Kickboxer Maurizio Granieri ist Profi-​Europameister

Sport

Rems-Zeitung

Die zahlreichen Zuschauer bei den deutschen Meisterschaften im Point-​Fighting, MMA Light, Lightcontact und Korean Forms bekamen viel geboten. Höhepunkt des Abends war der Kampf um die ISKA-​Europameisterschaft der Profis.

Montag, 21. Mai 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
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Mehr mit dem von ihm betriebenen Sport in die Öffentlichkeit gehen, das ist das große Ziel von Salvatore Granieri, dem Inhaber des Hurricane Sportcenters, aber noch fehlt das große Geld für umfassende Werbung, wie sie heute oftmals nötig ist. Wer denkt bei den Themen Kickboxen und Taekwondo nicht an kraftstrotzende junge Männer, die vor Testosteron kaum laufen können? Wer jedoch am Samstag in der Großsporthalle anwesend war, konnte feststellen, dass dies so nicht stimmt. Denn die Kämpfer, die auf die Kampfflächen gingen waren zum Großteil keine Muskelpakete, sondern schnelle, bewegliche Athleten mit guten Reflexen, gutem Auge und großer psychischer Belastbarkeit. Und was auch festzustellen war, trotz des harten Einsatzes im Kampf, blieben die Kontrahenten immer fair und sportlich. Salvatore Granieri stellte auch fest, dass der Kampfablauf nach strengen Regeln der Verbände erfolgt, mit Verwarnungen und notfalls sogar Disqualifikation, wenn sich ein Sportler nicht an die Regularien hält. Es gibt keine Keilerei auf der Matte, so der Träger des 2. Dan im Taekwondo und dem 3. Dan im Kickboxen.
Am Samstagvormittag zeigten schon die Jüngsten was in ihnen steckt. Vom Hurricane-​Team ging die erst vierjährige Lena Zeller auf die Matte. Gleich im Eröffnungskampf zeigte sie große Anstrengungen und eroberte einen tollen zweiten Platz, die kleine Kämpferin nahm überglücklich ihren Pokal entgegen. Ein tolles Finale legte Angelika Eichler auf die Matte. Sie besiegte die amtierende Europameisterin Franziska Deutsch vom Kickbox-​Team Brennberg und wurde deutsche Meisterin. Marco Sanchez sicherte sich ebenso den Vizetitel in seiner Klasse wie Emilio Greco, der nach zwölfjähriger Wettkampfpause und vierwöchiger Vorbereitung wieder auf die Matte ging. Zwei der besten Techniker des Turniers kamen ebenfalls aus Schwäbisch Gmünd. Otto Engel erkämpfte sich zum sechsten Mal den deutschen Meistertitel, ebenso deutscher Meister wurde Mustafa Mahmoud.
Zum Abschluss der Finalkämpfe wurde noch der Meister der Meister gekürt. Diese offene Klasse hat kein Gewichtslimit und ist eine Kategorie im Point-​Fighting. Der Sieger steht im Folgejahr automatisch im Finale der deutschen Meisterschaft. Sieger und somit Grandchampion wurde verdient Lars Fleissner vom Team Koryo aus Bad Wildbad. Salvatore Granieri war mehr als zufrieden über die Leistung seiner Schützlinge. „Die dreimonatige harte Vorbereitung hat sich mehr als gelohnt“, so der Trainer.
Das Highlight des Abends war unbestritten der EM-​Kampf im Profilager. Maurizio Granieri trat im Kampf um den vakanten Europameistergürtel der International Sport Kickboxing Association (ISKA) gegen Timur Celik aus Augsburg an. Maurizio Granieri, Welt– und Europameister bei den Amateuren und US-​Open-​Sieger 2011, hatte das Ziel, mit dem EM-​Kampf in das Lager der professionellen Sportler einzusteigen. Mit hartem Training, unterstützt von Bruder Salvatore und dem Trainer– und Betreuerteam, hat er sich seit vielen Jahren auf diesen Schritt vorbereitet. Entsprechend konzentriert ging Granieri den Kampf an. Mit gut vorbereiteten Aktionen überraschte er bereits in der ersten Runde seinen Kontrahenten aus Augsburg und entschied diese klar für sich. Auch in der zweiten Runde war der Vorteil klar auf Seiten des Gmünders, so dass Celik keine wirkliche Chance hatte, Konteraktionen anzusetzen. Salvatore Granieri war in den Rundenpausen nicht unzufrieden mit den Leistungen seines Bruders. Unter den Augen des ISKA-​Präsidenten Davut Sidal sowie von Marc Schmid, Nationaltrainer für Ringsportarten gingen die Kämpfer in die dritte Runde. Und hier ging es dann ganz schnell. Nach 1:25 Minuten setzte Maurizio Granieri zu einem Fußtritt an, in den Timur Celik hineinlief. Mit Verdacht auf ein gebrochenes Nasenbein musste Granieris Gegner den Kampf durch technischen K.o. aufgeben. Dadurch holt Maurizio Granieri als Krönung der bisherigen Laufbahn den EM-​Gürtel nach Schwäbisch Gmünd. Damit beginnt nun die Profilaufbahn, die sicherlich auf kurz oder lang mit der Titelverteidigung weitergehen wird. „Es wird sicherlich Herausforderer geben, das Feld guter Athleten ist groß“, so Salvatore Granieri auf Nachfrage. Er und sein Bruder werden alles daran setzen, dass der Gürtel noch eine geraume Zeit in der Stauferstadt bleiben wird. Und vielleicht wird die eine oder andere Titelverteidigung in Schwäbisch Gmünd angesetzt werden. Überglücklich stellte sich der frisch gebackene Europameister den vielen Fans und Fotografen, die Erinnerungsfotos mit dem neuen Kickbox-​Star haben wollten. Im Sportcenter wurde dann der Erfolg bis in die frühen Morgenstunden ausgiebig gefeiert.