Der Violoncello-​Solist Mathias Johansen demonstrierte im Kloster Lorch die Magie der Musik

Kultur

Rems-Zeitung

Unfassbare Präsenz schlug die zahlreichen Konzertbesucher in der Klosterkirche zu Lorch in ihren Bann, als der junge Musiker Mathias Johansen mit seiner Interpretation der Ligeti-​Sonate Nr.1 Augen und Ohren aller Anwesenden forderte.

Freitag, 02. Juli 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
98 Sekunden Lesedauer

KONZERT (can). Nur sehr selten erlebt man wohl als Zuhörer eine solche Atmosphäre der Aufgelöstheit von Raum und Zeit. Eben dies geschah am Sonntagabend beim Konzert des Freundeskreises des Klosters Lorch, als Johansen nach seinem offiziellen Programm, dem Cello-​Konzert in D von Joseph Haydn, begann, sein Temperament in vollendete Musik umzusetzen. Wohl jeder im Raum spürte die Magie des Moments, die die Zuhörer innehalten ließ.
Zuvor hatte schon das sehr harmonische Zusammenspiel der Musiker von der Orchestervereinigung Schorndorf mit dem oben genannten Gastsolisten die Konzertbesucher begeistert. Unter dem Dirigenten Gotthart Schulz hat sich das Orchester in den letzten zwei Jahren ständig künstlerisch und technisch weiterentwickelt. Die nach der Pause zu Gehör gebrachte „Intrada“ von H.I.F. Biber, die Symphonie in D von J. Chr. Bach und das schon genannte Konzert für Cello in D von J. Haydn wurden in heiterer Spielfreude intoniert, so dass der Funke zum Publikum schnell übersprang. Nicht zuletzt die besondere Atmosphäre und die einzigartige Akustik der gotischen Vierung in der Lorcher Klosterkirche ließen den Klangkörper wunderbar zur Geltung kommen.
Symphonische Variationen
über ein Gedicht Paul Gerhardts
Als Hommage an diese außergewöhnliche Örtlichkeit hatte der Dirigent der Orchestervereinigung Schorndorf einige symphonische Variationen über Paul Gerhardts Gedicht: „Geh aus mein Herz und suche Freud“ komponiert. Sie wurden zu Beginn des Sommerkonzertes als Uraufführung zu Gehör gebracht und verlangten von den Ausführenden viel technisches Können und höchste Konzentration. Beides wurde vom Publikum sehr wohlwollend mit Applaus honoriert und damit ebenso dem Komponisten Respekt gezollt.
Das „Konzert für Freunde“ — zum vierten Mal veranstaltet vom Freundeskreis Kloster Lorch — bildet den Höhepunkt einer kleinen Sommerkonzertreihe der Orchestervereinigung. Weitere Konzerte finden auch in Göppingen, Schwäbisch Gmünd und Schorndorf statt. Die Musiker sind bis auf wenige Ausnahmen Laienmusiker.
Die Altersspanne der rund 40 Musiker erstreckt sich von 14 bis zu 74 Jahren. Mittlerweile wird das Orchester auch aus den Reihen der Musikschule Lorch verstärkt. Das Programm wechselt ein Mal jährlich. Virtuose Solisten werden nach Bedarf und Möglichkeit hinzugezogen. Umso erfreulicher, dass es in diesem Jahr wiederum gelang, mit Mathias Johanson eine junge, überaus talentierte, technisch und künstlerisch brillante und im Übrigen sehr sympathische Unterstützung zu verpflichten.