Kirchenmusik in Gmünd: Opulente Rokoko-Kanzeln inspirieren Oratorium
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Inspiriert von der Klosterkirche Zwiefalten mit ihrer Kanzel und der „Gegenkanzel“, schrieb Ulrich Gasser sein Oratorium „Todtenfeldt“. Nun kam das Stück in der Kirche St. Franziskus in Schwäbisch Gmünd zur Uraufführung.
Samstag, 22. Juli 2023
Benjamin Richter
55 Sekunden Lesedauer
Wer die Klosterkirche Zwiefalten kennt, der kennt auch ihre zwei Kanzeln: die Kanzel und ihre „Gegenkanzel“, die nur aus einem Kanzeldeckel besteht. Beide Rokoko-Kunstwerke überwältigen den Betrachter in ihrer Opulenz, mit ihrer Darstellung von Heilsgeschichte, Tod, Verwesung und Auferstehung.
Wen verwundert es da, wenn ein Komponist der Gegenwart diese überbordenden Bilder in unserer heutigen, ebenso zerrissenen Zeit in musikalische Bilder übersetzt? So ist Ulrich Gassers (* 1950) Oratorium „Todtenfeldt“ entstanden. Nicht nur die barocke Schreibweise war ein eindeutiges Indiz dafür, was die Besucher der Werkuraufführung am Donnerstagabend in St. Franziskus zu hören bekamen.
Bereits die Texte – zusammengestellt, arrangiert und mit neuen Passagen ergänzt von Eva Tolber – wären in Auswahl, Reihung, Ergänzung, Collagierung und Kontrastierung eine ausführliche religionsphilosophische Betrachtung wert.
Tobler hat mit ihrem „Textwerk“ auf jeden Fall eine herausragende Grundlage für ein barock-modernes Oratorium geschaffen, das einerseits ein eigenes, plastisches Licht auf beide „Kanzeln“ wirft und auf der anderen Seite mit vielen Spots auf Missstände unserer Jetztzeit in all ihren Spannungen zeigt.
Was künftige Zuhörer von „Todtenfeldt“ erwarten dürfen und welche Botschaften das Oratorium transportiert, lesen Sie am Samstag in der Rems-Zeitung. Die gesamte Ausgabe ist auch online im iKiosk erhältlich.