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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Schönblick Gmünd: Bald beginnen Passionsspiele

Foto: Mario Klaiber

Die Schwäbisch Gmünder Passionsspiele auf dem Schönblick lassen 2023 eine Tradition wieder aufleben. Wenn sich der Vorhang am 24. März für die Premiere öffnet, liegt eine Menge Arbeit hinter Matthias Ihden und Pat Mueller.

Samstag, 04. März 2023
Thorsten Vaas
3 Minuten Lesedauer

Die letzten Monate und Wochen waren für Matthias Ihden von viel Arbeit an den Passionsspielen gezeichnet. Sehr viel Arbeit. „Es macht Freude zu sehen, wie sich das Stück auf der Bühne entwickelt“, sagt der Regisseur der Schwäbisch Gmünder Passionsspiele auf dem Schönblick, die ab dem 24. März in fünf Aufführungen zu sehen sind. Der erfahrene Theaterstück-​Autor hat sich Verstärkung ins Boot geholt – in Person von einem, den man in Schwäbisch Gmünd bestens kennt: Pat Mueller. Der erfahrene Schauspieler ist nicht nur in der Rolle des Hohepriesters Zadok zu sehen.
An Dramatik waren die Szenen, die sich vor 2000 Jahren in Jerusalem abspielten nicht zu übertreffen. Doch das auf eine Bühne zu bringen, das Publikum über 180 Minuten zu fesseln – das ist die Aufgabe der Entwickler eines solchen Theaterstückes wie jetzt auf dem Schönblick. Matthias Ihden, in hat sich mit Pat Mueller einen erfahrenen Dramaturgen an seiner Seite geholt, mit dem er auch schon mehrfach gearbeitet hat. Der Regisseur ist sich sicher: „Das wird grandios werden.“ Die Proben gehen inzwischen schon in ihre Finale: Premiere auf dem Schönblick wird am 24. März sein. „Wir haben die große Hoffnung, dass wir schließlich bei allen fünf Aufführungen ausverkauft sein werden. Die Tendenz ist auf alle Fälle vorhanden. Bereits jetzt gibt es keine Karten mehr für den Sonntag, 26. März“, freut sich der Regisseur.

Pat Mueller gab sein Debut 1995 – in seiner Muttersprache
Pat Mueller ist Amerikaner. Und so fand er sein Herz fürs Theater natürlich zunächst in seiner Muttersprache Englisch. 2006 folgte seine erste Rolle auf Deutsch. In wie viele er seither geschlüpft ist? „Das kann ich nicht beantworten.“ Hunderte waren es. Er erzählt uns weiter: „Meine erste Inszenierung war eine Bearbeitung von Christopher Marlowes Faust – da hab ich mir vom Regisseurpult aus den Auftritt der sieben Todsünden reserviert. Vielfältigkeit ist der Luxus den ich mir gönne, und der mich auch in der Arbeit definiert. Schließlich will ich Brücken schlagen. In Klassikern habe ich folglich breit gespielt: Schurken wie Helden, Sympath oder Troll, kleine wie große Rollen, am Theater in Mannheim, in der Theaterstadt New Orleans oder an improvisierten Bühnen überall. Meist waren es selbst entwickelte Projekte. Nur die Botschaft, die muss stimmen.“

Passionsspiele: „Den Dialog weiterbauen!“
Als Dramaturg ist er in den konzeptionellen Vorbereitungsprozess und in die Probenarbeit der Inszenierung eingebunden und Teil des Regieteams, gemeinsam mit Dietmar Waibel, dem Regieassistenten. Relativ ungewöhnlich ist es, dass bei einem Volksschauspiel wie jetzt auf dem Schönblick ein Dramaturg zum Einsatz kommt – man könnte es fast Luxus nennen. Einer, der sich auszahlt. Pat Mueller: „Matthias hat da einen sehr interessanten Zugang zu einem komplexen Thema gefunden. Selten leisten sich Schauspielproduktionen abseits der etablierten staatlichen Häuser einen Dramaturgen. Gerade hier freue ich mich auf die Zusammenarbeit. Schönblick mit Weitblick eben.“ Mueller stellt dabei für sich auch immer wieder den Vergleich zu seiner Heimat Amerika an. Und zieht daraus seine Schlüsse: „Der Diskurs und die Auseinandersetzung mit biblischen Texten geht mir biografisch sehr nahe. Wissenschaftlich wie menschlich. Im US-​amerikanischen Kontext ist der gesellschaftliche Dialog speziell über christliche, biblische Inhalte viel präsenter als hier. Auch Adaptionen für die Bühne sind häufiger und haben einen ganz anderen Kontext. Da gilt es, viele Konflikte auszutragen. Diese Debatte läuft in Deutschland eher in Marginalien, gewinnt aber an Bedeutung. Diesen Dialog weiterzubauen, ist immer mein innerer Antrieb.“

„Wir sind nicht dümmer oder besser als unsere Mitmenschen“
Mit dem Zadok hat sich Pat Mueller die letzten Monate viel beschäftigt. Die Rolle hat für den erfahrenen Schauspieler viele Ansätze und einen großen Reiz: „Zadok repräsentiert politisch eine extreme, fundamentalistische Splittergruppe innerhalb der Sadduzäer im Sanhedrin. Zu dieser Haltung habe ich persönlich die größte Entfernung – aber genau deshalb interessiert mich der Aufbau eines funktionierenden Dialogs. Die Arbeit an Zadok lehrt mich, besser die Perspektive meines Gegenübers zu verstehen. Wir sind ja alle nicht dümmer oder besser als unsere Mitmenschen. Ich könnte der andere sein, wenn ich eine andere Biographie hätte. Natürlich braucht aufregendes Theater auch Konflikt und starke Antagonisten. Da hat Matthias wirklich nochmal einen draufgelegt. Die Dialoge, die Figuren, sind viel reifer geworden. Und ich darf Kontrast zum Helden liefern. Das macht umso mehr Spaß, weil ich für meine Freunde aus der Staufersaga und den knuffigen und extrem professionellen Kollegen in den Hauptrollen die Brücke bauen darf.“

Karten für die Passionsspiele auf dem Schönblick gibt es unter schoen​blick​.reservix​.de

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