Klettern, Weltmeisterschaft: Thomas Tauporn aus Schechingen und Sebastian Halenke konnten sich in Edinburgh durchsetzen

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Rems-Zeitung

„Es waren halt Weltmeisterschaften in Edinburgh“, berichtet der frischgebackene Juniorenweltmeister imKlettern, Thomas Tauporn, lapidar. Ihm hat es nun endlich bei seiner letzten Jugend-​WM zum Titel gereicht. Doch nicht nur er war sehr erfolgreich in Schottland im Einsatz.von Felix Mohring

Mittwoch, 22. September 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
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Die letzte Jugendweltmeisterschaft ging für den 19-​jährigen Kletterer aus Schwäbisch Gmünd nun endlich mit der Goldmedaille aus. „Ich hab jetzt fünf, sechs Anläufe gebraucht“, meint Tauporn. „Ich war immer knapp dran.“ Allerdings war nicht nur der Kletterer aus Schechingen erfolgreich, denn auch sein Teamkamerad Sebastian Halenke aus Giengen konnte sich den Weltmeistertitel bei der B-​Jugend sichern. Der 15-​Jährige verteidigte damit bei seiner zweiten Teilnahme seinen Titel, den er letztes Jahr in Frankreich erklettert hatte. Damit haben zwei der jungen Kletterer von dem DAV-​Standort Schwäbisch Gmünd die internationale Bühne endgültig betreten.
„Die Halle da ist ziemlich cool“, beschreibt Tauporn. „Das ist ein alter Steinbruch, der überdacht ist.“ In dieser eindrucksvollen Halle sollten die beiden gegen die besten jungen Kletterer der Welt antreten. Beide kamen als Favoriten nach Edinburgh. „Alle hatten zu uns gesagt, wir sollten warme Klamotten mitnehmen“, erzählt Tauporn. „Und dann stiegen wir eingepackt wie die Eskimos aus dem Flieger und es war eine Affenhitze.“ Die beiden frischgebackenen Weltmeister lachen bei der Erinnerung daran. „Es waren vielleicht 20 Grad“, meint Halenke dazu. „Aber wir waren für null Grad angezogen.“
Im Nachhinein waren die warmen Kleider doch gut, denn früh morgens gab es Temperaturen von vielleicht fünf Grad. Am Donnerstag, 9. September, ging es dann schließlich um 11 Uhr mit der ersten Qualifikation los. Die beiden sind gut durch die erste Route der Qualifikation durchgekommen und befanden sich schon da auf Finalkurs. Am Tag darauf wurden dann auf der zweiten Route die 25 besten Kletterer in jeder Altersklasse für das Halbfinale ausfindig gemacht. Sowohl Tauporn als auch Halenke kamen als Erste in das Halbfinale. Von da an wurde es dann schwerer für die jungen Sportler.
Bevor sie selbst dann schließlich am Samstagmorgen die Halbfinalrouten klettern durften, mussten sie in die Isolation, damit sie den Konkurrenten nicht zuschauen und dabei ihre Route leichter planen konnten. Vier Stunden mussten sie dort verharren. „Dann wurden wir mit einem Golfcaddy abgeholt“, beschreibt Tauporn. Mit dem kleinen Gefährt wurden dann die beiden jeweils an ihre Kletterwand gebracht. Dort blieben ihnen nur wenige Minuten, um sich zu überlegen, wie sie am Besten an der Wand hochklettern konnten. Beide meisterten das Halbfinale mit Bravour. „Wir sind beide als Erster ins Finale gegangen“, erklärt Halenke. Nach einer kurzen Pause ging es wieder in die Isolation für den Finallauf am Abend. „Man hat kaum Zeit so mal was zu machen“, beschreibt Halenke. „Man ist jeweils drei bis vier Stunden in der Iso, bevor man klettert, dazwischen bleibt einem vielleicht eine Stunde.“
Die Finalwand war dann bei den Junioren für alle Starter ein Schock. „Normal sind die Finalstrecken eher überhängend“, meint Tauporn. „In diesem Fall war sie es nicht.“ Die senkrechte Wand ist wegen den kleineren Griffe technisch anspruchsvoller als eine überhängende. „Die Überhänge sind eher kraftraubend“, erklärt Halenke. „Bei senkrechten braucht man eher ein sehr gutes Bewegungsgefühl, das ist von der Kraft her nicht so schwer.“ Für Tauporn war das Ganze jedoch nichts Neues. Er klettert bereits seit einiger Zeit auch im Herrenweltcup und ist dort ebenfalls erfolgreich. Im letzten Jahr erreichte er am Ende den achten Platz. In dieser Saison kann er sogar noch den Gesamtsieg schaffen. Nachdem er seinen ersten Schock überstanden hatte konzentrierte sich Tauporn voll auf die Wand. Er startete als Vorletzter, da noch zwei andere Kletterer in der vorigen Runde genau so weit gekommen waren wie er. „Es wurde ausgelost und ich musste dann eben als Vorletzter an den Start“, berichtet Tauporn. Er wusste selbst noch nicht sicher, wie viel seine Höhe wert war, nachdem er absteigen musste. Mit einem Griff vor seinem Dauerkontrahenten Mario Lechner aus Österreich konnte er sich allerdings seinen lange begehrten Titel sichern. „Es war befreiend“, beschreibt er seinen Sieg. „Wir haben dann fast die ganze Nacht miteinander gefeiert.“
Sebastian Halenke setzte sich da leichter gegen seine Konkurrenten in der B-​Jugend durch. Nachdem er es im Halbfinaldurchgang bis ganz nach oben geschafft hatte, gelang ihm das auch im Finaldurchgang als einzigem Teilnehmer. Im Finaldurchgang der B-​Jugend musste erwartungsgemäß an einer überhängenden Wand geklettert werden. Diese Strecke war kraftraubend, aber nicht sehr lang, was Halenke entgegen kam. „Ich habe eher von der Ausdauer leichte Probleme, die Maximalkraft ist da.“ Beim Wettkampf mobilisiert Halenke dann noch mehr Kräfte. Denn er ist, wie er selbst von sich sagt, ein Wettkampfkletterer. „Beim Wettkampf ist das Mentale sehr wichtig“, beschreibt Halenke. „Ich werde vom Publikum angetrieben.“ Der junge Kletterer zeigt sich selbstbewusst, mit Recht. Denn in seiner Jugend kann keiner mit ihm mithalten. Bei der Weltmeisterschaft hatte er vor dem Zweitplatzierten einen Vorsprung von fünf bis sechs Griffen. „Bei einem Wettkampf ist das relativ viel“, meint Halenke. Erst recht bei einer Kletterstrecke, die beinahe die höchste Schwierigkeitsstufe hat. „Einer der Betreuer meinte zu mir, dass die Strecke bei einer Skala von eins bis elf ungefähr eine zehn sei“, kommentiert Halenke. Und dennoch gelang dem 15-​Jährigen seine Konkurrenz zu deklassieren.
Dabei hat bei dem Klettertalent alles etwas anders angefangen, als bei den Meisten. „Mit acht Jahren habe ich mit meinen Eltern am Fels angefangen zu klettern“, erzählt Halenke. „Wir haben uns nach einem Buch gerichtet, einen Kurs hatten wir nie belegt.“ Nach zwei Jahren unregelmäßigem Klettern merkte Halenke, dass für ihn beim Klettern mehr drin wäre und er begann schließlich mit zwölf Jahren mit dem Training. Mittlerweile lebt er Klettern. „Ich sehe überall erklimmbare Wege“, lacht Halenke. Er trainiert viel, doch alles von sich aus. Die Einstellung zu diesem Sport hat ihm niemand aufgezwungen. Nun will sich Halenke in der Herrenszene etablieren. „Mein Ziel ist davon zu leben“, träumt Halenke. „Das ist allerdings nicht leicht. Es hängt alles vom Marketing ab.“
Tauporn würde ebenfalls gerne mit dem Sport sein Geld verdienen, er sieht das alles mit dem Wettkampfklettern jedoch etwas lockerer als sein Kollege. Als Hobby sieht er das Klettern allerdings auch schon lange nicht mehr. „Für ein Hobby mache ich das zu oft“, meint er dazu. Allerdings orientiert er sich schon nebenher um. „Man braucht viel Glück, wenn man damit richtig Geld verdienen will“, beschreibt Tauporn. „Und es kann dann so schnell vorbei sein.“
Interessant wird es dann in der nächsten Herrenweltcupsaison, wenn die beiden das erste mal in Wettkämpfen gegeneinander klettern. „Bei Herren klettert man einen anderen Style“, beschreibt Tauporn. „Ich bin gespannt wie Sebastian sich da zeigen wird.“ Doch Konkurrenz herrscht zwischen den beiden nicht. Man freut sich mit und für den anderen. Und dennoch wird sich bald zeigen, wer von den beiden Topkletterern sich in der Herrenszene besser platzieren kann.