Kunstturnen: Im großen Finale schreibt die Gmünder Mannschaft Geschichte und ist nun deutscher Mannschaftsmeister

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Rems-Zeitung

300 Gmünder Fans reisten mit der Bundesliga-​Mannschaft des TV Wetzgau nach Karlsruhe in die Europahalle. Schon vor dem ersten Gerät kochte die Stimmung hoch.

Montag, 25. November 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
217 Sekunden Lesedauer

(jh). Die Fans aus Gmünd und der KTV Obere Lahn sorgten mit Pauken und Trompeten für eine großartige Stimmung. Die Auslosung mit den Trainern ergab, dass der TVW am Boden mit dem ersten Turner vorlegen musste. Der erste Mann der Schneider-​Schützlinge war Andreas Toba. Nach einem kleinen Fehler bei der ersten Landung turnte Toba souverän durch und leistete sich keine sichtbaren Fehler mehr. Sein Gegner Fabián González begann sogar stärker, doch sein letzter Lauf endete am Boden mit einem groben Patzer, als die Hände den Boden berührten. Somit endete dieses Duell 1:0 nach Scorepoints für Andreas Toba und den TV Wetzgau.
Es folgte Helge Liebrich: Eine traumhafte Bodenübung mit nur einem kleinen Fehler, als Liebrich die Wettkampffläche einmal kurz verließ. Felix Wiemers musste alles zeigen, um Liebrich schlagen zu können. Wiemers turnte sauber durch, jedoch mit einem kleineren Schwierigkeitsgrad, das heißt einfacheren Übungen. Dieses zweite Duell am Boden entschied Liebrich mit 3:0 für sich. Auch Bart Deurloo sammelte gegen Fabian Lotz drei Punkte und so führte Wetzgau mit 7:0, ehe Fabian Hambüchen im Duell gegen den Gmünder Dominik Pfeifer fünf Scorepoints erturnte. Das erste Gerät gewann Wetzgau also mit 7:5.
Am Pauschenpferd setzte Daniel Popescu das erste Ausrufezeichen für die Gmünder Mannschaft. Sowohl Popescu als auch Andrey Likhovitskiy überzeugten durch Eleganz am Pauschenpferd. Daher endete dieses direkte Duell 0:0. Danach legte Fabian Lotz für Obere Lahn vor. Zwei Mal berührte er kurz das Pauschenpferd mit dem Hinterteil und dem rechten Fuß. War das ausschlaggebend für den Sieg von Andreas Toba? Immerhin holte der Gmünder Spitzenturner durch eine überragende Übung vier Scorepoints. Somit baute Wetzgau die Führung auf 11:5 aus.
Gmünds Publikumsliebling Helge Liebrich und Superstar Fabian Hambüchen schenkten sich im dritten Aufeinandertreffen nichts. Hambüchen verkürzte mit zwei Scorepoints auf 7:11. Im letzten Duell setzte Gmünds Taktiktrainer Tobias Wolf den Ausnahmekönner an diesem Gerät, Bart Deurloo, ein. Der Holländer wackelte nur einmal kurz, blieb aber dran und zog die Übung souverän durch. Der deutsche Hochschulmeister Sebastian Quensell konnte nicht mithalten. Deurloo holte vier Punkte. Somit führte Wetzgau mit 15:7 und gewann die Geräte Boden und Pauschenpferd.
An den Ringen legte dann Helge Liebrich für die TVWler, die keine Nerven bisher zeigten, vor. Sein Gegner war Fabian Hambüchen, der sicherer turnte und auch längere Kraftelemente in seiner Übung hatte. 3200 Zuschauer sahen dann die Wertung auf der Leinwand. Hambüchen feierte drei Scorepoints. Im zweiten Aufeinandertreffen an den Ringen standen sich Daniel Popescu und Andrey Likhovitskiy gegenüber. Der KTV-​Turner holte ebenfalls drei Punkte, so dass Obere Lahn auf 13:15 verkürzte. Andreas Toba konterte jedoch mit vier Punkten gegen Fabian Lotz, so dass der TVW mit 19:13 vor dem letzten Ringe-​Duell und der Pause führte. Jasper Vennemann legte für die KTV super vor, aber der rumänische Nationalturner Andrei Muntean war eine Klasse für sich. Wetzgau holte zum Abschluss durch Muntean vier Punkte. Die Gmünder führten mit 23:13 zur Pause.
Der Sprung sorgte für die erste Vorentscheidung. Ein Hambüchen reichte der KTV Obere Lahn gegen die Konstanz der Wetzgauer auf hohem Niveau nicht. Mit 8:5 gewann der TVW nämlich das vierte Gerät im Finale um den deutschen Meistertitel. Dabei holten Muntean und Toba acht Scorepoints. Am Barren legte erneut Helge Liebrich vor, der aber dieses Mal gegen Likhovitskiy mit 0:3 unterlag. Auch Andreas Toba patzte und kassierte eine 0:4-Niederlage gegen Fabian Lotz.
Somit witterten die Hessen wieder Morgenluft und verkürzten auf 25:31. Fabian Hambüchen setzte noch eine Weltklasseübung drauf. Der Rumäne Andrei Muntean musste dagegenhalten und behielt die Nerven. Jedoch verkürzte Hambüchen den Abstand vor dem vierten Duell am Barren auf 26:31. Thore Gauch bildete den Abschluss für die KTVler. Für die TVWler ging Christian Keil an die Holmen. Keil überzeugte und feuerte die Gmünder Fans an. Noch war der Titelgewinn drin. Denn der Youngster Christian Keil holte drei Punkte, so dass der TVW mit acht Zählern Vorsprung – 34:26 – vor dem abschließenden Reck führte.
Fabian Hambüchen zauberte eine wunderschöne Übung in die Halle. Wieder musste Helge Liebrich versuchen, dem Weltstar nicht zu viele Punkte zu überlassen. Vier Zähler waren es am Ende für Hambüchen, der sich sofort danach in den Flieger nach München setzte, um beim Turmspringen von Entertainer Stefan Raab mitzumachen.
Fabian Lotz legte nun vor. Die Atmosphäre in der Halle kochte. Für die Gmünder und den kleinen Ortsteil Wetzgau musste Andreas Toba die Kohlen aus dem Feuer holen. Toba, der beste Wetzgauer an diesem Nachmittag, brillierte von vorne bis hinten und sammelte drei Punkte. 37:30 für den TVW vor den letzten beiden Turnern auf beiden Seiten. Der fliegende Holländer Bart Deurloo machte es perfekt. Mit seiner Flugshow schaffte er ein 0:0 gegen Andrey Likhovitskiy. Sieben Punkte Vorsprung vor dem letzten Duell. Der Jungspund Johannes Schaal turnte die letzte Übung für den TVW: Fehlerlos und 1:0 gewonnen. Der TV Wetzgau feierte den deutschen Meistertitel und bezwang die KTV Obere Lahn mit 38:30 Scorepoints.
Nach dem Bronzeplatz im letzten Jahr folgte nun die Krönung. Der Lohn für jahrzehntelange Aufbauarbeit unter den Trainern Otto Baur, Paul Schneider, Daniel Popescu und Tobias Wolf trägt Früchte. Schwäbisch Gmünd stellt im Jahr 2013 also die beste deutsche Turnermannschaft.