunLOGISCH“ heißt die Ausstellung von Karl Ulrich Nuss, der bis zum 7. Mai weit über ein Dutzend Mischlingswesen in der Galerie im Prediger präsentiert. Bei der Eröffnung im großen Saal des Prediger bekamen die überaus zahlreichen Besucher einen sehr heiteren, illustrierten Querschnitt über tierische Mischwesen im Laufe der Zeit.

Sonntag, 19. Februar 2023
Franz Graser
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Christian Saile eröffnete mit seiner außerordentlich kraftvollen Interpretation von Rachmaninoffs Prelude den Abend. Bürgermeister Julius Mihm empfand diese Musik quasi als „Entpuppung“ der Nuss’schen Figuren. Dass diese Ausstellung kurz nach dem 80. Geburtstag des Bildhauers in Gmünd stattfindet, ist den vielfältigen Beziehungen von Ulrich Nuss in die Stauferstadt zu verdanken, war er doch sowohl als Student wie auch als Professor an der FH hier aktiv.

Heute prägen viele seiner Werke die Landschaft um Strümpfelbach, wo es einen eigenen Skulpturenpfad durch die Weinberge gibt. Und sie interpretieren das Innere und das Äußere zugleich, da eines im anderen steckt, sich in die andere Gestalt versetzt, so Mihm.
In erfrischend heiterer Weise, mit klaren Worten und eindrucksvollen Bildern streifte Jörg Henning Kokott durch das Werk von Nuss und die Kunstgeschichte. In Abbildungen der Arche Noah und in der ägyptischen Götterwelt sind Wesen zu finden, die nicht logisch sind. Die wasserspeienden Dämonen des Mittelalters sind solche Mischwesen, in Fabeln bekommen die Tiere menschliche Eigenschaften und in Märchen verwischt die Grenze völlig, so bei den Bremer Stadtmusikanten.

Besonders ging Kokott auf die Skulptur des Einhorns in der Ausstellung ein, das so erschöpft wirke. Dies sei aber Schuld der Stadt Gmünd, denn bei jedem Aufruf der Internetseite müsse dieses arme Tier über den Bildschirm rennen, resümierte Kokott. (Wilhelm Lienert)