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Staufermusik: Die fünf Ensembles im Schwörhaus

Die dicken Mauern des Schwörhauses boten am Sonntagabend eine Oase der Ruhe und des Genießens inmitten einer Stadt, die nach dem ersten großen Probenwochenende ihrem Stauferfest entgegenfiebert.

Montag, 18. Juni 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 14 Sekunden Lesedauer

Von Brigitte Düppe
KONZERT. Fiebrig heiß war es tatsächlich in dieser „heißen Phase“ für Akteure und Instrumente. Zum ersten Mal stellten sich alle fünf Musikensembles der Staufermusik vor, den Anlass bot ein Schwörhaus-​Konzert.
Nichtsdestotrotz brachten die Musiker zwei Stunden lang mit ansteckender Spielfreude dem dankbaren Publikum ihr gesamtes Repertoire zu Gehör. Das Versprechen, dass das Konzert gleichermaßen etwas für Ohr und Auge bieten würde, war schnell und überzeugend eingelöst. Die Gewänder der Gewandmeisterei in ihrer Vielfalt und Detailgetreue waren mehr als ein Hingucker. Von der Kopfbedeckung bis zur hochstehenden Schuhspitze strahlten diese Kreationen eine unglaubliche Harmonie aus. Nichts Schrilles, dafür Fließendes, farblich fein abgestimmt erfreute das Auge. Erstaunlich auch, dass bei so viel Verdecktem die Gesichtszüge viel intensiver wahrgenommen werden können.
Fast fünfzig Musiker und Musikerinnen traten an diesem Abend in fünf verschiedenen Gruppen auf mit Instrumenten, die teilweise extra gebaut und bestellt werden mussten. Auch natürlich schöne Stimmen waren zu hören und machten deutlich, dass „unplugged“ ein helles Vergnügen sein kann. Die orientalische Melodie „Marco Polo“ etwa klang wie Filmmusik zu Bildern von der Seidenstraße.
Bis zur Pause war man als Nicht-​Kenner dieser Musik vollkommen davon überzeugt, dass alles genau so im Mittelalter geklungen haben musste, wie man es von den Gruppen „Palästina“, „Zisselberg-​Zeisige“ und „Edi beo thu“ gehört hatte. Prof. Dr. Stefan Johannes Morent von der Universität Saarbrücken/​Tübingen klärte in seinem anschließenden Beitrag mit vielen Bildbeispielen jedoch auf, dass man eigentlich überhaupt nicht weiß, wie es damals geklungen hat.
Die Melodien wurden viele Jahrhunderte lang nicht aufgeschrieben, sondern nur mündlich weitergegeben. Wenn heute im Internet ein Lied von Walter von der Vogelweide zu finden ist, sei die Notation nur eine Interpretation einer schwierigen Überlieferung. Morent sprach dabei jedoch von Ergebnissen, „die nicht völlig abwegig sind“. Es waren die Klöster, die als erste um 900 n. Chr. in sogenannten „Neumen“ Melodien festgehalten hätten, was viel später auch im weltlichen Bereich übernommen wurde.
Dabei sei aber nur die Tonhöhe festgelegt worden, nicht das Tempo, der Rhythmus, die Aussprache der Texte, die Instrumente. Welche Instrumente es gab, zeigten jedoch viele Abbildungen etwa der Manessischen Handschriften. Wie sie geklungen haben, und wie ihr Zusammenspiel arrangiert war, könnten wir nur ahnen.
Ein sensationeller Fund aus Trossingen aus einem Grab des späten 6. Jahrhunderts bringe allerdings etwas Licht ins mittelalterliche Dunkel: Eine reich verzierte Leier sei das älteste komplett erhaltene Instrument, abgesehen von steinzeitlichen Knochenflöten. So war es sicher ein weiterer Höhepunkt des Abends, einen Blick werfen zu können auf eines der vier nachbauten Instrumente dieses bedeutenden Fundes, und es geriet zum ganz besonderen Erlebnis, den Tönen dieser Leier lauschen zu können.
Nach so vielen Informationen war erst recht die Neugier geweckt, was die Gruppen „Amoroso“ und „Batheri“ aus ihrer großen Freiheit der gestalterischen Interpretation gemacht haben. Man achtete jetzt viel intensiver auf unterschiedliche Versionen etwas bei dem bekannten Lied „Santa Maria“.
Andreas Kümmerle als Gesamtleiter hatte im Vorfeld in zwei Workshops zusammen mit Prof. Morent die Richtung vorgegeben und mit den Worten von Musikschulleiter Friedemann Gramm bleibt zu hoffen, dass aus dieser Musikrichtung anlässlich des Stadtjubiläums und der Staufertage eine fes

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