April-​Inferno am 12. April im Cafe Spielplatz, Schwäbisch Gmünd, mit zahlreichen Kabarettisten aus ganz Deutschland

Kultur

Rems-Zeitung

Am Montag, 12. April, präsentiert das Café Spielplatz in Schwäbisch Gmünd ab 20.30 Uhr ein bundesweit einmaliges Projekt: Das April-​Inferno mit Werner Koczwara, Jochen Malmsheimer, Thomas Reis, Lars Reichow, Ernst Mantel.

Donnerstag, 08. April 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
161 Sekunden Lesedauer

KABARETT (wk). So ist es kein Wunder, dass die Besucher aus der ganzen Republik anreisen werden, um dieses einmalige Zusammenkommen der deutschen Kabarettspitze mitzuerleben. Auch altgedienten Bühnenbetreibern, wie beispielsweise Kay Lorenz vom Düsseldorfer Kom(m)ödchen, ist der Weg von Düsseldorf nach Gmünd nicht zu weit und auch Simon Ernst kommt aus der Münchner Lach– und Schießgesellschaft ins Ostalb-​Mekka der Kleinkunst. Die mediale Präsenz ist schon im Vorfeld gewaltig. SWR4 und SWR3 berichten und SWR2 schneidet den Abend komplett mit.
Jochen Malmsheimer, frisch gekürter Preisträger 2010, des deutschen Kleinkunstpreises hatte im November 2009, gemeinsam mit den Brüdern Koczwara, die Idee, die bundesdeutsche Kabarettelite ins Café Spielplatz nach Schwäbisch Gmünd zu locken. Was anfänglich, bei 90 Plätzen, völlig utopisch klang, wucherte zum Schluss, so dass man Kollegen wie beispielsweise Ottfried Fischer oder Anka Zink auf das Inferno 2011 vertrösten musste, der Abend hätte sonst leicht in den Weltrekordversuch „24-​Stunden Kabarett Nonstop“ gemündet. Auch Bühnenbetreiber aus der ganzen Republik mussten bei den Kartenwünschen beschränken. Selbst SWR-​Redakteur-​Legende Peter Ziehe kommt in Anerkennung der herrschenden 90-​Plätze-​Not alleine ins Gmünder Kleinkunst-​Café. Lustig wird es mit dem Duo Ernst Mantel & Werner Koczwara in „Vereinigtes Lachwerk Süd“. Das Gipfeltreffen des schwäbischen Humors. Die Premiere des Programms im Januar war ein Riesenerfolg (damals brillant unterstützt von „Herrn Stumpfes Zieh– und Zupfkapelle“).
Ernst Mantel und Werner Koczwara werden als „Vereinigtes Lachwerk Süd“ an diesen großen Premierenabend anknüpfen und auf der Kapfenburg das machen, womit sie im Schwabenland seit Jahren für hochklassigen Humor stehen: feiner Wortwitz, geschliffene Pointen und Songs über die ganz großen Themen, also Führerscheinentzug, doofe Liedermacher, korrekte Hummerzubereitung und Seitenbacher-​Werbung. Hinzu kommt voraussichtlich die erste schwäbische Heino-​Parodie. Fest steht, dass dieses Programm, fein instrumentiert (Mantel) und wortwitzig begleitet (Koczwara), ein schwäbischer Heimatabend der komischsten Art wird. Zu Gast sein wird auch Lars Reichow — so etwas wie ihn gibt es nicht alle Tage: romantisch, klug, nachdenklich und trotz Investmentbanken, Heidi Klum, Paris Hilton, Vorgartenzwerge, deren Häufigkeit mit großen Autos zu korrelieren scheint, Jugendwahn und dem ewigen Widerspruch zwischen Liebe, Routine und Fortpflanzungsdrang weit weg von jeder Verzweiflung. Mühelos begeisterte der Mainzer Kabarettist am Klavier mit seinem melancholischen Optimismus.
Abenteuerliche Momentaufnahmen eines in Not geratenen Alltags
Mit „Gibt’s ein Leben über 40?“ hat sich Kabarettist Thomas Reis als verbal scharfschießender Lebenshelfer etabliert — jetzt lädt der selbst Gebeutelte noch einmal nach. Ob als Mamas Liebling, Jungverliebter, Ehemann, Geschiedener oder Langzeitverbandelter — jede Menge Rätsel stellten sich ihm. Manche konnte er lösen, doch viele Fragen bleiben offen. Frauen sind aus unserem täglichen Leben kaum noch wegzudenken. Sie gebären, erziehen, erregen, benoten und regieren uns. Aber: Machen Frauen wirklich glücklich? Wenn ja, wen? Ist es überhaupt die Bestimmung der Frau, glücklich zu machen? Für viele kommt diese Frage sicher zu spät. Generationen von Verklärten stehen vor den Traualtären, schwören sich: „Bis dass der Tod uns scheidet“ — und warten aber dann vergebens. Die Zuschauer sind aufgerufen, Thomas Reis auf seiner Suche nach Antworten zu begleiten.
Ein leidenschaftlicher Vortrag, eine entfesselte deutsche Sprache und die abenteuerlichsten Momentaufnahmen eines in höchste Not geratenen Alltags: Wer den vielfach preisgekrönten Kabarettisten Jochen Malmsheimer schon einmal live und leibhaftig auf der Bühne erlebt hat, weiß für immer, wovon hier die Rede ist. Stets getrieben von einer schier unbändigen Freude am genussvollen Fabulieren hat Malmsheimer eine unverwechselbare Kunst der Komik geschaffen, die selbst vor den ungewöhnlichsten literarischen Höhen nicht Halt macht.
In seinen Kabarettprogrammen hebt Jochen Malmsheimer lustvoll und in immer wieder neuen Formen die Grenzen zwischen Unsinn und Poesie auf, und getreu dem Motto eines großen deutschen Dichters, „Sag nicht alles, was Du weißt, aber wisse immer, was Du sagst“, ist das alles so gekonnt gemacht und vorgetragen, dass man sich vor Lachen kaum halten kann.