„Unterwegs mit dem Sonnengesang“ — ein Büchlein von Karl Schönweiler für den Franziskusweg bei Ottenbach

Kultur

Rems-Zeitung

Die Glaubenswege haben eine Ergänzung im Nachbarkreis gefunden: den Ottenbacher Franziskusweg. Über diesen schrieb Karl Schönweiler ein Buch, das in mehr als einem Sinn einen Wegbegleiter darstellt.

Samstag, 17. Oktober 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
146 Sekunden Lesedauer

BÜCHER (rw). Dabei hatte Schönweilers Buch einen, nach Einschätzung des 55-​jährigen Autors, recht überschaubaren Anfang: Der leitende technische Beamte, der eine lyrische Ader hat und Liebe zu Natur und Literatur hegt, war von der Arbeitsgemeinschaft Franziskusweg gebeten worden, die Tafeln für die Stationen des Sonnengesangs auf dem Ottenbacher Franziskusweg mit Begleittexten neben den eigentlichen Versen Franziskus’ zu versehen. Von Franz von Assisi wusste er außer ein paar Eckdaten nichts. „Doch musste ich schnell erkennen, dass diese Verse, von denen man sagt, sie seien der Beginn der italienischsprachigen Dichtung, nicht von Leben und Wirken des Francesco Bernardone zu trennen ist. Franziskus ist der Mensch hinter dem Sonnengesang und der Sonnengesang ist der Ausdruck der Lebenshaltung des Heiligen Franz von Assisi.“
Es wurde ein Buch daraus (hergestellt von der Remsfruckerei). Schönweiler fesselte die Mischung aus Mystik und Realität im Leben des Franziskus; der Punkt, an dem der reiche junge Herr, der sich zum Ritter berufen fühlt, umkehrt – und den Spott der Zeitgenossen auf sich nimmt. Den Sonnengesang betrachtet Schönweiler als „die vielleicht schönste Antwort des Menschen auf die Schaffung der Welt durch Gott, wie sie im Buch Genesis niedergeschrieben wurde.“
Also machte sich auf Schönweiler auf den Weg, „unterwegs mit dem Sonnengesang“ zu sein: „Sich aufmachen – sich einlassen“ ist die Eingangsbetrachtung seines Büchleins überschrieben: „Sich aufmachen beginnt im Kopf (…) Sich aufmachen, eine teils beschwerliche Tour zu unternehmen. Beginnen in einer Kirche, sich streckenweise steil bergauf mühen, aber auch auf schöner Anhöhe das Sonnensymbol und die Landschaft wahrnehmen, sieben Kilometer Wegstrecke überwinden, bis der Gang durch den Friedhof die Auseinandersetzung mit dem ‘Bruder Tod’ herausfordert – und letztlich sich der Kreis am Ausgangspunkt, an der Kirche vollendet.“ Immerhin ist ein gewisser Bezug durch Landschaft und Geschichte gegeben — Schönweiler erinnert daran, dass König Philipp, der jüngste Sohn Barbarossas, auf dem Hohenstaufen mit seiner Frau Irene die schönste Zeit ihrer Liebe hatten, während im Randgebiet des Stauferreichs Francesco noch fröhliche Gelage veranstaltet – bevor er als Einsiedler in radikaler Armut dem Wort Christi folgt.
Viel Mühe machte sich der Autor, stimmungsvolles Bildmaterial herzustellen: „Unzählige Male bin ich den Weg hinauf zum Rehgebirge gegangen — und doch war es jedes Mal für mich ein Erlebnis, eine Erholung vom Alltag. (…) Ebenso erlebte ich einmal die Stimmung im Wald bei ‘Mond und Gestirnen’, als die herannahenden Rehe mich, am Baumstamm lehnend, erst bemerkten, als ich sie beinahe greifen konnte.“ Von Mystik sind solche Erlebnisse noch weit entfernt, doch wer sie hat, den führen sie zu einer Kraftquelle, aus der man für den Alltag schöpfen kann.
Karl Schönweiler gelingt eine schöne Parallelführung von lebhafter Wegbeschreibung, regionalgeschichtlichen Exkursen, Bildern und Schilderung des Lebens, Denkens und Wirkens von Franziskus, den er als „Phänomen“ begreift, dessen Wirkung rational nicht zu erklären sei. Dies und eine beschwingte Sprache rhythmisieren das Büchlein, geben ihm eine ganz eigene Melodie, nach der man wohl wandern mag.
Hinzu kommt natürlich ein praktischer Info-​Teil mit Karten, Angabe von Einkehrmöglichkeiten und praktischen Tipps für den Rundwanderweg von Ottenbach über das Rehgebirge, den Weiler Kitzen und zurück zur Pfarrkirche St. Sebastian – einer von einer wachsenden Zahl von Franziskuswegen, die einmal, wie Glieder einer Kette, nach Assisi führen sollen.

Karl Schönweiler: „Unterwegs mit dem Sonnengesang. Franziskusweg Ottenbach“. 76 Seiten, zahlreiche Fotos und Abbildungen, 6.80 Euro. Erhältlich ab dem heutigen Samstag im Servicebereich der Rems-​Zeitung in der Paradiesstraße.