Thomas Lamm wird erneut Karate-​Weltmeister

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Rems-Zeitung

Thomas Lamm ist erneut Weltmeister der WKA (World Kickboxing and Karate Association) geworden. Bei der in Orlando (Florida) ausgetragenen Weltmeisterschaft gewann der Gmünder die Goldmedaille in der Kategorie Karate Kumite bis 85 Kilogramm der Leistungsklasse.

Samstag, 06. Oktober 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
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(pm). Elf Flugstunden musste der Gmünder in Richtung USA in Kauf nehmen, um dort in Orlando (Florida) an den Wetttkämpfen teilnehmen zu können. Auf der Reise hatte Thomas Lamm nur eines im Kopf: „Gewinnen!“ 30 Grad und subtropisches Klima empfingen ihn am Flughafen. Untergebracht waren die Kämpfer in einem Hotel am Major Boulevard, in dem auch die Wettkämpfe stattfinden sollten. Schon bei der Registrierung in der Hotellobby traf Lamm auf bekannten Athleten von vergangenen Wettkämpfen sowie dutzende andere Sportler in ihren Nationalfarben.
Zum Erlebnis wurde schon die Eröffnungsfeier: Alle Nationen trafen sich unter dem tosenden Applaus und Gesängen der angereisten Fans, Freunden und Familien im Ballsaal des Hotels. Mit den Worten „go for gold“ wurden die Wettkämpfe eröffnet. „Als ich das hörte überkam mich ein Schauer und die Haare standen mir am ganzen Körper zu Berge“, beschreibt Thomas Lamm diesen Moment. Am Nachmittag begann dann in seiner Kategorie für ihn der Kampf ums Edelmetall. Auf seiner Kampffläche tummelten sich verschiedenste Nationen – Libanesen, Türken, Waliser, Inder, Brasilianer, Deutsche – und alle wollten ihr Bestes geben. Thomas Lamm konnte sich an diesem ersten Tag gleich von seiner besten Seite zeigen und kämpfte sich bis ins Halbfinale vor. Dort angekommen wartete Zanini aus Italien auf den Deutschen. Der Italiener startete gleich mit einem Überraschungsangriff um den Deutschen einzuschüchtern. Lamm ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, setzte zwei „Gyaku Zukis“ in Folge und beendetete den Halbfinalkampf vor Ende der regulären Kampfzeit. Die Freude über den souveränen Sieg sowie den Einzug ins Finale verleiteten Lamm noch zu einem kleinen Freudentanz auf der Kampffläche.
Sein Finalgegner war ebenfalls ein Deutscher, der sich in teils harten Kämpfen bis ins Finale durchgeboxt hatte. In Roy Jordan, der einen Kopf größer als Lamm ist, sollte ein schwer zu kämpfender Gegner warten. Unter den Augen der Zuschauer sowie der anderen Athleten eröffnete der indische Hauptkampfrichter das Finale. Diesmal gab es kein „Shakehands“ da erfahrungsgemäß der, der den ersten Schritt macht, im Geiste schon verloren hat. Lamms Taktik war es, den Gegner auf Distanz zu halten und seine Fehler im Angriff konsequent mit einem Konter zu bestrafen. Ein Angriff gegen Jordan wäre aufgrund seiner längeren Reichweite zu riskant gewesen. Lamm gelang es, seine Vorsätze umzusetzen. Nach knapp einer Minute Kampfzeit griff Jordan mit einem „Mae Geri“ (Frontkick) zum Körper von Lamm an. Doch dieser stürzte sich mutig in den Angriff des Gegners und traf seinerseits mit einem blitzschnellen „Gyaku Zuki“ den Bauch des Riesen. 1:0 für Lamm. Der Kampf wurde jetzt immer dramatischer, da Jordan zumindest ausgleichen musste. Lamm konnte aber all seine Angriffe souverän abwehren. „Noch zehn Sekunden“, schrie eine Stimme von außen. Jetzt kam Jordan nach vorn. In einem kurzen Gerangel, in dem Lamm den ersten Treffer landete, schlug Jordan ihn mit der Faust ins Gesicht und er ging zu Boden. „Gleich aufstehen, den Kampf gewinnst du nicht wegen einer Disqualifikation des Gegners“, habe sich Lamm in diesem Moment gedacht und sei wieder aufgesprungen. Zu diesem Zeitpunkt wusste er noch nicht, das dieser Schlag ihm die Kieferhöhle gebrochen hatte. Sechs Sekunden galt es für den Gmünder jetzt nur noch zu überstehen. Es gelang: Die zweite Goldmedaille bei einer Weltmeisterschaft war für Lamm perfekt. Zur Siegerehrung kam Lamm mit Eisbeutel im Gesicht. Als er dann die Bühne betrat, waren alle Schmerzen vergessen und unter dem Applaus der Mitstreiter und Zuschauer nahm der Gmünder die zweite WM-​Goldmedaille seiner Karriere entgegen.
Bei der Rückkehr nach Gmünd wartete am Bahnhof die nächste Überraschung auf den Athleten: Dort empfingen ihn Familie und Freunde mit extra angefertigten Weltmeister-​T-​Shirts. Gemeinsam wurde der Triumph gefeiert.