Das Quadrat in der Kunst kann Kunst im Quadrat sein: Die Sammlung Marli Hoppe-​Ritter im Prediger-​Museum

Kultur

Rems-Zeitung

„Das ist eine Gute-​Laune-​Ausstellung“, freut sich Museumsleiterin Gabriele Holthuis: 50 Werke von 25 Künstlern, die alle das Quadrat zum Thema haben. Nichts als gleichseitige Rechtecke? Schon. Andererseits: Viel mehr als das. Sicher aber ein Vergnügen, das den ganzen Sommer über reichen könnte.

Mittwoch, 06. April 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
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AUSSTELLUNG (rw). Was gibt diese geometrische Grundfigur, diese Urform alles her? Eine nahezu unerschöpfliche Vielfalt, eine vergnügliche Lektion in moderner und abstrakter Kunst, dies wird in den Räumen des Museums im Prediger deutlich, in dessen Innenhof die Sommerausstellung - bis weit in den Herbst hinein zu besichtigen — am Freitag, 8. April, um 19 Uhr eröffnet wird: „Quadratisch. Praktisch. Kunst.“
Das klingt nicht von ungefähr nach dem Slogan einer Firma aus Waldenbuch, die seit der Nachkriegszeit Schokoladenquadrate in allerlei Geschmacksrichtungen und Größen unter die Leute bringt. Es gab auch einmal Rechtecke, tief in den 60er Jahren, sie wogen nur 50 Gramm. Aber diese waren eine atypische Abweichung.
Marli Hoppe-​Ritter, Museumsgründerin und Mitinhaberin der Firma Ritter, sammelt seit 20 Jahren Kunst, die sich formal und inhaltlich mit dem Quadrat beschäftigt. Sie sei nicht wegen der Schokolade zu diesem Thema gelangt, sagt Gabriele Holthuis. Andererseits: Es hätte ja nahegelegen. Rund 800 Arbeiten hat die Sammlerin inzwischen zusammengetragen, Tendenz stark steigend. Dabei achtet sie darauf, dass Opportunismus außen vor bleibt: Die Künstler, deren Werke sie auswählt, müssen sich schon intensiv und langfristig mit dem Quadrat auseinandersetzen. Der Sammlung kommt dies zugute, sie hat schon ein verblüffendes Profil gewonnen und fächert ein Spektrum der Moderne auf, die hier bei aller Rationalität leicht und spielerisch daherkommt. Wer will, kann darin freilich auch die Mechanik des Kalküls erkennen, das Serielle und manchmal auch nur Grelle der abstrakten Kunst, den selbstverliebten Geistesblitz.
Zu sehen sind sowohl Werke bedeutender, etablierter Künstler wie Vera Molnar, Francois Morellet, Marcello Morandini und Jesus Rafael Soto wie auch die Positionen jüngerer Künstler wie der Koreanerin So-​Ah Yim und von Sabine Straub. Streng konkrete Arbeiten stehen neben kinetischen Konzepten und Licht– und Computerkunst. Es steckt wieder einmal ein Jahrhundert Kunstgeschichte in konzentrierter Form darin, ein Triumph der Moderne, die sich hier nahezu zeitlos, jedenfalls schwer zu datieren gibt — vom Konstruktivismus über die De Stijl-​Bewegung und die Zürcher Konkreten bis hin zur Minimal Art und Op-​Art.
Gabriele Holthuis ruft für den Prediger das „Jahr der abstrakten Kunst“ aus: Unten in der Galerie verbreiten die Objekte und Bilder von Henninges und Kandel eine meditative Stimmung, oben im Museum regiert das Quadrat, und auch die letzte Ausstellung des Jahres 2011 wird mit Werken von Hermann Pleuer und Paul Mahringer zeigt den Weg in die Abstraktion. Außerdem setzt die Museumsleiterin die Reihe der Präsentationen von Unternehmens-​Kunstsammlungen fort, die mit der Burda-​Schau vor fünf Jahren begonnen hat. Marli Hoppe-​Ritter hat sich damals überzeugen lassen, dass ihre Sammlung in den Räumen des einstigen Dominikanerklosters wirkungsvoll zur Geltung kommen. Wovon man sich einen Sommer lang überzeugen kann.

„Quadratisch. Praktisch. Kunst. Die
Sammlung Marli Hoppe-​Ritter zu Gast in Schwäbisch Gmünd.“ Eröffnung am Freitag, 8. April, 19 Uhr im Prediger-​Innenhof durch OB Richard Arnold. Marli Hoppe–
Ritter hält ein Grußwort, Barbara Willert (Direktorin des Museums Ritter) und Gabriele Holthuis sprechen. Es musiziert das Salagon Quartett.