Gesangverein Schwäbisch Gmünd-​Rehnenhof präsentierte Mascha Kalékos Lyrik in der Johanniskirche

Kultur

Rems-Zeitung

Es war ein Wagnis, die weitgehend unbekannte Lyrik von Mascha Kaléko (1907 – 1975) in der Vertonung von Uli Führe im Jahresabstand zum zweiten Mal in Schwäbisch Gmünd anzubieten.

Mittwoch, 24. Juni 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
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MUSIK (rus). Nach der „Uraufführung“ im Forum Schönblick bot die Kulisse der in Renovierung befindlichen Johanniskirche einen völlig anderen Rahmen: etwas düster, ja trist, fremd und kühl. Doch bei näherer Überlegung wurde klar: das genau sind die Prädikate, die auch auf das Umfeld in Mascha Kalékos Leben zutrafen.
Um es vorweg zu nehmen: Ein Teil des Eintrittsgeldes wurde der Münstergemeinde für die Renovierung des Gmünder Kleinods Johanniskirche übergeben; einem zusätzlichen Spendenaufruf am Ausgang folgten die Zuhörer gerne.
Die Zusammenstellung der Werke war dem Uli Führe-​Zyklus „Lieder für Zeitgenossen“ – so auch der Konzerttitel – entnommen, alles sehr unterschiedliche Themen, Reime und Musik. Vom vergeblichen Warten auf jemanden an einem Caféhaustisch über das vertrauenserweckende „Einem Kinde im Dunkeln“ bis zu „Für Chemjo“ wurden zehn Chöre vorgetragen. Teilweise und zusätzlich wurden die Texte von der Schauspielerin und Theaterpädagogin Annabella Akçal rezitiert. Dazu gehörten immer wieder eindrucksvolle Abrisse aus der sehr umfangreichen und aufregenden Kaléko-​Biographie. Katrin Schwarz hatte ihren Chor in vielen, ausführlichen Proben auf die Thematik nahezu eingeschworen, so dass er, schwarzrot gekleidet, stets präsent war und jedes Werk seinem Charakter entsprechend und überzeugend darbieten konnte. Und so war gegenüber der ersten Aufführung eine deutliche Steigerung zu vermerken.
Stets angemessen einfühlsam und nahezu ständig begleitete Ilona Kohl als Pianistin auf dem Klavier. Die meisten Rezitationen wurden von ihr musikalisch untermalt, die Chorsätze begleitet, nachdem sie zuvor ganz unauffällig aber sehr präzise und charaktergemäß intonierte.
Alles wurde nicht zuletzt von einer gut eingerichteten Tontechnik ermöglicht und unterstützt, für diesen Kirchenraum eine besondere Aufgabe und Leistung.
Als sehr erfreulich darf die Resonanz auf die Konzerthinweise bezeichnet werden: Das Mittelschiff war bis auf wenige freie Plätze besetzt. Ein lang anhaltender Applaus bewies die volle Akzeptanz der Aufführung durch die Gäste. Und so war es – entgegen der ursprünglichen Absicht – nicht anders möglich, als sich doch mit einer Zugabe – „Einem Kinde im Dunkeln“ – vom Publikum und von Mascha Kaléko zu verabschieden.