Türkgücü Gmünd arbeitet erfolgreich an einem neuen Image – „Alle fauligen Äpfel sind raus“, sagt Mustafa Simsek

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Rems-Zeitung

Keinen eigenen Sportplatz, kein Vereinsheim, ungünstige Trainingszeiten und nicht einmal eine kleine Garage für Bälle, Eckfahnen, oder ähnliche Fußballutensilien. Und dennoch hat es Türkgücü Gmünd nun unter einer neuen Führung geschafft, sportlich erfolgreich zu sein und nach außen ein gutes Bild abzugeben.

Mittwoch, 15. Januar 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
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„Es hätte erst gar nicht so weit kommen dürfen, dass das Image von Türkgücü Gmünd immer weiter ruiniert wurde. Der Verein hätte viel früher reagieren müssen“, erklärt Mustafa Simsek, der es nicht mehr ertragen konnte, dass fast jeden Montag Türkgücü Gmünd nur aufgrund von Platzverweisen, Beleidigungen oder bösen Foulspielen in der Öffentlichkeit stand.
„Ich wurde bei der Arbeit auch immer wieder angesprochen, was denn bei uns los sei“, erinnert sich Simsek, der damals mit dem Fußballverein Türkgücü gar nichts am Hut hatte. Seit zwei Jahren arbeitet eine neue Führungscrew, der sich Simsek als Hauptsponsor anschloss, an einem großen Ziel: „Unser Image muss wieder besser werden.“ Die Früchte dieser engagierten ehrenamtlichen Arbeit von Mustafa Ali Yilmaz (Pressesprecher), Yunus Coskuner (Vorsitzender), Salim Atilgan (stellvertretender Vorsitzender), Firat Yilmaz (Spielleiter) und Mustafa Simsek (Hauptsponsor und Mitglied des Vorstands) lassen sich nun bereits ernten.
In der Liga hat Türkgücü vor der Winterpause eine beeindruckende Siegesserie hingelegt. Bei den Gmünder Stadtmeisterschaften und dem Bettringer Hallenturnier überzeugten die Spieler sowohl sportlich als auch mit fairem Verhalten. „Alle fauligen Äpfel sind raus. Wer sich nicht anpasst, muss den Verein verlassen. Vor allem dank unseres Trainers Isi Demirci ist wieder Disziplin, Ruhe und der nötige sportliche Ehrgeiz eingekehrt“, erzählt Mustafa Simsek im Gespräch mit RZ-​Sportredakteur Jörg Hinderberger. Auch Mustafa Ali Yilmaz bestätigt, dass die heutige junge Generation an türkischstämmigen Spielern, die fast alle in Gmünd oder Umgebung aufgewachsen sind, die deutsche Sprache besser können als die Generation davor.
„Unsere Jugend ist integriert. Vor zehn Jahren konnten sich einige Spieler nicht verbal äußern und versuchten es dann aus der Emotion heraus mit anderen Mitteln. Das ist Geschichte. Bei Türkgücü Gmünd spielen auch nicht mehr nur Türken, sondern zahlreiche deutsche Spieler mit türkischen Wurzeln, Afrikaner oder Italiener“, sagt Yilmaz und fügt hinzu: „Wir sind offen für alle Nationen.“
Insgesamt 18 aktive Kicker wollen in der Rückrunde versuchen, den zweiten Platz zu ergattern. „Ich kann schon jetzt versprechen, dass wenn Türkgücü es in die Aufstiegsrelegation packt, dann über 1000 Fans dabei sein werden“, so der Vorsitzende Yunus Coskuner. Das Potenzial in Schwäbisch Gmünd ist groß. Allein im Stadtbereich leben ungefähr 6000 türkischstämmige Gmünder. „Wir haben ein großes Potenzial, aber aufgrund des Images haben sich viele Menschen distanziert. Der Zug ist aber nun wieder angerollt und wir sind auf dem richtigen Weg“, freut sich Mustafa Simsek, der aber die negativen Seiten klar anspricht.
„Wir kämpfen immer wieder mal noch mit Vorurteilen auf dem Sportplatz“, berichtet Spielleiter Firat Yilmaz, der selbst noch die Kickstiefel schnürt. „Seit Isi Demirci unser Trainer ist, haben alle Jungs kapiert, dass sie sich nicht provozieren lassen dürfen und sich auf das Fußballspielen konzentrieren sollen. Wenn etwas passiert, dann gehen wir keine Konfrontation mehr ein.“
Das größte Problem des Tabellensiebten in der Kreisliga B, Staffel I, ist jedoch die nicht vorhandene Infrastruktur. „Wir haben keinen eigenen Sportplatz, kein Vereinsheim und keine Garage, wo wir unsere Dinge für den Spielbetrieb unterstellen können“, erzählt Salim Atilgan. Mittwochs trainieren die Spieler ab 20 Uhr auf dem Normannia-​Kunstrasen und freitags ab 20.30 Uhr auf dem DJK-​Platz im Schwerzer, der im Winter aber gesperrt ist. „Fast alle Spieler schichten. Die Trainingszeiten sind sehr schlecht. Es wäre uns viel geholfen, wenn wir im Schießtal auf dem Rasenplatz zu den üblichen Zeiten zwischen 19 und 21 Uhr zwei Mal in der Woche trainieren dürften und dort auch unsere Heimspiele austragen könnten“, so der Spielleiter. Denn der Schießtalplatz sei für viele Fans von Türkgücü noch heute ein Begriff. Nach dem Umzug von Bargau nach Gmünd spielte Türkgücü nämlich gerne auf dem Platz neben dem Gmünder Freibad.
„Wir sind ein mobiler Verein, der noch aus dem Auto lebt“, sagt Simsek. Jeder habe etwas im Auto, damit am Sonntag der Spielbetrieb und unter der Woche der Trainigsbetrieb reibungslos funktioniere. „Die Stadt Gmünd und vor allem Sportbürgermeister Dr. Joachim Bläse haben uns ihre Unterstützung zugesagt. Dafür möchten wir uns bedanken“, äußert sich Mustafa Simsek. 75 Mitglieder hat Türkgücü im Moment. „Wir möchten gerne eine Jugendabteilung schaffen und mit den Kleinsten einmal beginnen. Dafür benötigen wir aber den Platz und die finanzielle Unterstützung. Denn unser Ziel ist, den jungen Sportlern in Gmünd eine Perspektive zu geben“, erklärt Mustafa Simsek im Namen der Führungscrew.