So Ebbes: Geduld will gelernt sein
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„Geduld ist eine Tugend“, heißt es im Volksmund, doch nicht viele Menschen scheinen mit ihr gesegnet zu sein – von Kleinkindern, die in der Warteschlange am Karussell quengeln, bis hin zu Erwachsenen, die jetzt sofort die Bedienung sprechen müssen, einen Termin haben oder ein Paket erwarten.
Donnerstag, 06. Juli 2023
Sarah Fleischer
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Im letzteren Fall hat die live-Sendungsverfolgung alles nur noch schlimmer gemacht: „Paket angekündigt – Paket abgeholt – Paket verladen – Lieferung voraussichtlich am Freitag – Zusteller unterwegs – Noch vier Stops – Noch drei, zwei, eins…“ So geht es in einem fort und man kann gar nicht anders, als das Prozedere gebannt mitzuverfolgen, als wäre es der neueste Hollywood-Blockbuster. Auch den Techniker, der nach fünf Wochen Wartezeit endlich das ersehnte Internet in die Wohnung bringen soll, kann man am Tag X per Liveticker verfolgen: „Techniker kommt zwischen 12 und 16 Uhr – Noch vier Kunden vor Ihnen – Noch drei Kunden“ Hier scheint der Techniker etwas länger zu brauchen, der Status ändert sich geschlagene 90 Minuten nicht verändert. Aber dann: „Der Techniker ist in der nächsten Stunde bei Ihnen.“ Von da an wird im Fünf-Minuten-Takt aufs Handy geguckt, bei jeder aufploppenden Nachricht zuckt man zusammen, die Anspannung übersteigt das Level am Sonntagabend um 21.35 Uhr. Bis schließlich das ersehnte Klingeln ertönt und eine freundliche Stimme mitteilt: „Ich bin in 20 Minuten bei Ihnen.“ Halleluja! Ohne Internet ist man schließlich nur ein halber Mensch.
Diesen und weitere Artikel finden Sie am Donnerstag in der Rems-Zeitung.