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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Ex-​Generalinspekteur Schneiderhan am Parler Gmünd

Foto: privat

Der ehemalige Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan war zu Gast am Parler-​Gymnasium Schwäbisch Gmünd. Dabei sprach er sich für die europäische Solidarität aus, um die Freiheit aller zu erhalten.

Montag, 20. März 2023
Thorsten Vaas
1 Minute 27 Sekunden Lesedauer

So hatten sich viele Parlerschüler einen „Befehlshaber“ nicht vorgestellt: eloquent, ein Staatsbürger in Uniform, ein Intellektueller und Diplomat im „grauen Rock“. Für Wolfgang Schneiderhan war der Schritt von der ursprünglichen Landesverteidigungsarmee zur Eingreifarmee richtig, genauso wie die Abschaffung der Wehrpflicht und der Einführung der Berufsarmee, was die meisten europäischen Staaten schon hatten.
Eine Schülerin wollte wissen, wie die Armeeführung mit Missbrauch, Demütigungen, „Schleifereien“, „Anmache“ weiblicher Soldaten umgehe. Schneiderhan: Vorgesetzte müssten den Mut haben, Fehlverhalten nicht durchgehen zu lassen, nicht zu schweigen, zu vertuschen, auch wenn man als „Weichei“ dastehe. Das gelte übrigens für alle Bereiche des Lebens: den Mut haben, „Nein“ zu sagen, Stellung zu beziehen, etwas nicht schweigend durchgehen zu lassen.
Die Bundeswehr sei ein Spiegel der Gesellschaft. Bei Einsätzen habe er sich immer bemüht, keinen Hass entstehen zu lassen, „sonst herrschen nur noch Mord und Totschlag“. Es müsse immer deutlich sein, dass die Bundeswehr einen vom Parlament gegebenen Auftrag zu erfüllen hat.
Schneiderhan ist heute auch Präsident des Vorstandes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. „Nie wieder Krieg“ – das dachte man, und dann beginne ein Krieg vor der Haustüre, den man nicht für möglich gehalten hatte. Manche Zeichen habe man nicht wahrgenommen oder nicht wahrnehmen wollen. Wichtig sei jetzt europäische Solidarität, es gehe um die Freiheit aller. Wie geht es weiter? „Wir Deutsche wissen, wie schwierig und langwierig der Prozess der Versöhnung ist.“ In 46 Staaten betreut die Kriegsgräberfürsorge mehr als 800 Soldatenfriedhöfe, auf denen nicht nur deutsche Soldaten liegen. Heute weinen auch russische Mütter um gefallene Söhne in der Ukraine. „Werden deren Gräber auch einmal Orte der Begegnung und Stätten der Versöhnung sein?“, fragte der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr. Man betreibe auch eine rege Jugendarbeit, um junge Menschen in die Versöhnungsarbeit einzubeziehen.
Am Schluss zitierte Schneiderhan den damals jüngsten Amtsrichter der Weimarer Republik und späteren Generalstaatsanwalt Fritz Bauer: „Wir können aus der Erde keinen Himmel machen, aber jeder von uns kann etwas tun, dass sie nicht zur Hölle wird.“

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