In Waldhausen: Podiumsdiskussion zur 380-kV-Leitung
In der vollen Remstalhalle von Waldhausen wimmelte es vor gelben T-Shirts und Kappen mit dem Aufdruck „Energiewende – ja aber fair“. Fair ging es bei der Podiumsdiskussion der Bürgerinitiative Weitmars zu.
Donnerstag, 18. Juli 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
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„Erdkabel sind keine Alternative“, antwortete er auf eine Frage. Zwei bis zehnfach so teuer wie eine Freileitung, bedeuteten sie einen Eingriff in die Landschaft, die von Bewuchs frei gehalten werden muss, die Lebensdauer sei deutlich geringer. Nach seiner Position zum dezentralen Ausbau der Stromerzeugung befragt, antwortete der Abgeordnete mit einem „Sowohl als auch“: „Ich kann nur warnen vor einem gegeneinander Ausspielen. Wir brauchen die kluge Kombination von beiden.“ Heinz-Jürgen Scheid ging auf die Netzentwicklung ein und erläuterte diverse Szenarien. Bis 2050 soll der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung auf 80 Prozent steigen. Der massive Ausbau der erneuerbaren Energien führe zu einer veränderten Leistungsbilanz, Windenergie werde „schlicht und ergreifend“ im Norden und Osten Deutschlands erzeugt. Der Netzausbau sei eine dringliche Aufgabe. Dazu gehöre die Fähigkeit, mit großen und kleinen Anlagen zu Rande zu kommen, ein Netz aufzubauen, das auf die Volatilität der Erzeugung reagieren könne. Als Beispiel für den Umfang der Aufgabe zog der Vertreter der Bundesnetzagentur den Strombedarf der Region Stuttgart mit ihren 2,6 Millionen Einwohnern heran. Die Spitzenlast von 3000 Megawatt entspreche der Leistung von 600 000 Photovoltaikanlagen, der Jahresenergiebedarf von 20 Terawattstunden müsste von 11 000 Onshore-Windkraftanlagen gedeckt werden. Der Netzausbau sei nötig, Korrekturen könne man machen, wenn sich energiewirtschaftliche Gegebenheiten verändern. Die Leitung Bünzwangen – Goldshöfe sei schon vor der Offshore-Einspeisung in die drei HGÜ-Korridore als notwendig angesehen worden, sie sei im Netzentwicklungsplan 2013 erneut beantragt und werde aktuell geprüft.
Dem Vorwurf, dass die Netzagentur die Optimierung bestehender Trassen zugunsten des Neubaus vernachlässige, widersprach Scheid. Veränderungen am Netz an einer Stelle bedeute aber dessen Neujustierung. An der Fortentwicklung der Speichertechnik werde gearbeitet, der Bund gebe Forschungsmittel.
Über die Neugestaltung der Energielandschaft äußerte sich Transnet-Manager Rainer Joswig. Auch er nahm die die Ziele, bis 2020 den Anteil der erneuerbaren Energien auf 35 Prozent, bis 2050 auf 80 Prozent an der Stromerzeugung zu steigern, zum Ausgangspunkt. Im Süden würden der Reihe nach die Atomkraftwerke abgeschaltet, „das Netz folgte der Erzeugung“, es finde eine „Nordwanderung“ statt. Das Netz sei zudem noch aus anderen Gründen auszubauen, nicht nur für den Stromfluss zum Verbraucher. Man benötige Nahreserve, müsse die Stabilität für Schaltungen erreichen und das Kurzschlussniveau halten. Diverse Ausfallszenarien seien zu berücksichtigen. Es handle sich um eine „extrem komplexe Rechenaufgabe“. Sein Fazit: die Leitung von Bünzwangen nach Goldshöfe sei nötig.
Einem Gutachten der Kommunen zur Notwendigkeit dieser Leitung räumten die Bundestagsabgeordneten Barthle und Pfeiffer wenig Chancen ein, ebenso der Vertreter der Bundesnetzagentur. Sie gehen davon aus, dass die 380-kV-Leitung notwendig ist und auch kommen wird.
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