Fotoapparat mit dem Eispickel getauscht

Sport

Rems-Zeitung

Zwölf Tage verbrachte der Heubacher Markus Urbanowski in Sotschi bei den Olympischen Spielen. Auch wenn er im Schatten von Skispringerin Carina Vogt unterwegs war, so hat der 32-​Jährige einiges erlebt und vor allem seinen Sport, das Eisklettern, der internationalen Sportwelt erfolgreich vorgestellt.

Montag, 17. Februar 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
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Von Jörg Hinderberger
Um 21 Uhr kam der künftige Geschäftsführer der neuen Gmünder Kletterhalle, die im Zuge der Landesgartenschau entsteht, in Sotschi an. Von Offiziellen des internationalen Bergsportverbands ging es in die erste Unterkunft, die diesen Namen aber nicht verdiente. „Es gab keine Heizung, kein Warmwasser und keinen Strom. Außerdem fanden wir Holzbetten vor. Ich war müde und habe den Verantwortlichen gesagt, dass ich so keine zweite Nacht in Sotschi bleibe“, erzählt Urbanowski. Am zweiten Tag wurden die 18 nichtrussischen Eiskletterer in einem Privathaus untergebracht, 15 Minuten Fußweg vom Olympischen Park entfernt.
„Wir konnten ungezwungen unseren Sport präsentieren“
Zwar gab es immer noch kein warmes Wasser, dafür jedoch eine warme Bude, Licht und eine Internetverbindung. Markus Urbanowski lernte sofort neue Freunde aus der Mongolei, Japan, Schweiz und Schweden kennen. Nach ein paar Tagen des Wartens wurde den Kletterern mitgeteilt, dass es doch keinen Demonstrationswettbewerb in Sotschi 2014 geben würde. „Alles, was bei Olympia mit einem Wettkampf oder Platzierung zusammenhängt, muss genehmigt werden. Wenn es nach Plan läuft, gibt es 2018 in Südkorea einen offiziellen Wettkampf und 2022 könnte Eisklettern eine olympische Disziplin sein“, sagt der Heubacher.
Statt Enttäuschung stand bei den Kletterfreunden der Spaß im Vordergrund. „Wir konnten ungezwungen unseren Sport präsentieren. Jeden Tag konnten sich die Fans selbst an der Kletterwand mit dem Eispickel in der Hand und den speziellen Schuhen an der Wand vergnügen. Auch für Medienanfragen hatte ich mehr Zeit“, berichtet Urbanowski. Bis zu 400 Menschen haben täglich den Fotoapparat mit dem Eispickel getauscht.
Zu den persönlichen Höhepunkten während seines Aufenthalts in Russland zählt für Markus Urbanowski der Besuch des Frauenländerspiels im Eishockey zwischen Russland und Deutschland. „Wir führten mit 1:0 und dann drehten die Russen im Schlussdrittel auf und siegten mt 4:1. 8000 Fans machten richtig viel Betrieb. Das war Gänsehaut pur“, erzählt der Heubacher. Auch die Führung durch das Endurance Village, das Stadion der Biathleten und Langläufer, hinterließ bleibende Eindrücke. „Die Biathlon-​Arena ist in den Berg hinein gebaut“, schwärmt der einzige deutsche Eiskletterer in Sotschi. Während der ehemalige Skispringer Jens Weißflog sein Buch im Deutschen Haus vorstellte, blickte Markus Urbanowski nur auf den Fernsehbildschirm. Carina Vogt bekam ihre Goldmedaille überreicht. Der ehemalige Skisprungweltmeister habe für diese Minuten sogar seine Präsentation unterbrochen. „Das war ergreifend“, erinnert sich Markus Urbanowski. Natürlich gab es auch negative Eindrücke. Neben den Unterkünften sahen die Sportler sehr viele Sicherheitskräfte. „Es war ein komisches Gefühl. Dennoch will sich ja niemand den Schuh anziehen, dass etwas Schlimmes passiert“, erklärt der 32-​Jährige.