Kunstturnen, 1. Bundesliga: TV Wetzgau startet in die schwerste Rückrunde der eigenen Erstliga-​Geschichte

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Rems-Zeitung

(pm). In den vergangenen Jahrenwurden die wenigen Haare, dieCheftrainer Paul Schneider noch auf dem Kopf hat, zumeist grauer und grauer. Doch stets stand für den TVWetzgau der Klassenerhalt zu Buche – fünfmal in Folge. Doch so eng wie indieser Saison ging es für die Athleten um Aushängeschild Helge Liebrich noch nie zu. Vor dem Start der Rückrunde sind die Sorgenfalten riesengroß.

Mittwoch, 27. Oktober 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
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Die Wetzgauer Gegner haben es in den nächsten Wochen in sich: Zunächst steht der – nahezu aussichtslose – Auswärtskampf am kommenden Sonntag in Straubenhardt auf dem Programm. Beim deutschen Vizemeister dürfte für die TVWler kaum etwas zu holen sein: „Wir sind aber darauf aus, das eine oder andere Gerät für uns zu entscheiden. Vor allem am Boden und Sprung rechnen wir uns wie immer Chancen aus.“ Doch dagegen werden die Straubenhardter ihr Elitefeld an herausragenden Turnern setzen. Ob darunter auch Superstar Fabian Hambüchen sein wird, ist zum heutigen Tag noch nicht entschieden.
Während die Wetzgauer den Wettkampf in Straubenhardt als Möglichkeit sehen, die erneut in der Schwierigkeit gesteigerten Übungen noch intensiver einzustudieren, gilt die eigentliche Ausrichtung dem Heimkampf eine Woche später gegen Stuttgart. Das Derby hatte bereits in den vergangenen Jahren von Spannung und Enge gelebt. Auch wenn die Wetzgauer jedes Mal als Verlierer die sechs Geräte verlassen mussten. Dominik Pfeifer: „Wir werden alles daran setzen, den Stuttgartern einen ganz heißen Fight zu legen. Zumindest Geräte wollen wir dann für uns entscheiden – und somit bereits den Grundstock legen, um am Ende den Klassenerhalt sicher zu haben. Trotz aller knappen Ergebnisse und Entscheidungen gehen wir mit sehr, sehr viel Mut und Entschlossenheit in die letzten drei Wettbewerbe der Saison und wollen uns schließlich durchsetzen.“ Dass es klappt, davon ist auch Paul Schneider überzeugt. Und er gibt seinem Athleten vollkommen recht darin, dass gegen Stuttgart die größte Chance besteht, doch noch mit dem zweiten Sieg der Saison die Bundesliga zu erhalten. Doch auch über den Hinterausgang Gerätepunkte könnte dieser noch gelingen. Dann aber wären die Wetzgauer voll und ganz abhängig davon, was die Konkurrenz aus Chemnitz so treibt. Dabei steht das Aufeinandertreffen mit dem FC Bayern München im Blickpunkt. Während die TVWler die Bayern gleich zum Rundenbeginn bezwangen, folgte für die Schneider-​Truppe im Frühling ein äußerster knapper und umso enttäuschender Verlust der Punkte gegen die Chemnitzer. Und damit lavierte sich Wetzgau in diese prekäre Lage. Schneider: „Hätten wir Chemnitz, was mehr als möglich war, bezwungen, könnten wir ganz locker in den Rest der Wettkampfzeit gehen. So aber müssen wir bangen, zittern und vor allem kämpfen!“
Dass sein Team dazu bereit ist, bewies es in den vergangenen Wochen und Monaten in der Halle im Gmünder Osten. „Wir haben uns perfekt vorbereitet. Unsere Mannschaft steht und wir sind bereit für den heißen Kampf“, sagt Dominik Pfeifer. Während kleine Wehwehchen wie immer auf der Tagesordnung standen, blieben schlimmere Verletzungen – „Gott sei dank“, so Schneider, komplett aus. „Wir können in bester Besetzung in den Rest der Liga gehen. Uns fehlt nur Tobias Grünewald, der sich nach seinem zweiten doppelten Armbruch komplett aus dem Leistungssport verabschiedet hat. Verständlicherweise. Es wäre zu mühsam gewesen, nochmals nach einer solch schweren Verletzung wieder den Anschluss herzustellen – und keiner hätte gewusst, ob der Arm dann für immer gehalten hätte.“
Ansonsten aber waren die Wetzgauer zuletzt mit allen Mann regelmäßig in der neuen Halle und genossen die perfekten Trainingsbedingungen. Dabei zeigen sich die Ergebnisse, die der TVW aus den Einheiten ziehen kann, bereits deutlich. Nicht nur im Aktiven-​, sondern auch im Nachwuchsbereich. Deshalb zieht Schneider mit Dennis Röck ein weiteres großes Talent aus der zweiten Mannschaft nach oben. „Das wird unser Weg in Zukunft sein.“
Der Cheftrainer will in dieser Saison mit aller Macht den Klassenerhalt. Dann soll die Devise gelten, die Mannschaft mehr und mehr zu verjüngen. „Sollten wir drin bleiben, wird im kommenden Jahr das Hauptaugenmerk darauf gelegt, die Jungs aus dem zweiten Glied, den Nachwuchs nach oben zu bringen unter die Top acht oder zehn unseres Vereins! Da werden wir jedes Risiko gehen, um unseren jungen Eigengewächsen die Möglichkeiten zu eröffnen, in der höchsten deutschen Klassenerhalt Erfolge und Erfahrungen zu sammeln. Das sind wir ihnen nach dem harten Training einfach schuldig.“
Folgende Turner werden für den TV Wetzgau in der Bundesliga starten: Helge Liebrich, Daniel Popescu, Adrian Bucur, Tobias Wolf, Dominik Pfeifer, Marius Opferkuch, Simon Kuntner, Axel Fleischer, Dennis Röck.
Die Wettkämpfe des TVW: Straubenhardt (auswärts, 31. Oktober), Stuttgart (6. November, zuhause), Hannover (20. November, auswärts).