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Das Mahnmal der Marinekameradschaft am Heckenhof soll nun aus dem Dornröschenschlaf erweckt werden

Wie bereits berichtet, wurde in der jüngsten Sitzung des Waldstetter Bau– und Umweltausschusses das ehemalige Mahnmal der Marinekameradschaft am Heckenhof besichtigt. Man ist sich einig, dass das Denkmal der Nachwelt erhalten bleiben soll.

Mittwoch, 20. Juli 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

Von Nicole Beuther
WALDSTETTEN. Der frühere Besitzer des Heckenhofs, Jupp Deininger, hatte sich viele Jahre um den Erhalt dieses bedeutenden Mahnmals gekümmert. Er war selbst Mitglied der Marinekameradschaft und maßgeblich daran beteiligt, dass das Ehrenmal am jetzigen Standort errichtet wurde. Nach seinem Tod geriet es allmählich in Vergessenheit. Professor Ulrich Müller und Hans-​Walter Burkhardt machten nun Rainer Barth vom Heimatverein Waldstetten darauf aufmerksam.
Bürgermeister Rembold und die Mitglieder des Bau– und Umweltausschusses zeigten sich erfreut über das große Engagement und sind sehr interessiert am Erhalt des Ehrenmals. Eine Möglichkeit ist es, alles am jetzigen Standort zu belassen. Die Chancen, dass dies verwirklicht wird, sind jedoch gering, da die jetzigen Besitzer wenig Interesse daran zeigen. So wurde nun ein Bereich im Bronnforst-​Wald in Erwägung gezogen. Dieser liegt auf dem Weg zum Heckenhof, so dass ein Bezug nach wie vor vorhanden ist. Weiter können sich die Mitglieder des Bau– und Umweltausschusses gut vorstellen, das Ehrenmal auf dem Alten Friedhof zu errichten. Dort, erklärt Bürgermeister Michael Rembold, gebe es Soldatengräber und ähnliche Denkmale. Die Versetzung werde von der Gemeinde Waldstetten in Eigenleistung erfolgen, so Rembold. Zusätzlich sollen die Gedenktafeln wieder angebracht werden. „Den auf See Gebliebenen“ war auf einer Tafel zu lesen.
Der Waldstetter Prof. Ulrich Müller hat zahlreiche Informationen zu dem Ehrenmal zusammengetragen. Von großem Interesse ist für viele sicherlich die Frage, wie das Denkmal für die Opfer der Seefahrt zum Heckenhof kam.
Maßgeblich daran beteiligt war Jupp Deininger. Er hatte den damaligen Bauernhof „Heckenhof“ 1959 erworben und dort eine Vesperstube eingerichtet. Den Älteren ist sie unter dem Namen „Seemannsheim“ noch heute ein Begriff. Schon bald war es das Stammlokal der Gmünder Marinekameradschaft und als der Wunsch entstand, für die Kameraden, die Opfer des Krieges geworden waren, eine würdige Gedenkstätte zu errichten, war schnell klar, dass diese am Heckenhof eingerichtet werden soll. Prof. Ulrich Müller hierzu: „Man wollte nicht nur Geselligkeit pflegen oder fröhliche Feste feiern, sondern gerade weil man froh und dankbar war, dem Krieg und der oft auch grausamen See gesund und wohlbehalten entronnen zu sein, auch an all die denken, deren junges Leben gewaltsam abgebrochen wurde: irgendwo in den Weiten der Weltmeere.“
Am 23. September 1961 wurde das Denkmal dann feierlich eingeweiht. Unterstützt worden sei das Vorhaben von der Gemeinde Waldstetten und auch der Stadt Schwäbisch Gmünd, so Müller. So habe man für den Bau des Denkmals die Steine der Waldstetter Brücke in Schwäbisch Gmünd verwenden dürfen. „In mühsamer Handarbeit mussten die Steine behauen werden“, erklärt Müller. Sie dienten als Stützmauer für die Terrasse, auf der das Denkmal errichtet wurde. Diese war notwendig, da das Ehrenmal in einer Hanglage errichtet wurde. So kann man erahnen, dass damit ein großer Arbeitsaufwand verbunden war. Als Kernstück des Denkmals beschreibt Müller die Nachbildung eines Signalmastens. Dieser diente auf See als Flaggenmast. Müller: „Mit Hilfe von Flaggenzeichen, oder bei Nacht mit Scheinwerfern, wurden Nachrichten übermittelt bzw. andere Schiffe begrüßt.“
Die Nachbildung des Signalmastens ist das einzige, was heute noch an das Ehrenmal erinnert. Der Anker (eine Spende von der norddeutschen Werft), eine Schiffsglocke und eine Ankerboje (vom Seenotboot „Lübeck“) ergänzten das Ehrenmal, sind aber nun schon seit geraumer Zeit im Heimatmuseum Waldstetten untergebracht. Dort befindet sich auch die Tafel mit der Inschrift „Den auf See Gebliebenen“. Nach der Versetzung des Mahnmals soll dies alles wieder in neuem Glanz erstrahlen.
Unvergessen sind die vielen Feierlichkeiten, die in den Jahren nach der Einweihung an der Gedenkstätte stattfanden. So die Feier anlässlich des Skagerrak-​Tages, der an die Seeschlacht vom 31. Mai 1916 erinnerte. Unter den Gefallenen der Schlacht sei, so Prof. Müller, auch der Matrose Gorch Fock gewesen. Anlässlich seines 50. Todestages wurde an der Gedenkstätte am Heckenhof 1966 eine Tafel mit seinem Namen enthüllt. Auch diese Tafel soll nun wieder aus dem Dornröschenschlaf erweckt werden.
Stolz ist man heute noch über die vielen Prominenten, die einst den Weg zum Heckenhof fanden. So war der bekannte Felix Graf von Luckner öfters zu Gast. Für Schmunzeln sorgt auch eine Anekdote, die Prof. Müller am Rande seiner Ausführungen erzählte. So war einst auch der „Vater der Bundesmarine“, Vizeadmiral Ruge, zu Gast auf dem Heckenhof, wo er unter anderem auf den damaligen Landrat Dr. Röther traf. Auf die Frage des Amerikaners, ob dieser auch zur See gefahren sei, habe Röther geantwortet: „No, I am a Landrat“ – „Nein, ich bin eine Landratte“.
In den Logbüchern seien zudem viele englische und japanische Eintragungen zu finden. „Diese beweisen, dass die Gedenkstätte auf dem Heckenhof tatsächlich einen internationalen Charakter hatte“, so Müller. Verbunden fühlten sich die Gmünder Seeleute auch mit John F. Kennedy. Nach dessen Tod wurde am Ehrenmal sofort halbmast geflaggt.

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