Fußball, Verbandsliga: Dem FSV Bissingen reicht der eine Punkt beim FC Normannia Gmünd nicht für die Tabellenspitze

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Rems-Zeitung

„Das gibt’s doch nicht“, rief Bissingens Trainer Alfonso Garcia nicht nur einmal recht verärgert am Spielfeldrand. Er hatte aber unrecht – das gab es wirklich. So stand nach 90 Minuten ein 1:1 als Ergebnis fest, mit dem die Normannen mehr als zufrieden sein konnten und die Bissinger die Tabellenführung verpassten, obwohl der VfR Aalen II mit 1:3 verlor.

Montag, 14. Oktober 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
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(str). Der FSV Bissingen war spielerisch überlegen, hatte Chancen zuhauf und verschoss sogar einen Elfmeter. Einen weiteren Elfmeter für die Gäste hatte Schiri Lämmle (Kernen) zunächst gepfiffen, dann aber nach Rücksprache mit seinem Linienrichter zurückgenommen. Zwei weitere Tore der Bissinger wurden aufgrund von Abseits zurecht nicht gegeben und unzählige Chancen machte entweder FCN-​Keeper Kühnle zunichte, oder wurden so leichtfertig vergeben, dass man so ein Spiel einfach nicht gewinnen kann.
Und wenn es dann ganz „dumm“ gelaufen wäre, hätten die Normannen am Ende sogar noch drei Punkte behalten können. Doch ausgerechnet die Routiniers, Molinari und Catizone, hatten nicht die Nerven, dem Gegner den ganzen Tag zu versauen und ihn mit leeren Händen nach Hause fahren zu lassen.
Der FSV Bissingen legte von Beginn an mächtig los. Nach zwei Minuten hatten die Gäste schon zwei Eckstöße erzielt und FCN-​Torwart Kühnle musste viermal parieren. Nach elf Minuten versuchte es Gorgoglione mit einem Distanzschuss, traf aber nur den Pfosten. Eigentlich hätte die Partie schon nach einer halben Stunde entschieden sein können, denn die Normannen fanden sich in der Abwehr überhaupt nicht zurecht und bettelten regelrecht um das 0:1. Das nach einer Viertelstunde zwar fiel, doch Aniello stand knapp im Abseits.
Kurz danach bekam Aniello eine Flanke völlig freistehend auf den Kopf serviert, doch aus sieben Metern köpfte er am Kasten vorbei. Eine sogenannte „Hundertprozentige“, nein „Zweihunderprozent“! Nach 23 Minuten landete ein Querpass bei Morina, auch er hätte sich die Ecke aussuchen können, doch schoss er Keeper Kühnle an. Und wiederum ein paar Minuten später erlief sich Gorgoglione einen weiten Ball und schoss links am Tor vorbei. Nach 37 Minuten wollte er es dann erzwingen, schoss aus spitzem Winkel anstatt quer zu passen. Es sah nicht gut aus für die Normannen, die bis dahin nur eine einzige Möglichkeit hatten, doch Catizone schoss einen Freistoß aus 20 Metern dem Gästekeeper in die Arme.
Wenn es die abgedroschene Phrase, „so viele vergebene Chancen rächen sich“, gibt, dann passte sie genau auf die 43. Minute: Die Normannen hatten einen Konter über die linke Seite, Klement zog aufs kurze Eck ab und traf – sicher haltbar — völlig überraschend zum 1:0.
Die junge Gästemannschaft (sieben Spieler sind jünger als 24 Jahre) machte nach der Pause genauso weiter wie in der ersten Halbzeit. Die Normannia kam meistens einen Schritt zu spät und konnte das Kombinationsspiel des FSV 08 kaum unterbinden. Dann gab Ayaz in der 50. Minute seinem Gegenspieler kurz vor der Torauslinie einen kleinen Schubser, Schiri Lämmle zögerte und zeigte dann auf den Elfmeterpunkt.
Der Bissinger Schütze legte sich das Leder zurecht, doch die Gmünder wollten sich nicht damit zufrieden geben. Der Schiri befragte seinen Assistenten, der allerdings viel weiter weg stand als der Schiri selbst. Nach längerer Diskussion nahm er dann den Elfer zurück und gab Schiedsrichterball. Eine mutige Entscheidung, doch zollte man dem Unparteiischen nach dem Spiel Respekt für diese Kehrtwende, wenngleich FSV-​Trainer Garcia in der Pressekonferenz meinte: „Ich hätte den Elfmeter gepfiffen!“ Trotzdem ließen sich die Gäste nicht aus der Ruhe bringen, kamen dann in der 58. Minuten nach einer weiten Linksflanke durch einen schönen Kopfballtreffer von Gorgoglione zum längst verdienten Ausgleich und ein paar Minuten danach zum 1:2 – doch das war nun klar Abseits und zählte auch nicht.
Nun machten sich auch die Normannen auf, ihre Chancen in schnellen Kontern zu suchen. Nach 62 Minuten hatte Catizone nicht die Nerven, frei vor dem Keeper zu vollstrecken, eigentlich hätte er hier den Spielverlauf auf den Kopf stellen können.
So gab es nach 68 Minuten einen klaren Elfer für die Gäste, als Sanchez von Morawietz gefoult wurde und anschließend sogar verletzt vom Platz musste. Doch wenn nichts klappt, dann patzt man auch beim Strafstoß. Gorgoglione schoss schwach und unplatziert und Kühnle parierte. In der Schlussviertelstunde hatten beide Teams Möglichkeiten zum Siegtreffer. Bissingen drückte, Normannia konterte. Molinari blieb nach 79 Minuten nicht „cool“ genug und vergab die Chance, Fröhlich hatte in der 89. Minute mit einem Kopfball Pech und auch der eingewechselte Schürle verpasste die Siegchance. Glück aber auch auf der anderen Seite, denn ein Schuss des auffälligsten Gästespielers, Gorgoglione, wurde zum Glück für den FCN abgefälscht und landete im Toraus.
So waren dann beide Teams mit dem 1:1 zufrieden, doch nur für die Normannen war es ein Punktgewinn, für Bissingen zwei verlorene Zähler. „Wir hätten gewinnen müssen“, meinte Alfonso Garcia in der anschließenden Pressekonferenz. Doch er sah auch die Gmünder Möglichkeiten in der Schlussphase und hofft, „dass wir beim nächsten Mal unsere Torchancen verwerten“.
Widmann konstatierte dem Gegner größere Spielanteile und viel mehr Torchancen, „doch auch wir hatten die Siegmöglichkeit, und wenn wir das Tor machen, fragt morgen niemand mehr, ob verdient oder nicht verdient“.
FC Normannia: Kühnle – Fröhlich, Ayaz, Molinari (90. Burkhardt), Bauer (80. Schürle), Nuding, Catizone, Göhl, Klement, Hieber (70. Knödler), Morawietz
FSV Bissingen: Burkhardt – Reich, Morina, Di Biccari, Gorgoglione, Sanchez (70. Lindner), Kosmidis, Klotz, Aniello, Schmiedel, Willberg
Schiedsrichter: Timo Lämmle (Kernen)
Zuschauer: 238