Sofia Gubaidulina erhält den Preis der Europäischen Kirchenmusik 2009

Kultur

Rems-Zeitung

Seit Jahrzehnten gehört Sofia Gubaidulina zu den führenden, weltweit berühmten Komponisten Russlands der Ära nach Schostakowitsch. Für ihre hochrangigen und ausdrucksstarken Beiträge zur Geistlichen Musik erhält die Komponistin in diesem Jahr den Preis der Europäischen Kirchenmusik.

Samstag, 18. Juli 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
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MUSIK (sv). Überreicht wird diese hochkarätige Auszeichnung der Stadt Schwäbisch Gmünd am Dienstag, 21. Juli, in der Augustinuskirche. Vor der Preisverleihung erklingen von Sofia Gubaidulina drei Werke, darunter die mit Violoncello, Schlagzeug und Celesta außergewöhnlich besetzte Kantate „Sonnengesang“; die Aufführung beginnt um 20 Uhr. Interpreten sind der Latvian Radio Choir, Ramon Jaffé (Violoncello) und Schlagzeuger unter Leitung von Sigvards Klava.
Im Anschluss an das Konzert übergibt Oberbürgermeister Wolfgang Leidig den mit 5000 Euro dotierten Preis. Die Laudatio hält Hans-​Ulrich Duffek, Hamburg. Um 18.30 Uhr findet in der Galerie im Prediger ein Künstlergespräch mit der Komponistin statt, das Dr. Ewald Liska moderiert.
Sofia Gubaidulina wurde 1931 in Tschistopol in der Tatarischen Republik geboren. Nach einer Ausbildung am Konservatorium von Kasan und am Moskauer Konservatorium arbeitet sie seit 1963 als freischaffende Komponistin. Die Preisträgerin ist Mitglied der Akademie der Künste in Berlin und der Königlichen Musikakademie in Stockholm und erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Kompositionspreise, darunter den Russischen Staatspreis (1992), den weltweit höchstdotierten und renommierten japanischen Praemium Imperiale (1998) und das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (2009). Ihr herausragendes künstlerisches Wirken erfuhr eine besondere Würdigung durch die Aufnahme in den Orden „Pour le Mérite“ für Wissenschaften und Künste, dessen Mitglied sie seit 1999 ist.
Mit dem „Sonnengesang“ für Violoncello, Kammerchor, Schlagzeug und Celesta (1997) steht ein Werk für diese gleichermaßen ungewöhnliche wie faszinierende Besetzung im Zentrum des Konzerts. Das Stück, das als Textvorlage den „Sonnengesang“ des Franz von Assisi benutzt, überwältigt durch seine mitreißenden Klangeffekte beim Zusammenwirken der drei so unterschiedlichen Klangkörper. Bei allen drei Gruppen geht die Komponistin über das Gewohnte hinaus: So interpretiert der Chor nicht nur den Text, sondern bekommt in gesummten, gehauchten, ja sogar geseufzten, häufig clusterartigen Passagen regelrecht instrumentalen Charakter. Und sie lässt das Solo-​Cello in einem atemberaubenden Part erzählen, was Worte kaum fassen können.
Der Lettische Rundfunkchor gehört zur Spitze der europäischen Chöre. Die Presse rühmt seine empfindsame und perfekte Klangkultur. Mit Ramon Jaffé steht den Sängern ein herausragender Solist und vielseitiger Kammermusiker zur Seite.

Karten gibt es beim i-​Punkt, Telefon (07171) 603‑4250, und im Kulturbüro, Telefon (07171) 603‑4118. Online unter www​.kirchen​musik​-fes​ti​val​.de oder per E-​Mail an tourist-​info@​schwaebisch-​gmuend.​de. Im Festivalbüro im Prediger sind Karten für das jeweilige Abendkonzert zu erwerben.