Der Schüler-​Eltern-​Lehrer-​Chor des Rosenstein-​Gymnasiums und die Solistin Marlene Pschorr führten Werke von Haydn auf

Kultur

Rems-Zeitung

Eine voll besetzte St.-Bernhards-Kirche in Heubach ist garantiert, wenn der Schulleiter des Rosenstein-​Gymnasiums, Hans Joachim Jauernig, dieBesucher des alljährlich stattfindenden Konzerts der Schule begrüßen kann.

Dienstag, 05. April 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
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KONZERT (kso). Auch der musikalische Leiter des Abends, Thomas Benz, bleibt dabei seiner Tradition treu, denn mit Joseph Haydns Werken setzt er auf eine klassische Auswahl, die beim Publikum bestens ankommt: Das Konzert Nr. 1 in D-​Dur für Horn und Orchester und die berühmte Nelsonmesse in d-​moll für Soli, Chor und Orchester. Beide Werke Herausforderungen, die an diesem Abend von allen Mitwirkenden mit Bravour gemeistert wurden.
Das Horn gut zu spielen war schon immer sehr schwierig, insbesondere im 18. Jahrhundert, als das Instrument noch keine Ventile besaß. Für Marlene Pschorr, Schülerin des Rosenstein-​Gymnasiums und vielfache Preisträgerin, war es eine Gelegenheit, ihr ganzes Können unter Beweis zu stellen.
Viele knifflige Stellen bewältigte sie mit routinierter Sicherheit, so dass die Schönheit dieser Komposition zum Vorschein kommen konnte. Insbesondere der langsame zweite Satz war eine förmliche Zelebration des Hornklangs, im schnellen dritten Satz wurden Assoziationen an Jagd und Schlachtenlärm geweckt. Das Orchester wurde von Thomas Benz einfühlsam geführt, Horn und Streicher verschmolzen zu einem geradezu prickelndem Klang.
Der Schüler-​Eltern-​Lehrer-​Chor ist schon von seinem Erscheinungsbild imposant. Weit über hundert Sängerinnen und Sänger spiegeln eine Schulgemeinschaft wider, die das Potenzial eines Gymnasiums in hohem Maße auslotet. Die Nelson-​Messe war dafür der entsprechende Prüfstein. Ungewöhnlicherweise in d-​moll gesetzt, verrät ihre Bezeichnung „Missa in angustiis“, dass ihre Entstehung in eine Zeit der Bedrängnis und kriegerischer Auseinandersetzungen fällt. In Deutschland und Österreich herrschte die Furcht vor den Franzosen, der Sieg Admiral Nelsons über Napoleon führte auf Umwegen zur populären Namensgebung für diese Messe.
Die Messe besticht durch eine scheinbar unmögliche Verbindung von kompositorischer Strenge und Volkstümlichkeit. Das Kyrie, geprägt durch ein chromatisches Fugato, das von kraftvollen Koloraturen des Solo-​Soprans unterbrochen wird, wurde vom Chor und der Solistin Isabelle Müller-​Cant in spannungsvoller Harmonik dargeboten.
Das Gloria zeichnet sich eher durch einen ständigen Wechsel zwischen Chor und Solisten sowie mehr liedhaften und eingängigen Melodien aus. Die Altistin Simone Häcker-​Brune, der bei Heubacher Aufführungen schon bekannte Tenor Andreas Weller und der junge Bariton Andreas Beinhauer ergänzten sich auf homogene Weise.
Im Credo, einem zweistimmigen Kanon, kommt eine enorm strenge Satzstruktur zum Tragen, unumstößliche Glaubenswahrheiten werden von Haydn meisterlich illustriert. Das Bass-​Solo „Qui tollis“ brachte auf flehentliche Weise zum Ausdruck, wie sehr die Welt auf das Erbarmen Gottes hofft.
Das Benedictus ist eine Herausforderung für alle Mitwirkenden. Der eher lyrische Beginn und eine ungeheure dramatische Entwicklung bis hin zu den Trompetensignalen am Ende zeugen von der ungewöhnlichen Struktur dieses Satzes. Das Osanna im Sanctus und Benedictus wurde vom Chor jeweils freudig-​bewegt gerufen.
Ein verhalten-​inniges Agnus Dei mit einem virtuosen „Dona nobis pacem“ schließt die Haydn-​Messe. Der Chor meisterte dabei auch exponierte Lagen ebenso wie ruhige und flehende Partien. Der anhaltende Applaus zollte allen Mitwirkenden den gebührenden Dank. Für die Zuhörer war dieses Konzert ein beeindruckendes Erlebnis, verbunden mit der Erkenntnis, dass auch unsere Zeit voller Bedrohungen und Bedrängnisse ist.