Galerie im Kornhaus: Kränze aus Glasscherben als Kontrapunkt
Foto: bri
Die Ausstellung „Tat es weh, als du vom Himmel gefallen bist?“ der Berliner Künstlerin Finja Sander ist der Abschluss ihrer mehrwöchigen Residence im Gmünder Kunstverein. Seit vielen Monaten beschäftigt sich Sander eingängig mit der deutschen Erinnerungskultur.
Sonntag, 23. Juli 2023
Benjamin Richter
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Finja Sanders Performance „Für Morgen“, mit der sie am 14. Juli das Festival Europäische Kirchenmusik eröffnet hat, bildet auch die inhaltliche Grundlage für die im Kunstverein gezeigten Arbeiten. Die Performance entwickelte sie in Anlehnung an das Güstrower Ehrenmal „Der Schwebende“ von Ernst Barlach.
Das von Barlach geschaffene Ehrenmal stellt einen deutlichen Kontrapunkt zu den sonstigen, meist heroischen Darstellungen in den Ehrenmalen dar und widersetzt sich klar einem idealisierenden Bild des sogenannten „Heldentodes“.
Von dieser Beschäftigung ausgehend, entstehen neben der Performance weitere Objekte und Fotografien, die einzelne Gesten und Traditionen des Gedenkens untersuchen und hinterfragen. Im Mittelpunkt dieser Auseinandersetzungen stehen immer wieder gläserne Kränze mit dem Titel „passiv aggressiv“, die die Künstlerin aus Hunderten von Glasbruchstücken zusammensetzt und auf kurios anmutenden Gestellen und Konstrukten präsentiert.
Die fragilen Objekte wecken Assoziationen an Trauerkundgebungen und Gedenkfeiern und sind gleichzeitig Teil von politischen Machtdemonstrationen und nationaler Abgrenzung. In Sanders Darstellung entfällt der den Kränzen anhaftende Pathos. Vielmehr verwandeln sie sich in anziehende Kuriositäten, die sich am Ende als durchaus gefährliche Zeitgenossen entpuppen.
Welche weiteren Arbeiten die Ausstellung in der Galerie im Kornhaus in Schwäbisch Gmünd umfasst, die am Dienstag, 25. Juli, um 19 Uhr eröffnet wird, lesen Sie am Montag in der Rems-Zeitung. Die gesamte Ausgabe ist auch online im iKiosk erhältlich.