Amore, Verwirrung und Verwechslung

Kultur

Rems-Zeitung

Diese „Nacht in Venedig“ in der Silberwarenfabrik Heubach, veranstaltet vom Kulturnetz am vergangenen Sonntag, war ein spektakuläres Operettenereignis für das große Publikum. Das Trio mit der Sopranistin Inge Bidlingmaier, dem Tenor André Schann und dem Pianisten Florian Metz gab einen Querschnitt durch die musikalische Komödie von Johann Strauß. Das Ensemble kreierte das Stück quasi als Kammerspiel — die beiden Sänger schlüpften gleich in mehrere Rollen.

Mittwoch, 13. Juli 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
123 Sekunden Lesedauer

KONZERT (fif). Das heitere Verwechslungsspiel dreht sich um den Herzog Guido von Urbino, einem Frauenheld, der jedes Jahr zum Karneval nach Venedig reist, um sich zu vergnügen. „Treu sein, das liegt mir nicht — weil ich leicht den Kopf verlier“, gesteht er frei heraus. Die schöne Barbara Delaqua begehrt er heuer — von diesem Ansinnen Wind bekommend, plant der Senator, sie aus der Stadt zu bringen und sich von ihrer Zofe Ciboletta, zum Ball begleiten zu lassen, was aber nicht im Sinne der Schönen ist, die kurzerhand die Rolle mit dem Fischermädchen Annina tauscht, damit auch sie sich amüsieren kann. Caramello, der Leibbarbier des Herzogs und von diesem beauftragt, das Objekt seiner Begierde in den Palazzo zu bringen, führt in dem immer größer werdenden Tumult, ohne es zu wissen mit „Komm in die Gondel, mein Liebchen, steige nur ein“, seine eigene Braut dem Herzog zu.
Florian Metz eröffnete das Schauspiel mit der spritzig, witzig, aber auch sinnig gespielten Ouvertüre — Inge Bidlingmaier erzählte als Ciboletta (der Zofe) ihre Geschichte vorzüglich. Mit klarer Stimme und kokettem Schauspiel zog sie das Publikum in ihren Bann. Ihr Liebhaber, der Makkaronikoch Pappacoda alias André Schann trat stimmungsvoll mit angenehmen Tenorklängen auf. Auch als Barbier Caramello überzeugte er mit seiner Ausdruckskraft, das Bühnengeschehen dehnten die beiden Solisten auf den gesamten Saal und Eingangsbereich aus. Die Wirkung war lebhaft, man fühlte sich mitten im Geschehen, insbesondere beim Auftritt der Sopranistin als Annina, dem Fischermädchen: „Frutti di mare“ tönte es schon von Weitem, detailliert klar phrasierte sie ihren Part gekonnt und verteilte nebenbei noch Schokomuscheln aus ihrem Fischernetz ans Publikum.
Wieder im neuen Kostüm, standesgemäß als Herzog verkleidet, gab Schann ein herzerweichendes „Ich träume von dir, bella Venezia“ und gleich darauf ein sängerisch vorzügliches Gondellied. Betörend mit seinem feinen Timbre und darstellerischer Galanterie gewann er die Herzen der Hörer. Tief beeindruckend die Begleitung durch Florian Metz, der mit seinem Spiel die Fahrt auf dem Wasser vorzüglich interpretierte — das leichte Schaukeln der Gondel und das Kräuseln der Wellen waren deutlich vernehmbar.
Im Duett „So sind wir endlich denn allein“ agierten die beiden Künstler mit viel Spielwitz und Charme und im „Schwipslied“ bewies Bidlingmaier komödiantisches Können, ging ganz in ihrer Rolle auf und erheiterte die Zuhörer aufs Höchste, es wurde kräftig gelacht. Noch einmal als Ciboletta und Pappacoda verkleidet gaben die beiden Künstler „Take take tak. Erst hack’ ich fein“ virtuos, voller Elan und Leidenschaft — sie bereiteten dabei Unmengen Makkaroni zu und reichten die Terrinen, gefüllt mit Süßigkeiten ans Publikum weiter — „alles delikat“. Die Aufführung, so kurzweilig und stets voller Esprit gestaltet, wurde mit Standing Ovations belohnt.