„Als Gmünder will man hier nie verlieren“

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Rems-Zeitung

Wenn die SF Dorfmerkingen um 18.30 Uhr zum Landesliga-​Start in Waldstetten auflaufen, beginnt für Benjamin Bilger seine 15. Saison als aktiver Fußballer. Im Interview spricht der 33-​Jährige über das Duell gegen den TSGV Waldstetten, bei dem er auf dreiehemalige Normannia-​Kollegen trifft.

Freitag, 16. August 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
255 Sekunden Lesedauer

Herr Bilger, in die wievielte Saison als aktiver Fußballer starten Sie am heutigen Freitag?
(überlegt) Ich spiele aktiv, seit ich 18 Jahre alt bin. Davor bin ich mit der A-​Jugend des FC Normannia Gmünd Meister in der Verbandsstaffel geworden, das müsste 14 Jahre her sein. Also starte ich in meine 15. Saison. Das ist schon eine lange Zeit.
Und Ihr wievieltes Jahr ist es bereits bei den Sportfreunden Dorfmerkingen?
Schon das sechste. In jedem Jahr haben wir vorne mitgespielt und am Aufstieg geschnuppert. Mal sehen, vielleicht gelingt uns das auch in diesem Jahr wieder.
Wie lässt sich Ihre Treue zu diesem Verein erklären? Warum halten Sie es schon so lange auf dem Härtsfeld aus?
Das bin ich schon öfter gefragt worden.
Und? Was ist das Besondere in Dorfmerkingen, dass Sie die lange Fahrt von ihrem Wohnort Lindach auf sich nehmen?
Bei den Sportfreunden läuft alles sehr familiär ab – wie damals beim FC Normannia Gmünd. In Dorfmerkingen sind die Voraussetzungen und Trainingsbedingungen optimal, außerdem ist das Verhältnis innerhalb der Mannschaft sehr gut. Wir haben keinen Stinkstiefel drin. Aus diesen Gründen nehme ich die längere Fahrt gerne in Kauf.
Das hört sich alles sehr positiv an. Trotzdem lief die letzte Saison eher etwas enttäuschend.
Wir haben eine klasse Vorrunde gespielt, waren Zweiter und hatten noch drei Spiele mehr zu bestreiten.
Am Saisonende sprang dennoch nur Platz vier heraus.
In der Rückrunde hatten wir dann Pech mit Verletzungen. Unter anderem fiel Tobias Ex aus, auch ich konnte vier Wochen lang wegen eines Ödems nicht spielen. So mussten wir dann den VfR Aalen II an der Tabellenspitze ziehen lassen.
Obwohl mehr drin gewesen wäre?
Ich bin mir sicher: Wir waren die zweitbeste Mannschaft in dieser Liga.
Glaubt man Heiko Wick, haben Sie einen großen Anteil daran, dass Dorfmerkingen seit Jahren konstant vorne dabei ist. Ihr Trainer nennt Sie einen „absoluten Führungsspieler“.
Ich verstehe mich sehr gut mit ihm. Heiko Wick, unser neuer spielender Co-​Trainer Stefan Schill, Innenverteidiger-​Kollege Marcel Funk, Torhüter Christian Zech und ich bilden eine Achse, die die Mannschaft führt.
Mit 33 Jahren sind Sie auch der erfahrenste Spieler im aktuellen Team.
Ich versuche, der Mannschaft Anweisungen zu geben, weil ich bestimmte Situationen dank meiner Erfahrung frühzeitig erkenne. Rüttle Spieler dann auch mal verbal wach, wenn mir Fehler auffallen. Ich sehe mich schon als verlängerter Arm des Trainers.
Mit Marcel Funk aus Lautern sind Sie in der Innenverteidigung laut Heiko Wick derzeit gesetzt. Wie sieht der Konkurrenzkampf auf dieser Position aus?
Momentan sind wir beide gesetzt, das stimmt. Deshalb können und dürfen wir uns aber nicht ausruhen. Es gibt Spieler, die Druck machen. Die Ex-​Normannen Bernd Mahler und Fabian Stankowitz sind beispielsweise Optionen.
Mit welchen Erwartungen und Zielen starten Sie und die Sportfreunde Dorfmerkingen in die neue Saison?
Klar ist schon im Vorfeld, dass die neue Landesliga-​Saison brutal wird. Die anderen Mannschaften haben durch ihre Neuzugänge viel Qualität hinzubekommen. Ich kann mir gut vorstellen, dass bis zu acht Mannschaften um die Meisterschaft mitspielen werden.
Sind die Sportfreunde besser oder schlechter besetzt als im letzten Jahr?
Manuel Illenberger und Tobias Ex sind weg, das ist schade. Dadurch haben wir an Qualität verloren. Diese beiden Abgänge muss die Mannschaft als Ganzes auffangen. Wir werden versuchen, wieder vorne mitzuspielen. Dieses Jahr muss bei uns aber alles passen, um das zu schaffen. Denn andere Mannschaften wie Heiningen, Weilheim oder auch Essingen verfügen über große individuelle und spielerische Qualitäten.
Der Titel ist zunächst also kein Thema?
Wir wollen so lange wie möglich oben dabei sein. Unser erstes Ziel muss aber lauten, einen guten Saisonstart hinzulegen. Dann sehen wir weiter.
Am heutigen Freitag startet Dorfmerkingen beim Aufsteiger TSGV Waldstetten in die neue Saison. Ist das für Sie als Gmünder noch etwas Besonderes, im Altkreis Gmünd zu spielen?
Natürlich, jedes Mal aufs Neue. Als Gmünder will man hier im Raum Gmünd nie ein Spiel verlieren.
In Waldstetten treffen Sie auch auf gute Bekannte aus gemeinsamen alten Zeiten.
Der Waldstetter Trainer Leo Gjini, Stand-​by-​Spieler Michael Eyrainer und Neuzugang Ralph Molner sind wie ich Ex-​Normannen. Mit ihnen habe ich bei der Normannia zusammengespielt. Deshalb ist es für mich auch ein besonderes Spiel.
Sind Sie überrascht, dass Gjini als Trainer solche Erfolge feiert wie in Waldstetten?
Nein, ich habe schon damals, als wir gemeinsam FCN-​Spieler waren, sehr viel von ihm lernen können. Schon damals war mir klar, dass er ein guter Trainer wird, weil er einfach Ahnung vom Fußball hat.
Ralph Molner wird den TSGV verstärken?
Es hat mich schon etwas überrascht, als ich erfahren habe, dass er nach Waldstetten wechselt. Dem TSGV kann ich dazu nur beglückwünschen. Ralph ist ein super Typ, er hat Qualitäten, die der Normannia auch noch fehlen werden.
Vor drei Wochen gewann Dorfmerkingen mit 4:1 im WFV-​Pokal in Waldstetten. Das lässt für heute eine klare Angelegenheit vermuten.
Das wird ein schweres Spiel für uns. Waldstetten hat drei Wochen mehr Vorbereitung hinter sich und wie ich Leo Gjini kenne, wird er sich sicherlich etwas einfallen lassen gegen uns.
Wie müssen die favorisierten Sportfreunde Dorfmerkingen heute auftreten?
Wir müssen die Favoritenrolle annehmen und unser Spiel durchziehen. Das heißt: Auf Ballbesitz aus sein, eine konzentrierte Leistung zeigen und die Großchancen verwerten. Wir wollen in Waldstetten gewinnen, alles andere wäre schon eine Enttäuschung für uns.
Wie beobachten Sie die aktuelle Situation beim FC Normannia Gmünd? Was ist dem FCN in dieser Saison zuzutrauen?
Der Abstieg aus der Oberliga vor zwei Jahren war sehr schade. Trainer Patrick Widmann macht nun einen guten Job, jetzt sollte es wieder Schritt für Schritt aufwärts gehen. Ich traue dem FCN eine gute Runde zu und würde mich freuen, wenn der Verbandsligist unter den ersten fünf, sechs Mannschaften landet.
Zum Abschluss sei die Frage nach Ihrer sportlichen Zukunft erlaubt: Wie lange werden Sie noch aktiv Fußball spielen?
So lange ich fit bin und noch mithalten kann. Ich bin ein Vollblutfußballer und habe mir deshalb noch keine Gedanken über das Aufhören gemacht.