Und oben leuchtet die Kunst als Leitstern

Kultur

Rems-Zeitung

In seinem Leben habe er immer nach vorne geschaut, bekannte Hans Kloss, „da weiß man nicht, was kommt.“ Er dürfte er auf einer Woge des Glücks geschwommen sein, als am Mittwochabend das Buch vorgestellt wurde, dessen Thema der Künstler und sein Schaffen ist.

Mittwoch, 29. Juni 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
117 Sekunden Lesedauer

KUNST (rw). Eine Künstlerbiographie zu Lebzeiten, die gleichzeitig einen eindrucksvollen Überblick über das Schaffen gibt — es muss für Hans Kloss ein Traum in Erfüllung gegangen sein. Gestern Abend platzte das Refektorium des Klosters Lorch, dieser ebenso große wie ehrwürdige Saal, wieder einmal schier aus allen Nähten, als sich dort die Gäste versammelten.
Eingeladen hatte der Freundeskreis Kloster Lorch, dessen Ehrenmitglied Hans Kloss ist — nebenan im Kapitelsaal steht jenes Werk, das mittlerweile mehr als 500 000 Besucher gesehen haben, das Stauferrundbild von Hans Kloss. Die Autorin Susanne Lange-​Greve verwendete einen Tagebucheintrag des Künstlers zu diesem Projekt für den Titel ihres Werks: „Alles unter einem Himmel.“
„Kaum glaublich, was ein Mensch in 73 Jahren erleben kann — und faszinierend ist hier auch die Fülle der Ideen“, schwärmte Freundeskreis-​Vorsitzender Manfred Schramm, der unter den Besuchern den Landtagsabgeordneten (und Heubacher Bürgermeister) Klaus Maier sowie den Gmünder OB Richard Arnold begrüßte. Die Kloss-​Biographie der promovierten Literaturwissenschaftlerin Susanne Lange-​Greve ist erschienen in der Reihe der von der Stiftung Literaturforschung in Ostwürttemberg herausgegebenen „Lauterner Schriften“. Sie mache Hans Kloss noch bekannter, sagte Stiftungs-​Vorsitzender Reiner Wieland. Es dürfte das bislang prächtigste Buch in dieser Reihe sein, nicht zuletzt ermöglicht durch einen Lorcher Mäzen und engagierten, langjährigen Begleiter des Werkes von Hans Kloss.
Susanne Lange-​Greve, die zwei Jahre an der Biographie gearbeitet hat, schilderte in einem raschen Durchgang Stationen aus Hans Kloss’ „reichem und komplexen Leben“, das 1938 begann, zunächst in eine Kriegskindheit und zur Flucht des 15-​Jährigen aus der damaligen DDR führte, wo dem Bub Margot Honecker bei den Weltjugendspielen noch einen Kuss verpasst hatte. Kloss wollte Maler werden — und kam nach Schwäbisch Gmünd. Bevor er freischaffender Künstler wurde, absolvierte er eine Lehre als Porzellanmaler. 1963 eröffnete er seine erste Galerie in Gmünd, „seitdem ist er nicht aus den kulturpolitischen Initiativen wegzudenken.“ Ein Mann voller Energie und Disziplin, beseelt von einem Schaffensdrang und einem Sinn für Unabhängigkeit — einer, der an dem einen Himmel, unter den er alles packt, einen großen leuchtenden Leitstern haben muss.
Hans Kloss jedenfalls machte in seiner mit Anekdoten gespickten Rede das Verhältnis von Kunst und Politik zum Thema, unter besonderer Berücksichtigung der Gmünder Oberbürgermeister, die er erlebt hat. Einer von diesen, nachzulesen im Buch, zeigte ihn wegen Anstiftung zum Mord an — wegen einer Karikatur.
Und als einer, der selbst 30 Jahre kommunalpolitisch aktiv war, wandte sich Hans Kloss an Oberbürgermeister Arnold in seinem Plädoyer, Herausragendes und Außergewöhnliches zu schaffen. Zusammenhalt geschehe über die Kultur, das Geschichtsbewusstsein sei zu stärken: „Wir dürfen nie vergessen, wo wir herkommen.“ Nebenbei: „Kunst lebt auch davon, dass man davon leben kann.“