Lieder von Franz Schubert, Hugo Wolf und Robert Schumann mit Eva Lebherz-​Valentin und Michael Nuber

Kultur

Rems-Zeitung

Eva Lebherz-​Valentin (Sopran) und Michael Nuber (Klavier) gaben am Sonntag im Gemeindezentrum Brücke ein Konzert. Zu hören waren Vertonungen von Franz Schubert, Hugo Wolf und Robert Schumann.Von Ingrid Fifka

Donnerstag, 27. Januar 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
107 Sekunden Lesedauer

KONZERT. Eva Lebherz-​Valentin erklärte die Entstehung und Entwicklung des Kunstliedes, erwähnte die verschiedenen Strömungen und den Unterschied zum Volkslied. Mit Musik-​Beispielen bereitete sie das Publikum auf einen erbaulichen Abend vor. Ihre klare Stimme zog die Hörer augenblicklich hinein ins Geschehen, als sie zu „Gretchen am Spinnrade“ (Goethe) von Franz Schubert ansetzte. Das Pedal des Spinnrads vom Klavier im Hintergrund dezent nachgeahmt, gab der Sängerin in lebendiger Weise die Szenerie: Das verliebte Mädchen — der Zweifel — der Kuss! Die umfassende Ausdruckskraft der Sopranistin provozierte farbige Bild-​Vorstellungen. Mit der gleichen Innigkeit ging sie den „Erlkönig“ (Goethe) an. Süß erklang die Verlockung, bang das Hoffen und endgültig der Tod. Eva Lebherz-​Valentin begeisterte mit ihrer stimmlichen Variabilität in allen Lagen und Michael Nuber mit seiner untermauernden Spielweise, ganz tragisch interpretiert — die technischen Schwierigkeiten meisterte er tadellos. Ein Erlkönig mit Gänsehaut-​Effekt dank des exzellenten Miteinanders der beiden Musiker.
Ausgewogen zurückhaltend mit ständig angepassten Ritardandi gestaltete Nuber die Begleitung zu Schuberts „Ave Maria“ (Scott). Über diesem Grund gestaltete Lebherz-​Valentin formschön die Melodie in ungemein vielen Schattierungen und rührte an selige Gedanken.
Die kleine Auswahl von sechs Stücken aus „Mörike-​Lieder“ von Hugo Wolf zeugte vom vielfältigen Schaffen des Komponisten, der sich überwiegend der Komposition des Kunstliedes widmete. Ein süßes Bienlein zauberte der Pianist mit feinen Trillerchen, darüber setzte die Heidelberger Sopranistin in „Der Knabe und das Immlein“ ihre Stimme in feinsten Nuancen ein, sang ergreifend traurig „Das verlassene Mägdlein“ und „Verborgenheit“ mit mystischem Unterton — die schöne Melancholie ließ Michael Nuber schwer nachklingen, den lichteren Passagen verliehen die beiden Künstler übereinstimmend erhabenen Glanz.
Detailliert klar phrasierte Eva Lebherz-​Valentin die „Storchenbotschaft“, erzählte rührig bei guter Sprachverständlichkeit und setzte mit ihrer Stimme und lässiger Geste einen spritzigen Schlussakzent, derweil Nuber neckisch am Klavier „die klopfenden Geisterchen“ rief. Weitere Schubert-​Lieder waren die gern’ gehörte „Forelle“, das geheimnisvolle „Nacht und Träume“ und betörend wiedergegeben „Auf dem Wasser zu singen“. 21 Eichendorff-​Gedichte sind in Vertonungen von Robert Schumann erhalten. Der Übereinstimmung des Komponisten mit dem Dichter „unter die Oberfläche zu blicken und diese Perspektive an ihr Publikum weiterzugeben“ wurden die beiden Musiker gerecht.
Die Stimme von Eva Lebherz-​Valentin und der Klang des Flügels verschmolzen in „Mondnacht“, dem wohl bekanntesten Lied des Zyklus „Eichendorff-​Liederkreis“ op. 39. Dezent entfaltete die Sopranistin entlang der grazilen Akkorde des Pianisten ihre Stimme, hob an, ein Dialog entstand — träumerisch, transzendent. Gebannt lauschte das Publikum der überwältigenden Musik und entließ die Künstler erst nach einer weiteren Lied-​Zugabe.