Der Ingolstädter Kabarettist Günter Grünwald im Gmünder Stadtgarten

Kultur

Rems-Zeitung

Viele kennen ihn aus dem Bayerischen Fernsehen, wo er mit seiner Grünwald Freitags-​Comedy reüssiert. Am Mittwoch trat der Ingolstädter Kabarettist Günter Grünwald im Stadtgarten auf.

Freitag, 15. Juli 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
150 Sekunden Lesedauer

KABARETT (cl). Mit seinem Programm „Gestern war heute morgen“ begeisterte er die zahlreich erschienen Zuschauer. Im Rampenlicht von schweißtreibenden mehreren tausend Watt mit einem einzigen Accessoire – einer Rolle Tesafilm — spulte er mit gewohntem Charme und in bayerischen Dialekt sein Programm locker ab. Sein Markenzeichen: Er kritisiert Alltägliches nicht aus der Distanz, sondern aus seiner persönlichen Sicht.
Er widmet sich nicht nur den Menschen von nebenan, sondern auch seinem Stammwirtshaus, das durch ein Missverständnis zum Zielobjekt radikaler Araber wurde. Aber gegen freie Religionsausübung habe er nichts, schließlich seien die Moscheen, die gebaut würden eindrucksvolle Gebäude. Allerdings, so Grünwald „will ich nicht, dass ein Muezzin um halb fünf morgens zum Gebet ruft. Haben die denn keinen Wecker?“ So kommt es vor, dass auch Jehovas Zeugen von ihm gekonnt abgewimmelt werden: „Glauben ist eine gute Sache, aber bitte kommen Sie wieder, wenn Sie etwas wissen.“
Es macht einfach Spaß, ihm bei der Erfindung abstruser Geschichten zu folgen, bei denen er permanent das Stilmittel der Übertreibung nutzt, etwa, wenn er sich die Frage stellt, warum „Araber immer eine Fahne zum Verbrennen griffbereit haben? Im Orient muss es überall Geschäfte für Aufruhrbedarf geben.“ Oder er sinniert kurzerhand darüber, wie sich die Welt wohl entwickelt hätte, wenn vor rund 2000 Jahren ein römischer Legionär die Nägel zu Hause hätte liegen lassen, Jesus somit nicht am Kreuz gestorben, sondern ertränkt worden wäre? „Wahrscheinlich würde in jeder Kirche auf dem Altar statt einem Kreuz ein Aquarium stehen“, so Grünwalds logische Überlegung.
Bedient wird auch das konservative Jugendbild, diese handysüchtigen, fastfoodfressenden und computerabhängigen Jugendlichen, deren wichtigstes Utensil der Alkohol und das Handy ist, mit dem nur sinnlos telefoniert wird. Aber was Günter Grünwald hier so irritiert „Die schauen ja immer nur ins Handy – ich dachte, die telefonieren. Aber die bekommen bestimmt Anweisungen auf dem Display: Einatmen, ausatmen, einatmen.“
Der bayerische Comedian kokettiert auch im Folgenden mit seinem technischen Unverständnis: „Ich bin einfach kein Technik-​Freak – ich war schon skeptisch, als damals von Federkiel auf Kugelschreiber umgestellt wurde.“ Auch mit den neuen Dimensionen des Digitalfernsehens hat er zu kämpfen: Früher gerade mal drei Sender zur Auswahl – heute sind es über 400. So dauert es nicht lange, bis er erstmals im Nachtprogramm von BahnTV wegzappt und auf leicht bekleidete Damen stößt, die sich lasziv mit der Aufforderung an ihn wenden, ihn anzurufen: „Ich kannte die ja nicht und was redet man mit total versauten Girls?“
Oder mit den „Gays in deiner Umgebung“, die er alle nicht kennt und die er trotzdem anrufen soll. Schwule mit Nieten in Leder und das in seiner Umgebung? Wo sein Dorf noch nicht mal einen Bäcker oder Metzger hat.
Weiter erklärt er das kirchliche Rotationsprinzip: „Der Pfarrer, der an Ministranten rumgeschraubt hat, wird einfach in die nächste Gemeinde versetzt.“ Günter Grünwald schaffte es tatsächlich, sein Publikum zwei Stunden durchgehend am Lachen zu halten
Eine Zugabe gab es eigentlich keine. Aber Grünwald erklärt eine Viertelstunde lang wortreich, warum. Obwohl er schon vor vier Wochen seine Equipmentliste dem Veranstalter zukommen ließ, dieser sich aber nur darüber amüsiert habe, anstatt die benötigten Utensilien zu besorgen. So konnte man ihm statt einer 4,8 Kilometer langen Showtreppe nur eine dreistufige Trittleiter anbieten. Schade, ansonsten hätte man im Stadtgarten noch eine Stepp– und Gesangsrevue inklusive Showgirls und Kronleuchter bestaunen können. Und den Komiker mittendrin im weißen Frack. Aber gestern war heute morgen und morgen wird gestern schon vorgestern sein. Am Mittwochabend war es dann jedenfalls vorbei. Wobei in der Vergangenheit das meiste besser war.