Boxen: Der Großdeinbacher Artur Hein rückt seinem ganz großen Ziel, trotz Rückschlägen, immer näher

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Rems-Zeitung

Auf ein Jahr mit Höhen und Tiefen kann Artur Hein zurückblicken. Der Boxer aus Großdeinbach musste eine schwere Verletzung sowie die erste Niederlage bei den Profis verkraften. Trotzdem darf er sich jetzt auf seinen erstenTitelkampf freuen. Im Februar des nächsten Jahres soll es für ihn um die Europameisterschaft gehen.Von Patrick Tannhäuser

Mittwoch, 08. Dezember 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
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Artur Hein war von Anfang an klar, dass sein drittes Jahr als Berufsboxer wegweisend sein würde. Der Vertrag mit dem Sauerland-​Boxstall hatte nur bis Dezember 2010 Gültigkeit und eine Verlängerung des Kontrakts war von den Erfolgen abhängig. Bei seinen Kämpfen war dem Großdeinbacher die Nervosität ob seiner ungewissen Zukunft aber nicht anzumerken. Im März feierte einen gelungenen Einstand in das Jahr. Den Amerikaner Eric Howard besiegte er vorzeitig in der achten Runde. Seine Bilanz war weiter makellos – zwölf Kämpfe, zwölf Siege.
Doch nur drei Monate später folgte der erste große Rückschlag in der noch jungen Karriere des Halb-​Schwergewichtlers. In Neubrandenburg beherrschte Hein Demetrius Davis aus den USA drei Runden nach Belieben. Dann folgte allerdings der Schock. Der 25-​Jährige rutschte auf einer Werbebande aus, verdrehte sich das Knie und musste den Kampf verletzt aufgegeben. Kreuzbandriss lautete die Diagnose – fatal in seiner Situation, schließlich ging es im einen neuen Vertrag. „Da ging mir schon die Düse“, flachst Hein inzwischen über seinen damaligen Gemütszustand. Eine Operation hätte für den Wahl-​Berliner eine Pause von mindestens sechs Monate nach sich gezogen. Zeit, die Hein in diesem Moment einfach nicht hatte. Deshalb entschloss er sich die Verletzung konservativ behandeln zu lassen, um möglichst schnell wieder einen Kampf bestreiten zu können. Mehrere Wochen schuftete er im Gmünder Reha-​Zentrum Eisele und arbeitete an einem schnellen Comeback. Nur vier Monate nach der schweren Verletzung stand Hein in Berlin wieder auf den Brettern des Boxrings. „Ich bin meinen Physiotherapeuten sehr dankbar. Ohne die optimale Betreuung wäre es nicht so schnell gegangen“, erklärt Hein. Nicht nur die Betreuung war optimal, sondern auch sein Einstieg in den Wettkampf verlief bestens. Hein wurde von Josip Jalusic gleich richtig gefordert. Über die vollen acht Runden musste der Normalausleger gehen. Das Knie bereitete ihm keine Schmerzen und das Duell ging nach Punkten klar an den 25-​Jährigen aus dem Gmünder Teilort. Eine gelungene Rückkehr in den Ring. Das Selbstvertrauen war sofort wieder da und auch das große Ziel möglichst schnell zu einem Titelkampf zu kommen hatte Hein nun wieder fest vor Augen.
Ende November stand der großen Chance, um einen Titel kämpfen zu dürfen, nur noch ein Mann im Weg – Sam Couzens. Der Brite verfolgt aber die gleichen Ziele wie Hein und wollte sich nicht so einfach auf die Bretter schicken lassen. Von der ersten Runde legte Couzens richtig los und ging in die Offensive. „Er hat richtig hart geschlagen. Ich musste aufpassen“, so Hein. Er ließ sich davon nicht beirren. Aus einer stabilen Deckung setzte er immer wieder gefährliche und schmerzhafte Nadelstiche. Zusehends übernahm der von Karsten Röwer betreute Athlet das Kommando im Ring. Dabei zeigte er einen sehr variablen Boxstil. Immer wieder wechselte er die Angriffsfläche. Den Körper-​Kopf-​Kombinationen hatte Couzens schnell nichts mehr entgegen zu setzen. In der dritten Runde wackelte der Brite, hing in den Seilen und musste ein wahres Feuerwerk an Schlägen einstecken. Der Ringrichter hatte schnell ein Einsehen mit dem jungen Mann von der Insel, ging dazwischen und brach den Kampf ab. So ging ein Jahr mit Höhen und Tiefen für Hein doch noch gut zu Ende. Mit einem Sieg und einer anschließenden Unterschrift unter einem neuen Zwei-​Jahres-​Vertrag.
Im Februar des nächsten Jahres soll Hein nun seine erste große Chance bekommen. In Bamberg geht es für ihn um die Europameisterschaft. Doch jetzt zählt für ihn gerade nur eines, Urlaub machen. Zwei Wochen Schonzeit räumt Coach Röwer seinem Schützling ein, ehe die Vorbereitung auf den ersten ganz großen Kampf seinen Berufsboxerlebens beginnt. „Wie die Vorbereitung aussehen soll, weiß ich noch nicht. Ich genieße jetzt erst einmal ein paar Tage bei meiner Familie“, gibt sich Hein wie gewohnt sehr zurückhaltend. Im Ring kennt der 25-​Jährige diese Zurückhaltung allerdings nicht, dann geht er zielstrebig seinen Weg nach vorne.