Alfred Lutz hält den Lebenszauber fest

Kultur

Rems-Zeitung

Für Alfred Lutz ist die ganze Galerie des Kunstvereins im Kornhaus eine Fläche, die der Grafiker bespielen kann. Die Gelegenheit lässt er sich nicht entgehen – er inszeniert die Ausstellung „Augenblicke“ als lebensvolles Fest. Von Reinhard Wagenblast

Montag, 14. September 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
110 Sekunden Lesedauer

AUSSTELLUNG. Alfred Lutz ist mit bald 90 Jahren das an Jahren älteste Mitglied des Kunstvereins und liegt auch in der Dauer seiner Mitgliedschaft an der Spitze: Seit 1950. Er war Vorsitzender und ist Ehrenmitglied des Vereins, der aus Anlass des runden Geburtstages diese Ausstellung zeigt. Von ihm stammte das Logo, das der Kunstverein nahezu vier Jahrzehnte verwendete.
Alfred Lutz fotografierte die Wände im Kornhaus, stellte sie als maßstabsgetreue Fläche zu Hause dar und komponierte so seine Ausstellung, „das hat noch keiner so gemacht“, staunte Kunstvereins-​Vorsitzender Albrecht Vogel bei der Eröffnung am Sonntag. Kurz: Alfred Lutz ist nach wie vor auf der Höhe der Zeit. In der Ausstellung herrscht die immerwährende Gegenwart des Augenblicks.
Sie dürfte als eine der bestbesuchten Vernissagen in die Vereinsannalen eingehen. Viele Weggefährten aus Lutz’ großem Bekanntenkreis ließen sich die Gelegenheit nicht entgehen. Eigentlich müsste man von mindestens drei Kreisen sprechen: die Hochschule für Gestaltung, an der Lutz seit 1955 drei Jahrzehnte lang lehrte, Professor und Prorektor war, die Berufskollegen aus dem Grafikdesign-​Gewerbe, die Künstler. George Burden, Weggefährte aus der Hochschule, sprach von Lutzens souveräner Professionalität, von seiner zupackenden Art beim Aufbau seines Fachbereichs, „ohne Alfred Lutz gäbe es die HfG nicht so.“ Trotz seiner Unternehmungslust und seiner Tatkraft sei er ein guter Gesprächspartner und Zuhörer, „eine Stütze und Inspiration für viele Kollegen, für viele Studenten ein Wegbereiter.“ Prof. Kurt Weidemann, Stuttgarter Grafik-​Koryphäe, stellte Lutz in die Reihe der Doppelbegabungen in der freien wie der angewandten Kunst. Eine illustre Gesellschaft: Kurt Schwitters, der zeitweise ein Reklamebüro hatte, Arnold Schönberg, der als Komponist zugleich Porträtmaler war, Max Bill, der als Maler, Gebrauchsgrafiker und Architekt tätig war. Lutz sei sein Bildermacher auf beiden Felder, in der Grafik wie in der Kunst. Für beide gelte: „Je stärker die Inhaltsbewältigung, desto stärker die Form.“ OB Richard Arnold stellte die starke Verbundenheit von Alfred Lutz mit dem Gmünder Kultur– und Kunstleben heraus, rühmte dessen Offenheit und Neugier. Lutz habe Spuren hinterlassen in der Stadt. Vollends gefangen nahm die Besucher eine Videoprojektion, die in der Ausstellung zu sehen ist und von Claudia Pohel mit Harfe und Sirenenstimme begleitet wurde. Biographisch gefärbt, fängt sie die ganze Fülle des Lebenszaubers ein. Den flüchtigen Augenblick in seiner Schönheit festzuhalten — das ist vielleicht die größte Stärke des Grafikers und Künstlers Alfred Lutz.

„Alfred Lutz Augenblicke.“ Bis 31. Oktober im Gmünder Kunstverein, Kornhaus. Di — Fr 14– 17 Uhr, Sa 10 –13 Uhr, So 11– 17 Uhr.