Die Rems-​Zeitung präsentiert: Das Landesjazzfestival 2010 in Schwäbisch Gmünd /​Am 23. April kommt Südpool Jazz Project IV

Kultur

Rems-Zeitung

Die Vorbereitungen für das Landesjazzfestival 2010 in Schwäbisch Gmünd (21. bis 25. April) befinden sich in vollem Gange. Nach dem Jazzheimspiel am 22. April (die Rems-​Zeitung berichtete) dürfen sich die Besucher einen Tag später auf das Südpool Jazz Project IV freuen.

Mittwoch, 07. April 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
90 Sekunden Lesedauer

LANDESJAZZFESTIVAL. Südpool ist eines der dauerhaftesten Projekte im deutschen Jazz. Die umfangreiche Liste der Musiker, mit denen Südpool zusammenarbeitet, die zahlreichen Projekte, die in intensiver Arbeit und Workshops entstanden sind, zeugen von der Originalität, Eigenständigkeit und Kreativität der Gruppe.
Mit seinen langjährigen Gefährten Paul Schwarz (piano), Herbert Joos (flügelhorn, trumpet) und Günter „Baby“ Sommer (drums) spielt Bernd Konrad (saxophon, clarinet) seit über 20 Jahren. In das musikalische Konzept betten diese ihre Kunst scheinbar mühelos ein. Avantgardistisch abgeklärter Jazz mit Lust und Leidenschaft entwickelt das Quartett. Die vier Musiker legen eine ungeheure Spielfreude an den Tag. Man hat sich viel zu sagen und hört aufeinander.
Obwohl jeder der vier Solisten seine eigene unverwechselbare Ausdrucksweise hat, vermögen diese Individualisten auch eine sehr homogene Gruppe zu bilden. Intuition und Interaktion funktionieren bestens und völlig losgelöst von den Noten — Improvisation total. Bernd Konrad hat immer eine ganze Ladung von Saxophonen und Klarinetten dabei und schwelgt neben dem knorrigen Baritonsax-​Sound gerne in Multiphonics, bringt dann aber plötzlich Cooles wie Gerry Mulligan.
Der erst „frisch“ gewordene 70er Herbert Joos kann auf seinem Flügelhorn ordentlich die Fetzen fliegen lassen, hat aber auch diesen besonderen luftig-​lyrischen Sound im Gepäck sowie seine Trompete mit Dämpfer und ein Blechinstrument mit Schalltrichterdoppel, welche das Klangspektrum unheimlich erweitern. Der Pianist Paul Schwarz fasziniert beispielsweise, wie er in seiner Rolle als einfühlsamer Begleiter rhythmische und melodische Partikel seiner Partner aufnimmt und weiterführt. Schwarz wiederum bringt intensive Dichte, wenn er in Rasanz spielt oder die Tastatur des Flügels mit Handkantenschlägen und Unterarm-​Cluster traktiert. Doch schimmert immer wieder Frederic Chopin und Claude Debussy impressionistisch heraus.
Günter „Baby“ Sommer, der mitunter pantomimisch agierende Jazzer mit dem Paukenschlag, steuert immer wieder Überraschungseffekte zum großen Klangerlebnis bei. Genauso unorthodox wie seine Pedalpauke sind seine Röhrenglöckchen. Er setzt das ganze Arsenal von Klangerzeugern kompetent und einfallsreich ein. So entwickeln sich Funk-​Rhythmen genauso organisch wie komplexe tonale Zentren, orientalische Skalen und Orgelpunkt-​Repetitionen.