Fußball, Landesliga: Doppel-​Interview mit den Trainern Michael Kuhn (FC Bargau) und Leo Gjini (TSGV Waldstetten) vor dem Derby

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Rems-Zeitung

Lang, lang ist es her, als sich letztmals zwei Vereine aus dem Altkreis Gmünd in einem Landesliga-​Derby begegneten. Am Donnerstag, 15.30 Uhr, treffen der FC Bargau und der TSGV Waldstetten aufeinander. Im Interview fiebern die Trainer Michael Kuhn und Leo Gjini dem Lokalschlager am Feiertag entgegen.

Dienstag, 01. Oktober 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
220 Sekunden Lesedauer

Rückblick auf Sonntag: Bargau ging in Echterdingen mit 2:5 unter, Waldstetten unterlag Bad Boll mit 2:3. Was waren die Gründe?
Michael Kuhn: Hauptsächlich unser Zweikampfverhalten. Was besonders bitter war: Die Gegentore haben wir überwiegend nach Standards bekommen.
Leo Gjini: Ein Sonntagsschuss aus 30 Metern führte zum 0:1. Dem zweiten Gegentor ging ein eigener individueller Fehler voraus. Wir haben beide Rückstände gut weggesteckt, waren vor allem in der ersten Hälfte klar besser. In den letzten 15 Minuten ließen wir dann ein wenig nach. Bad Boll war da einen Tick besser und erzielte in der 87. Minute den Siegtreffer. Ein 2:2 wäre aber gerechter gewesen.
Bargau ist nach sieben Spieltagen mit fünf Punkten Drittletzter, Waldstetten mit zehn Zählern Zehnter. Wie fällt Ihr erstes Fazit aus?
Michael Kuhn: Wir sind nicht zufrieden. Auf einen ordentlichen Start mit vier Punkten aus zwei Spielen folgte eine Niederlagenserie, die vom Unentschieden gegen Geislingen unterbrochen wurde. Das ist ernüchternd, wenn auch klar war, dass es eine schwere Runde wird. Der personelle Umbruch ist durch die vielen Abgänge größer ausgefallen als gedacht. Hinzu kommen viele Verletzte. Wir schaffen es noch nicht, an unser hundertprozentiges Potenzial heranzukommen.
Leo Gjini: Die bisherige Saison war okay. Uns zeichnet die Kompaktheit aus. Alle ziehen an einem Strang, sind hungrig und wollen. Wir holen Punkte, wenn wir wenig Fehler machen. Mit zehn Punkten sind wir im Soll.
Überrascht Sie der Saisonstart des Gegners?
Michael Kuhn: Es ist immer schwer, einen Aufsteiger einzuschätzen. Mit diesem guten Start war aber eher nicht zu rechnen. Zumal es nicht drei glückliche, sondern absolut verdiente Siege waren. Leo hat es geschafft, die Aufstiegseuphorie in die Landesligasaison hinüber zu retten.
Leo Gjini: Ich kann wenig zu den Bargauern sagen, bin mir aber sicher: Beide Mannschaften werden gegen den Abstieg spielen und sind gleich einzuschätzen.
Waldstetten steht in der Tabelle vor Bargau. War es nicht eher andersrum zu erwarten?
Michael Kuhn: Mit der Landesligaerfahrung, die Bargau dem TSGV voraus hat, schon. Weil wir aber bislang nicht unsere hundert Prozent abrufen konnten, ist das der aktuelle Stand.
Leo Gjini: Bargau hat fünf Punkte, wir zehn. Ein Sieg und schon sind es nur noch zwei. Das ist kein so großer Unterschied.
Michael Kuhn und Leo Gjini haben einst beim FC Normannia zusammen die Innenverteidigung gebildet. Welche Erinnerungen verbinden Sie mit dieser gemeinsamen Zeit?
Michael Kuhn: Sehr schöne, immerhin war das die in der jüngsten Vergangenheit erfolgreichste Zeit der Normannia in der Oberliga. Ich kenne nicht nur Leo von gemeinsamen Jahren bei der Normannia. Auch mit Michael Eyrainer und Ralph Molner verbinden mich schöne Zeiten.
Leo Gjini: Wir haben gemeinsam schöne Erfolge gefeiert.
Was war der Trainerkollege für ein Spielertyp?
Michael Kuhn: (schmunzelt) Ein sehr unangenehmer, der auf dem Platz immer präsent war. Leo zeigte einen unheimlichen Willen und gab nie auf.
Leo Gjini: Micha war ein sehr disziplinierter Spieler. Ich halte sehr viel von ihm, er hat Ahnung vom Fußball. Wir dachten damals in die gleiche Richtung und haben auf dem Platz auch mal robuster gespielt. Und es gibt noch eine Gemeinsamkeit: Wir können beide schlecht verlieren.
Wie schätzen Sie den Derbygegner ein?
Michael Kuhn: Das ist eine Mannschaft, die geschlossen auftritt. Leo hat daraus eine verschworene Einheit gemacht.
Leo Gjini: Bargau lebt wie wir von seiner Kompaktheit, Disziplin und mannschaftlichen Geschlossenheit.
Was hat das Derby für eine Bedeutung für Sie persönlich, Ihre Mannschaft und den Verein?
Michael Kuhn: Ein Derby ist immer super-​reizvoll. Die Spieler kennen sich, sind teils befreundet und haben in diesem Spiel die Möglichkeit, ihren Kumpels zu zeigen, wer an diesem Tag der Bessere ist. Für uns kommt das Derby zum genau richtigen Zeitpunkt, um unsere Negativserie zu stoppen. Deshalb geht es für uns auch um nicht so wenig.
Leo Gjini: Es werden viele Zuschauer da sein. Spieler und Zuschauer kennen sich untereinander. Deshalb geht man viel motivierter in so ein Derby, deshalb ist es ein ganz besonderes Spiel.
Gibt es einen Favoriten am Donnerstag?
Michael Kuhn: Wenn man auf die Tabelle schaut, ist das der TSGV Waldstetten.
Leo Gjini: Auf dem Papier sind wir vielleicht der Favorit, weil wir vor Bargau stehen. Bargau spielt aber daheim auf dem kleinen Platz und hat dadurch Vorteile. Bargau hatte Essingen am Rande einer Niederlage, auch Geislingen holte in Bargau nur ein Unentschieden. Dies zeigt, was uns am Donnerstag erwartet.
Was muss besser laufen als zuletzt?
Michael Kuhn: Wir müssen konzentrierter sein, die Zweikämpfe besser annehmen und das Potenzial abrufen. Wenn uns das gelingt, können wir erfolgreich sein.
Leo Gjini: Uns dürfen keine individuellen Fehler passieren. Vermutlich wird die Mannschaft die Oberhand behalten, deren Umschaltspiel besser funktioniert.
Sind alle Spieler fit? Wer fällt aus?
Michael Kuhn: Die bessere Frage wäre eher, wer überhaupt zur Verfügung steht. Sicher fehlen werden Stefan Voitk, Philipp Zoidl, Harun Balci und Milos Cutic. Fraglich ist noch der Einsatz von Florian Frank.
Leo Gjini: Momentan sieht es so aus, als ob Rafael Herr, Beytullah Cinar und Ralph Molner verletzt ausfallen und Michael Eyrainer krankheitsbedingt fehlt. Ich habe aber Hoffnung, dass der eine oder andere vielleicht doch noch fit wird.