Noch fehlen Geld und die führenden Köpfe beim FC Normannia

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Rems-Zeitung

Die „Neue Normannia“ ist dabei, sich aufzustellen – die Ziele sind definiert, aber nach dem Weg wird noch gesucht.

Freitag, 01. April 2011
Rems-Zeitung, Sportredaktion
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Der Initiativkreis „Gmünder Fußball“ hatte am Mittwochabend nach dem WFV-​Pokalspiel der Normannia gegen die Stuttgarter Kickers zu einer Präsentation „Erfolg im Sportsponsoring“ am Beispiel der Imtech Deutschland GmbH eingeladen. Deren Direktor, Johannes Moser, gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender beim Drittligisten VfR Aalen, zeigte auf, wie und warum sich sein Unternehmen finanziell im Sport stark engagiert (die RZ berichtete).
Und Moser plauderte auch ein bisschen aus dem Nähkästchen des Nachbarvereins. So habe man in Aalen vor 15 Jahren versucht, eine gemeinsame Plattform aller Firmen zu schaffen, die den VfR unterstützen. Die sollten dann gemeinsam zum Beispiel Autos, Strom oder Gas einkaufen, um entsprechende Preise aushandeln zu können. Das bedeutete aber auch, dass viele Aufträge auch nach außerhalb vergeben wurden. Und dann folgte prompt der große Knall, als der Ellwanger Stromlieferant als Konsequenz ankündigte, bei weniger Umsatz auch weniger Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen. Sofort hätten sich der Landrat und der Aalener Oberbürgermeister aus diesem Konzept verabschiedet. Die Idee war gut, aber nicht durchführbar.
Johannes Moser zeigte aber auch auf, wie die Sponsoren Einfluss auf die Entscheidungen des Vereins nehmen. Das jüngste Beispiel sei die Entlassung von Trainer Rainer Scharinger gewesen, der dem Erfolgsdruck des Hauptsponsors, Imtech, zum Opfer fiel. Imtech investiert in den VfR Aalen viele Millionen, doch nur für die Dritte oder im besseren Fall für die Zweite Bundesliga. Als vor der Winterpause das Saisonziel Klassenerhalt stark gefährdet war (Anm: und derzeit noch genau so gefährdet ist), musste der Trainer gehen, denn „der Sponsor stellt hohe Ansprüche“. Imtech sei Marktführer und wolle sein Sportsponsoring auch nur bei Spitzenteams vornehmen. Denn nach Ansicht Mosers bringt Imagegewinn (mehr ist es zunächst nicht) auch Kunden. Imtech sei der größte Dienstleister im Bereich Haustechnik mit einem jährlichen Umsatz von rund 1,2 Milliarden Euro und hat allein in Baden-​Württemberg rund 1600 Mitarbeiter.
Dieser Imagegewinn und erhöhter Bekanntheitsgrad führe dazu, dass er heute überall wo zum Beispiel größere Bauvorhaben anstehen, eingeladen werde und hier wiederum Kontakte zu möglichen Kunden herstellen können. Auch unter Oberbürgermeister Pfeifle sei dies in Aalen so gewesen, der jetzige OB habe dies aber nicht „nicht verstanden“.
Nach Johannes Moser stellte Heinz Eyrainer das Konzept der „neuen Normannia“ vor. Eyrainer erinnerte zunächst an frühere Zeiten, als in den 70er Jahren im Durchschnitt 2600 Zuschauer pro Spiel ins FCN-​Stadion gekommen seien. Er habe den Auftrag gehabt, den Verein „aufzufrischen“ und habe nun vier Monate lang den Club durchforstet. In der vergangenen Woche habe er im Vorstand das Konzept vorgelegt und es sei so verabschiedet worden. Die letzte Entscheidung allerdings treffen die Mitglieder bei der Hauptversammlung am 14. April.
Bis dahin aber gilt es vor allem in der personellen Besetzung die Köpfe zu finden, die nachher den Aufsichtsrat und das Präsidium bilden sollen. Einer hat bereits fest zugesagt, im Aufsichtsrat mitzuwirken: Sportbürgermeister Dr. Joachim Bläse. Er erläuterte den Besuchern im FCN-​Forum seine Beweggründe. Insgesamt gehe es ihm um den Gmünder Fußball. Hier spiele aber jeder Verein eine wichtige Rolle, jeder eben in seiner Liga. Aber man brauche auch eine Spitze. Dies müsse auch die Stadt Gmünd unterstützten und deswegen sei er bereit, hier eine aktive Rolle zu übernehmen. Sport, Wirtschaft und Kommune müssten hier Hand in Hand arbeiten.
Heinz Eyrainer verglich die derzeitige Situation des FC Normannia Gmünd mit der Situation des FC Heidenheim vor fünf Jahren und er nannte ein Zitat von Franz-​von-​Assisi: Tue das Notwendige, dann das Mögliche und plötzlich schaffst du auch das Unmögliche!
Das Notwendige: Man habe analysiert und festgestellt, dass die sportliche Entwicklung stagniere und dass nicht ausreichend Werbeaktivitäten im Bereich Sportsponsoring, speziell in der Neu-​Akquise, betrieben werden. Auf dieser Basis habe man ein Konzept entwickelt, das nach den Richtlinien des Deutschen Fußballverbandes erstellt worden sei.
Dann habe man die (möglichen) Ziele definiert: Die Gründung eines Gmünder Juniorteams, das eigentlich schon mit Beginn der neuen Saison geplant war, vermutlich aber erst ab der Saison 2012/​2013 richtig zum Tragen kommt. Mit der U-​23-​Mannschaft (die heute in der Kreisliga A spielt) wille man bis 2014 den Aufstieg in die Landesliga schaffen und im gleichen Jahr, spätestens 2015 will man die Meisterschaft in der Oberliga erringen. Dann könne man auch das jetzt noch Unmögliche schaffen: Zum Beispiel ein Dach über der Gegengeraden, den Ausbau der Haupttribüne, die Renovierung des Kunstrasenspielfeldes (2013) oder die Erstellung einer Flutlichtanlage, die man bereits für das kommende Jahr ins Auge gefasst hat. Die Kosten hierfür werden auf rund 200 000 Euro geschätzt.
Eyrainer forderte die Firmen und Geschäftsführer von namhaften Unternehmen aus der Region auf: „Werden Sie Teil des Gmünder Fußballerfolgs!“
Sämtliche Aktivitäten des Initiativkreises „Gmünder Fußball“ basieren auf der Erkenntnis, dass das Ehrenamt im Sport unersetzlich ist. Dennoch erfordern es die wirtschaftlichen Zwänge, ab einer bestimmten Spielklasse, sich professionellen Grundstrukturen zu bedienen. Mit der geplanten Strukturänderung soll dieses Ziel erreicht werden.
Die Mitglieder des FC Normannia Gmünd bekommen am 14. April eine Änderung der Vereinssatzung vorgelegt, die dann eben als oberstes Organ den Aufsichtsrat wählt. Dieser Aufsichtsrat wieder bestimmt die Personen, die das Präsidium stellen. Um diese Satzungsänderung durchzubringen, müssen drei Viertel der anwesenden Mitglieder zustimmen.
Bis dahin bleibt den jetzt im Initiativkreis tätigen aber nicht mehr viel Zeit, hinter die einzelnen Funktionen auch die entsprechenden Köpfe zu scharen. Eine fest Zusage für den Aufsichtsrat scheint bisher erst von Joachim Bläse vorzuliegen, doch der „wird mit Sicherheit nicht“ der Aufsichtsratsvorsitzende, wie er am Mittwoch sagte.