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Nachrichten Lorch

Der Wald in Lorch

Foto: deondo

Hat der Wald in Süddeutschland trotz Klimawandels eine Zukunft? Eindeutig ja, sagt Förster Frank Simon. Er ist zuständig für den Staatswald unter anderem im Bereich Lorch und führte am Samstag eine Gruppe Waldbesitzer aus dem Filstal durch sein Revier.

Montag, 27. März 2023
Thorsten Vaas
2 Minuten 20 Sekunden Lesedauer

Die gut zwei Dutzend in der Forstbetriebsgemeinschaft Göppingen organisierten Männer und Frauen erfuhren während der mehrstündigen Exkursion Interessantes über den Dauerwaldbau und erhielten Anregungen, den vielerorts noch stattfindenden konservativen Waldbau zu überdenken.
„Mehr Licht bedeutet bessere Chancen für die dynamische Waldentwicklung“, sagte Simon. Und das Licht, das die Bäume erhielten, sei steuerbar. Zum Beispiel durch gezieltes Fällen von Buchen, die mit ihren Kronendach Licht nehmen, aber auch Spenden können. So seien beispielsweise in einem Waldstück nördlich von Lorch schon 2010 „zwei beherzte Hochdurchforstungen“ vorgenommen worden. Wobei der von Buchen dominierte Wald in eine Mischung aus Fichte, Tanne und Douglasie verwandelt wurde. Und in diesem Jahr soll die nächste Fällaktion stattfinden, um dem Jungwald weiter Licht zu verschaffen: „An Kahlhieb ist zu keinem Zeitpunkt gedacht.“ Im Gegenteil, die gesündestes und stabilsten Altbuchen bleiben stehen, um dem entstehenden Dauerwald als „lockeres Kronendach möglichst lange erhalten zu bleiben“.
Man solle dem Wald auch sich selbst überlassen: „Ich selbst komm’ vom Pflanzen immer mehr weg.“ Der Baumnachwuchs entwickelt sich aus dem Samen der vorhandenen Bäume. Damit die aber gedeihen können, braucht’s neben Licht auch genug Wasser. Das habe bisher ausgereicht, aber jetzt werde es knapp: „Wir können nicht so weitermachen wie bisher. Geben Sie auch den kleinen Bäumen eine Chance“, appellierte der Förster an die Waldbesitzer. Das sei auch ein Vorteil für das Wild, denn mehr Licht auf dem Waldboden erhöhe das Äsungsangebot
Den Wald zukunftsfähig zu gestalten, sei eine Herausforderung. Er müsse reaktionsfähiger auf Veränderungen werden. Das kennt der klassische Waldbau, wie er in den vergangenen 300 Jahren in Deutschland betrieben wurde, nicht. Die Jungbäume seien mit einem Meter Abstand zu eng gepflanzt worden: „Die Bäume saugen sich gegenseitig das Wasser weg.“ Bäume die im Abstand von drei Metern stehen reichten aus und böten auch Chancen, gutes Holz zu erwirtschaften. Über deren Chancen auf dem Markt haben die Forstleute keinen Zweifel: „Gutes Holz findet immer Absatz.“
In der Forstbetriebsgemeinschaft Göppingen sind rund 1300 Waldbesitzer mit insgesamt etwa 2500 Hektar Wald organisiert. Ihr Vorsitzender Alfred Heer arbeitet bereits seit einigen Jahren mit Frank Simon zusammen und erkannte in dieser Zeit: „Das ist der richtige Weg.“ In Lorch werde seit fast 20 Jahren Dauerwaldwirtschaft betrieben, es gab keinen Kahlschlag und die ökonomischen wie ökologischen Vorteile sind bereits sichtbar, denn hier gedeihen fast alle einheimischen Baumarten. Ein dichter Wald, der kein Licht auf den Boden lasse, sei dagegen der größte Feind des Dauerwaldes. In 50 bis 100 Jahren werde es große Eichen– und Kiefernwälder geben, die durchmischt sind mit einzelnen Fichten, ist sich Simon sicher. Kiefern und Eichen traue er mehr zu als Fichten. Die werden gepflanzt. Kiefer und Eiche dagegen werden „hergeweht“ und müssen sich durchsetzen, nach dem Gesetz der Natur: „Hier ist dein Platz – hier musst du wachsen.“
Gerd Reyer von der Forstbetriebsgemeinschaft bewirtschaftet rund 3,5 Hektar eigenen Wald sieht nach der Exkursion seinen Forst mit ganz anderen Augen und auch, was er anders machen kann: „Früher hätte es das ja nie gegeben, dass man das Kleinholz und Geäst liegen lässt.“ Dann hätte man aber den fruchtbaren Boden und Humus nicht, zu dem die Reste verwittern und dadurch eine Grundlage für die nachwachsenden Pflanzen bilden.

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